Der Ex-Präsident der USA legt seine Memoiren vor und glänzt dabei mit seiner fast poetischen Sprache. Sicher – die Kapitel, die von seinem kometenhaften Aufstieg erzählen, von politischen Strategien, Gegnern und Verbündeten, Höhen und Tiefpunkten auf dem Weg ins Weiße Haus als erster afroamerikanischer Präsident, sind spannend und historisch. Es sind aber die intimen Momente und deren oft fast dichterische Beschreibung, die dieses Buch zu einer ganz außergewöhnlichen Politiker-Autobiografie machen. Wenn Obama in lyrischen Farben das einsame Weiße Haus bei Nacht beschreibt, sich zurückbesinnt auf die vielen innigen Momente mit seiner Familie, oder seine Gefühlswelt offenlegt.
Es ist zu betonen, dass dieser erste Band im Mai 2011, mit der Tötung von Osama bin Laden, endet. Noch spielt Donald Trump in der US-Politik keine Rolle. Aus der Sicht eines Rückblicks auf das Jahr 2020, in dem Trumps Präsidentschaft endet und die von Joe Biden eingeleitet wird, ist es aber aufschlussreich zu lesen, warum Obama Joe Biden als Vizepräsident auswählte: „Vor allem aber war Joe ein Mensch mit Herz."
Donald Trump selbst wird erst sehr spät im Buch erwähnt, als er behauptet, Obama sei gar nicht in den USA geboren und käme deshalb als Präsident nicht infrage. Mehr zu Trump lesen wir dann wohl im zweiten Band. Obama erkennt in diesem ersten Band schon, dass der Grundstein für Trumps erfolgreiche Kandidatur lange gelegt wurde, bevor dieser auf der großen politischen Bühne auftaucht. Denn mit Sarah Palin als Vizepräsidentschaftskandidatin seines damaligen Konkurrenten John McCain seien „die dunklen Gespenster, die lange an den Rändern der Republikanischen Partei ein Schattendasein gefristet hatten" wie Fremdenfeindlichkeit, Rassismus oder paranoide Verschwörungstheorien, in die Mitte der Partei gerückt. Solche scharfsichtigen Analysen gepaart mit tiefen Einblicken in das Seelenleben des bemerkenswerten ehemals mächtigsten Mannes der Welt, machen diese Buch zu einem großen Leseerlebnis.