Der 1. FC Saarbrücken muss den Blick nach der 1:0-Auswärtsniederlage beim SV Meppen nach unten richten. Schon am Dienstag geht es zum FC Magdeburg.
In der 3. Liga geht es schnell. Zwischen einer Tabellenführung und dem Abstiegskampf liegen manchmal nur wenige Spiele. Für den 1. FC Saarbrücken hat eine solche Phase nun begonnen. Nach der 1:0-Auswärtsniederlage beim SV Meppen steht für die Blau-Schwarzen zunächst das Auswärtsspiel beim FC Magdeburg an, gefolgt von den beiden Heimspielen gegen den FSV Zwickau und den VfB Lübeck – allesamt Gegner aus der Abstiegszone. Danach wird man wissen, ob der Aufsteiger die Kurve bekommen oder es mit einer handfesten Krise zu tun hat.
Das Team von Trainer Lukas Kwasniok, das über weite Strecken der bisherigen Saison begeisternden Fußball zeigte, tut sich schwer mit der Realität in der 3. Liga. Tiefe, schlechte Plätze, lange Bälle und viele Standardsituationen – nur mit spielerischen Akzenten wird es schwer zu punkten. Kwasniok ist nun gefordert, einen Plan B zu entwickeln. Auch in Meppen war sein Team spielerisch das bessere. Doch was bringt das am Ende, wenn wieder einmal ein ruhender Ball das Spiel entscheidet? „Es war ein typisches Drittliga-Spiel. Wenn du dann in Rückstand gerätst, wird es schwer“, sagte Verteidiger Boné Uaferro realistisch. Coach Kwasniok wurde noch deutlicher: „In dieser Liga musst du Standardsituationen mit Leidenschaft verteidigen. Wenn du das nicht schaffst, bekommst du ein Problem.“ In der Halbzeit hat es deshalb ordentlich gescheppert. Adressat der Kritik war unter anderem Kapitän Manuel Zeitz, der den Meppener Zielspieler Lars Bünning – ebenso wie Nicklas Shipnoski – nicht entscheidend beim Kopfball zum Siegtreffer störte. Zuvor hatte der 1. FCS durch Minos Gouras und Sebastian Jacob selbst zwei Chancen, um in Führung zu gehen. Danach tat sich Kwasnioks Team auf dem Acker im Emsland schwer. Lediglich zwei Freistößen des eingewechselten Markus Mendler brachten ein wenig Gefahr. Doch am Ende stand das siebte sieglose Spiel in Folge.
Bezeichnend für den Auftritt des Aufsteigers in Meppen war die Tatsache, dass der 18-Jährige U19-Kapitän Luca Kerber der auffälligste Akteur im Dreier-Mittelfeld war, in dem Kapitän Zeitz und Routinier Jänicke einen gebrauchten Tag erwischten. Auffällig abermals die Probleme bei hohen Bällen und die mangelnde Torgefahr bei eigenen Standards. Auch aus diesem Grund sucht Sportdirektor Jürgen Luginger noch einen kopfballstarken Innenverteidiger.
Heiß diskutiert wird im Umfeld die Personalie Christopher Schorch. Der 31-Jährige wurde in der vergangenen Woche gemeinsam mit fünf Mannschaftskollegen zu einer Trainingsgruppe zwei degradiert. „Die Spieler haben sich nichts zuschulden kommen lassen“, erklärte Trainer Kwasniok wiederholt. Die Strategie des Clubs ist nachvollziehbar, schließlich sollen die Spieler schnellstmöglich neue Clubs finden. Mangelhafte Trainingsleistungen sind dabei aber nur eine Seite der Medaille.
Brisant ist vor allem der Fall Schorch. Der Innenverteidiger, auch aufgrund seines sozialen Engagements sowie seiner bewusst gesuchten Nähe zu den Fans bei vielen Anhängern beliebt, war innerhalb des Teams nie ein Wortführer, geschweige denn ein Leader. Die nach der Meppen-Niederlage wieder aufgekommene Debatte, Kwasniok solle Schorch „begnadigen“, ist daher überflüssig. Sportlich, so lautet der einhellige Tenor, sei Schorch ohnehin keine Alternative, die dem Team helfen könnte.
Alternativen muss aber auch Kwasniok finden, damit sein Team nicht noch weiter in einen Abwärtsstrudel gerät. Denn vor allem im Angriff hakt es. Sebastian Jacob ist seit Wochen glücklos, gegen die Verpflichtung eines sogenannten Wandspielers hat sich der Trainer mehrfach ausgesprochen. Der im Mannschaftskreis hochangesehene José Pierre Vunguidica ist zwar in aller Regel im Kader, wird aber selbst bei Rückständen so gut wie nie eingewechselt. Neuzugang Julian Günther-Schmidt ist ein ähnlicher Typ wie Jacob. Vor der Saison hatte Kwasniok alle Hebel in Bewegung gesetzt, um Maurice Deville zu verpflichten. Der introvertierte Luxemburger hat es derzeit nicht leicht, spürt zudem nicht das unbedingte Vertrauen des Trainers, das er für sein Spiel benötigt. Zuletzt war er dann auch noch verletzt. Noch rätselhafter ist der Fall Lukas Schleimer. Der talentierte Offensivmann ist seit Wochen außen vor. Auch hier hat Kwasniok offenbar „Einstellungsprobleme“ ausgemacht. Zuletzt soll der 21-Jährige aber stark trainiert haben. Mit nach Meppen und Magdeburg durfte er dennoch nicht fahren.
Einen Lichtblick gab es dann doch noch. Der beherzte Auftritt Luca Kerbers macht Hoffnung auf mehr. Der 18-Jährige war einer der besten Saarbrücker Feldspieler in Meppen. „Ich war schon extrem nervös, habe mich dann aber gut reingefunden. Aber ich kann mich sicher noch steigern“, lautete die wohltuend realistische Einschätzung des Youngsters.
FORUM-Einzelkritik:
Daniel Batz: Beim Gegentor schuldlos, ansonsten mit einer guten Parade und selten gefordert. Note: 3
Anthony Barylla: Bestätigte seine schwachen Auftritte vor Weihnachten. Fahrig und nervös, weit entfernt vom normalen Leistungsniveau. Note: 4-
Steven Zellner: Bester Saarbrücker neben Luca Kerber. Gewann nahezu alle Zweikämpfe, konnte aber auf schwierigem Boden keine Impulse nach vorne setzen. Note: 3
Boné Uaferro: Kopfballstark und robust. Einige Fehler beim Spielaufbau. Note: 3-
Jayson Breitenbach: Licht und Schatten wechselten sich ab. Sah auf holprigem Geläuf manchmal unglücklich aus. Note: 4
Manuel Zeitz: Bemüht, aber über weite Strecken sehr unglücklich. Beim Gegentor merkwürdig teilnahmslos. Wenig Struktur im Spiel. Note: 4-
Tobias Jänicke: Der Routinier hatte eine Fehlpassquote von gefühlt 100 Prozent. Seine Auswechslung zur Pause war folgerichtig. Note: 5
Luca Kerber: Beherzter Auftritt des 18-Jährigen, der manchmal etwas übermotiviert in den Zweikämpfen war. Note: 3
Minos Gouras: Hatte die beste Saarbrücker Chance, lief ansonsten viel, aber meist vergeblich. Note: 4
Sebastian Jacob: Eine gute Kopfballchance, ansonsten völlig in der Luft hängend. Probleme mit der Ballverarbeitung. Note: 4-
Nicklas Shipnoski: Unaufmerksam beim Gegentor. Der beste Scorer kam trotz großer Laufleistung kaum in aussichtsreiche Positionen. Note: 4-
Julian Günther-Schmidt: Kam für Jänicke, sollte Jacob entlasten. Kämpfte und rackerte, aber ohne Glück. Note: 4
Markus Mendler: Nicht nur aufgrund seiner beiden Freistöße ein belebendes Element im FCS-Spiel. Note: 3