In „Yellowstone" stemmt sich ein ländlicher Viehzüchter gegen Investoren und Umweltschützer. Die Serie ist in den USA ein großer Erfolg und ist nun auch in Deutschland zu sehen.
Als im Jahr 1990 der Film „Der mit dem Wolf tanzt" in die Kinos kam, galt das Filmgenre Western als tot. Aber das Epos wurde zum Welterfolg und machte Kevin Costner zum Superstar. Nun, 30 Jahre später, ist Costner wieder Hauptdarsteller einer Western-Story. In der TV-Serie „Yellowstone" spielt der inzwischen 65-Jährige den Farmer John Dutton, der in der Nähe des berühmten Nationalparks in Wyoming eine große Viehzucht betreibt.
Mit Problemen hat der Landwirt reichlich zu tun. Der Sohn Kayce (Luke Grimes) kehrt aus der US-Navy zurück auf die Ranch und ist nun mit einer Indianerin (Kelsey Chow) verheiratet. Das passt dem alten Herrn gar nicht, denn ein Häuptling der Broken-Rock-Stämme beansprucht Teile des Familienbesitzes für sich und beginnt einen Viehkrieg. An der Seite seines Vaters kämpft Lee, der älteste Sohn, der aber zu Beginn der ersten Staffel bei einer Auseinandersetzung erschossen wird. Der mittlere Bruder Jamie (Wes Bentley) stellt sich als Generalstaatsanwalt gegen die Machenschaften seines Vaters. Schwester Beth (Kelly Reilly) bekennt sich wiederum klar zur Tradition und ist in ihrem Vorgehen wenig zimperlich. Weitere Herausforderungen für John Dutton sind gierige Geschäftsmänner, bestechliche Politiker und korrupte Polizisten, die das Land der Yellowstone Ranch unter sich aufteilen wollen. John Dutton kämpft also an verschiedenen Fronten innerhalb und außerhalb seiner Familie, um sein Lebenswerk zu retten.
Gegen Vaters Machenschaften
Älteren Serienfans kann so eine komplexe Familienkonstellation bekannt vorkommen. Denn tatsächlich ähnelt „Yellowstone" TV-Klassikern wie „Dallas" oder „Denver Clan". Faszinierend sind solche Serien, weil sie durch ihre Figuren die vielen Schichten der US-Bevölkerung zeigen und dabei auf ein allgemeines Einteilen in „Gut" und „Böse" verzichten. So bleibt es dem Zuschauer überlassen, sich eine Meinung zu bilden – was tatsächlich eine Herausforderung sein kann. John Dutton zum Beispiel ist in seinem Kampf mit Korruption, Tradition und Kapitalismus nur auf den ersten Blick der Sympathieträger oder gar das Opfer. Der Viehzüchter führt sein Geschäftsimperium auch nicht ganz astrein. Er nutzt und missbraucht seine politischen Verbindungen und schreckt auch vor anderen, nicht ganz legalen Schritten zurück. Hinzu kommen die in der Familie unterschiedlichen politischen Ansichten sowie zwischen den verfeindeten Gruppen geschlossene Liebesbeziehungen, sterbende Pferde, Gemetzel mit Sattelzugmaschinen und immer mal wieder eine Prügelei, die westernbedingt auch in einer ordentlichen Schießerei endet.
Politischer Ehrgeiz führt zu Zerwürfnissen
Ähnlich wie Ende der 70er-Jahre, als „Dallas" wohl jeden Quotenrekord brach, ist auch „Yellowstone" in den USA ein großer, mit jeder Folge wachsender Erfolg. Zu vergleichen sind beide Serien, weil sie in einer angespannten politischen und wirtschaftlichen Situation der USA produziert sind. Die Fehden der texanischen Ewings wurden entwickelt, als Jimmy Carter es nicht schaffte, die USA aus ihrer Wirtschafts- und Gesellschaftskrise zu führen und nach einer Amtsperiode von Ronald Reagan abgelöst wurde. Öl war das Produkt, um das gekämpft wurde. Als „Yellowstone" auf den TV-Markt im Juni 2018 in den USA kam, trieb Donald Trump als US-Präsident die Bevölkerungsschichten auseinander. Erdöl begann, seine Vorherrschaft zu verlieren, in den USA geht es nun um Landwirtschaft und Klima. Der amerikanische Traum von einer gemeinsamen Nation wird in beiden Serien als unerreichbares Ziel oder sogar als ein heimlich akzeptiertes Versagen präsentiert.
Mit dieser Fülle an Konfliktpotenzial baut „Yellowstone" spannende Geschichten und hat selbstverständlich den perfekten Hauptdarsteller. Kevin Costner ist wie eine Mischung aus J.R. Ewing und Clint Eastwood – nur viel besser, weil Costner als John Dutton endlich wieder eine perfekte Rolle gefunden hat. Genießen lässt sich die teuer und aufwendig inszenierte Serie auch optisch: Sie ist zuweilen wie ein langer Ritt durch die traumhafte Landschaft des amerikanischen Nordwestens. Die Serie ist seit Anfang November zu sehen auf Sony AXN, in den USA wird zurzeit schon die vierte Staffel produziert.