Mit 26 Punkten geht der 1. FC Saarbrücken in die kurze Drittliga-Pause. Das 3:3 gegen den FC Ingolstadt war symptomatisch für das Jahr der Blau-Schwarzen.
Ist das Glas halb leer oder halb voll? Für Trainer Lukas Kwasniok stellt sich die Frage nicht. Der FCS-Coach macht keinen Hehl daraus, dass er mit der Ausbeute von 26 Zählern aus 16 Spielen mehr als zufrieden ist. Dass es im hektischen Umfeld der Blau-Schwarzen bereits einige gab, die von einem Durchmarsch träumten, stört den 39-Jährige dabei nicht. „Die Mannschaften, die mit uns oben stehen, haben zu Beginn wenig gepunktet. Es war klar, dass die mit ihrer Qualität ins Rollen kommen werden und dass wir die Perfomance nicht ganz so halten können", sagte der Trainer nach dem 3:3-Unentschieden gegen den FC Ingolstadt.
Hinter den Blau-Schwarzen liegt ein turbulentes Jahr. Vor zwölf Monaten entschied sich die Vereinsverführung dazu, den beliebten Trainer Dirk Lottner zu entlassen. Auf Tabellenplatz eins in der Regionalliga wohlgemerkt. Dass die Wahl auf Kwasniok fiel, hat viele überrascht. Den heutigen Trainer übrigens auch. „Es hätte nicht viele Vereine gegeben, die mir diese Chance gegeben hätten. Dafür bin ich sehr dankbar", sagt der Trainer. Große Gelegenheiten, sein Können unter Beweis zu stellen, hatte Kwasniok zunächst nicht. Natürlich stechen die beiden Pokalkrimis gegen den Karlsruher SC und Fortuna Düsseldorf heraus. In der Liga gab es zwei Pflichtsiege beim FSV Frankfurt und gegen die TSG Balingen. Das letzte Liga-Spiel bei Astoria Walldorf wurde mit 0:1 verloren. Danach stoppte Corona den Fußball-Zirkus. Für den FCS begann eine Zeit des Bangens. Würde die Saison abgebrochen und annulliert? Am Ende wurde die Tabelle eingefroren, der FCS stieg am Grünen Tisch auf.
Der Meisterschafts-Schampus war gerade verperlt, da setzte es den Mega-Schock. Sportdirektor Marcus Mann, Gesicht des Aufschwungs, verließ den Verein nach vier Jahren und schloss sich als Nachwuchs-Chef der TSG Hoffenheim an. Der frühere Trainer Jürgen Luginger trat seine Nachfolge an. Die Zielsetzung war klar. „Nur nicht in Abstiegsgefahr geraten, unser Anspruch muss es schon sein, dass wir eine solide Runde spielen", sagte Luginger vor Saisonstart. Diesen Auftrag hat Kwasniok mit seinem Team erfüllt. Die Tabelle interessiert den Trainer derzeit eher wenig: „Die Gesamtbilanz stimmt. Die Spiele, die wir gewonnen haben, haben wir verdient gewonnen. Es gibt eigentlich nur eine Ausnahme, das war das Spiel bei 1860 München." Dass es in den letzten sechs Spielen des Jahres vier Unentschieden und zwei Niederlagen gab, ist für Kwasniok dabei Teil einer Entwicklung. „Solche Phasen gibt es. Für uns ist es wichtig, dass wir wissen, dass kein Spiel dabei war, wo man das Gefühl hatte, dass wir richtig unter die Räder kommen können. Es war immer eng. Und wir werden auch wieder enge Spiele gewinnen."
„Wir werden auch wieder enge Spiele gewinnen"
Bereits am 2. Januar geht es für den FCS weiter. Am 9. Januar steht bereits die Auswärtsfahrt nach Meppen an. Die Tabelle ist durch die Corona-Wirren ohnehin verzerrt. „Wir sind in der Situation, dass wir nur auf uns schauen können. Wir nehmen Spiel für Spiel an und versuchen, so oft wie möglich zu gewinnen", sagt Kwasniok.
Gewinner und Verlierer gab es beim FCS einige. Der Trainer zählt eindeutig zur ersten Kategorie. Der FCS spielt einen spektakulären Fußball, kassiert aber auch ein paar Gegentore zuviel. „Wir wollen offensiv spielen und den Leuten etwas bieten. Wir hatten zwischendurch eine Phase, in der wir einige Gegentore im Rücken der Abwehr bekommen haben. Das hat mich geärgert, das haben wir abgestellt. Ansonsten ist es in dieser Liga halt so, dass man nicht alles verteidigen kann. Gegen Ingolstadt haben wir einen Fehler im Aufbau gehabt, ansonsten muss man anerkennen, dass eine qualitativ gute Mannschaft die Tore auch eben gut rausspielt", erklärt der Trainer.
Die Gewinner innerhalb des Teams sind zunächst in der Offensive zu finden. Allen voran Neuzugang Nicklas Shipnoski. Der 22-jährige Außenspieler traf neunmal, bereitete sechs weitere Treffer vor und ist somit bester Scorer der Liga. Zweitbester Schütze ist Angreifer Sebastian Jacob. Der 27-jährige Vizekapitän startete glänzend in die Saison, hing am Ende aber ein wenig durch. Vom System mit der Einzelspitze will Kwasniok nicht abweichen. „Sebastian hat die ganze Runde durchgehalten, das haben ihm viele nicht zugetraut. Für unser System ist er optimal", erklärt der Trainer und fügt hinzu: „Ich hoffe schon, dass bei Maurice Deville im neuen Jahr der Knoten platzt, weil er gefühlt nicht alle vier Wochen bei der Nationalmannschaft ist. Auch bei Lukas Schleimer habe ich die Hoffnung, dass er den Durchbruch schafft. Die Anlagen hat er. Sollten wir wirklich mal die Brechstange benötigen, haben wir José Pierre Vunguidica." Hoffnungen setzt Kwasniok auch in den wiedergenesenen Minos Gouras. „Da erwarte ich mir schon den einen oder anderen besonderen Moment."
Neben Shipnoski und Jacob stachen auch Torwart Daniel Batz, Abwehrchef Steven Zellner und Neuzugang Marin Sverko heraus. Eher enttäuschend verlief das erste Halbjahr für Mentalitätsspieler Fanol Perdedaj. „Er hat Dauer-Probleme mit seiner Wade. Wenn das Vertrauen in den Körper fehlt, ist es schwer", sagt der Trainer. Innenverteidiger Christopher Schorch spielt gar keine Rolle mehr. Ohnehin ist dem Trainer der Kader zu groß. „Wir werden nach den Feiertagen mit den betroffenen Spielern sprechen und ihnen klarmachen, wie ihre Perspektive ist. Aber wir jagen auch niemanden weg. Aber im Normalfall hätte ich gerne 18 gestandene Spieler plus vier Nachwuchsleute." Offen ist auch die Zukunft des Trainers, dessen Vertrag im Sommer ausläuft. „Wir hatten bislang ein loses Gespräch, mehr war noch nicht. Ich möchte nicht den Status quo erhalten, mir ist es wichtig, dass wir eine Perspektive haben, um uns entwickeln zu können."