Das Wertpapier der Krise

Eines der irrationalsten Phänomene der Covid-19-Pandemie ist sicher das Horten von Klopapier. Nachdem sich im Frühjahr die erste Verwunderung über panikartig leer gekaufte Supermarkt­regale gelegt hat, ruft der Hype Psychologen, Angstforscher und Wirtschaftswissen­schaftler auf den Plan. Ein profanes Alltags­produkt, das in keiner funktionalen Beziehung zum Coronavirus steht, wird auch in der zweiten Welle wieder zur Mangel­ware und zum Krisensymbol. Angeblich sollen Persönlichkeits­merkmale wie Gewissen­­­haftigkeit, Perfektionismus und Vorsicht Einfluss auf die doch sehr unsozialen Hamster­käufe haben. Vielleicht haben aber auch die Hersteller und Händler nicht bedacht, dass die Menschen nun verstärkt im Homeoffice und nicht im Büro sind – was zur Folge hat, dass sie ihr Geschäft eben öfter zu Hause verrichten. Wie auch immer, der Hamster in uns hat eine lange Tradition und gilt offenbar sogar für Fantasy-Gestalten wie diesen habgierigen Gollum aus der „Herr der Ringe"-Trilogie, der sich auf einem Graffito im Ber­liner Mauerpark eine Rolle des neuen „weißen Goldes" gesichert hat. Hauptsache, der Hintern bleibt sauber!