Fast könnte man der Band Sophia ein gewisses Kalkül unterstellen, dass ihr Album „Holding On / Letting Go" ausgerechnet zum Ende der Sommerzeit herauskam. Aber das Coronavirus machte wie so oft im vergangenen Jahr die ursprünglichen Pläne zunichte, sodass der Veröffentlichungstermin zweimal verschoben werden musste.
Im Opener „Strange Attractor" legen die Synthesizer-Klänge eine Spur, die aber überraschenderweise ins Nichts führt. Die elektronischen Klänge fransen nach einer knappen Minute aus, da setzt jäh ein verzerrter Basslauf ein und die E-Gitarren preschen in den Vordergrund. Der Eröffnungssong auf Sophias achtem Album ist zumindest ein echter Hammer – wer das ergreifend Hymnische, dabei aber nie schwülstig Pathetische ihrer Songs liebt, hört diese Elemente unschwer heraus.
Geradezu in einem untypischen Sounddesign kommt „Alive" daher: Der britische Musiker Terry Edwards streut zunächst nur hier und da ein paar dezente Saxofonklänge ein, um dann aber gegen Ende seinem Instrument deutlich kraftvolle Töne zu entlocken – ein Kontrast zum eher chillig-entspannten Gesamtgroove des Lieds. Vielleicht ist das der nachdenklichste und berührendste Song in der fast 25-jährigen Bandgeschichte von Sophia.
Überhaupt klingt die Band um den charismatischen Sänger Robin Proper-Sheppard, der übrigens in den frühen Neunzigern Sänger und Gitarrist der viel zu früh aufgelösten The God Machine war, wieder gereifter in puncto Songwriting und Texten. Sophias letztes, aber ebenso ernst zu nehmendes Album „As We Make Our Ways" liegt mehr als vier Jahre zurück.
Das vierminütige „Wait" überzeugt mit einem ohrwurmlastigen Refrain – und pendelt wie so oft zwischen Folk-Romantik und Indiepop-Nonchalance. Der „Road Song" beginnt in gewohnter Sophia-Manier und wandelt sich schließlich zu einer treibenden Noise-Rock-Nummer.
Über allzu eingängige, aber irgendwie nichtssagende Nummern wie das „Days" und „Avalon" sieht man bei all den anderen Songperlen auf dem Album letztlich großzügig hinweg.