Werner Klumpp war eine der prägenden Gestalten in der Saar-Politik. In unterschiedlichen Positionen hat der Liberale entscheidende Weichen gestellt. Er wurde 92 Jahre alt.
Werner Klumpp liebte die Kunst, besonders das Theater. Mit seiner Frau Edith sah man ihn häufig bei Ballett-Vorstellungen. Anschließend saß man zusammen und feierte. So lernten wir uns kennen. Klumpp war damals Vorsitzender der saarländischen FDP und kämpfte um deren Wiedereinzug in den Saar-Landtag, weil seine Partei an der Fünfprozenthürde gescheitert war. Es war keine leichte Aufgabe, den Vorsitz einer Partei zu übernehmen, die im Saar-Parlament nicht mehr vertreten war. Aber Werner Klumpp liebte solche Herausforderungen. Dass der Wiedereinzug gelang, war entscheidend sein Verdienst. Über zwei Jahrzehnte war er das Gesicht der saarländischen Freidemokraten.
Neben dem Staatstheater lag ihm die Moderne Galerie am Herzen. Dass in der Sammlung auch ein Werk Picassos („Stuhl mit Schädel und Buch") zu finden ist, geht auf seine Initiative zurück. Er kümmerte sich um die Finanzierung. Auch als er Präsident des Saarländischen Sparkassenverbandes wurde, war er ein gesuchter Sponsor der Kunstszene im Land.
Wenn er vor mir saß und seine Pfeife rauchte, erinnerte er mich immer an den ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss. Sein Lehrer war der Staatsrechtler Theodor Eschenburg. Von ihm lernte er, wie wichtig es war, für den liberalen Rechtsstaat einzutreten und die Privatsphäre seiner Bürgerinnen und Bürger zu schützen. Politiker wie er fehlen in einer Zeit, in der es sich die Internet-Giganten der USA zum Geschäftsmodell gemacht haben, das Privatleben der Menschen auszuforschen.
In den 70er-Jahren vereinbarten wir eine sozialliberale Koalition für die Stadt Saarbrücken und den Stadtverband. Er musste diese Koalition gegen viele Widerstände durchsetzen, sah doch die saarländische CDU in der Saar-FDP ihren natürlichen Koalitionspartner. Werner Klumpp wurde Stadtverbandspräsident, ich Oberbürgermeister von Saarbrücken. Noch heute erinnern sich viele Saarländerinnen und Saarländer an diese Zeit, in der unter anderem das Saarbrücker Schloss wiederaufgebaut wurde und die Saarbrücker Innenstadt mit der Fußgängerzone St. Johanner Markt ein anderes Gesicht bekam.
Das Filmfestival Max Ophüls Preis, die Woche des deutsch-französischen Theaters, die Umwidmung der Alten Feuerwache in St. Johann zu einem Sprechtheater und die Bereitstellung der Schillerschule für die Alte Sammlung wurden durch die saarländische FDP, die er jahrelang führte, unterstützt.
Die Umstrukturierung der saarländischen Wirtschaft trieb er energisch voran. Wir fuhren zusammen nach Bonn, um die für unsere Montanindustrie wichtige Fertigstellung des Saar-Ausbaus zu ermöglichen – er zum damaligen Vorsitzenden der FDP-Fraktion Wolfgang Mischnick, ich zum Vorsitzenden der SPD-Fraktion Herbert Wehner. Die Bundesregierung hatte schon beschlossen, den Saar-Ausbau nicht mehr fortzuführen, weil das Projekt sich nicht mehr lohne. Aber es gelang uns mit vereinten Kräften, diese Entscheidung rückgängig zu machen.
Als Wirtschaftsminister kämpfte er um die Arbeitsplätze im Saar-Bergbau und in der Stahlindustrie. Die Stahl-Krise hatte begonnen. Aufgrund von Überkapazitäten wurden überall in Europa in dieser Schlüsselindustrie Stellen abgebaut.
Bundespolitik machte das Saarland, als der damalige Ministerpräsident Franz-Josef Röder im Bundesrat die Zustimmung zu den Polen-Verträgen ermöglichte. Die Bonner CDU/CSU unter Führung von Kohl und Strauß wollte diese Vereinbarung verhindern. Aber diese für die deutsche Außenpolitik wichtige Entscheidung hatte Werner Klumpp vorher mit dem Außenminister Hans-Dietrich Genscher eingefädelt. Nicht zuletzt deshalb schloss Werner Klumpp 1977 eine Koalition mit der saarländischen CDU.
Werner Klumpp war ein Familien-Mensch. Er liebte seine Frau und seine Kinder, erzählte oft von ihnen und war stolz auf sie. Es war ein großes Glück für ihn, dass seine älteste Tochter Ana-Isabel ihn in den letzten Jahren umsorgte.
Freundschaften bedeuteten ihm viel. Er gründete einen Stammtisch, der im legendären Gasthaus Woll tagte und über Jahrzehnte seine Freunde vereinigte. Dass die Inhaberin Gretel Woll den saarländischen Verdienstorden erhielt, war seine Idee.
Wenn wir zusammenkamen, durfte eine gute Flasche Wein nicht fehlen. Viele werden Werner Klumpp, diesen schwäbischen Liberalen, der die Saar-Politik in den 70er- und 80er-Jahren entscheidend prägte, vermissen. Für ihn war Freundschaft kein leeres Wort.