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WAS MACHT EIGENTLICH...

Melanie Safka bei einem Konzert im Jahr 1972. Drei Jahre zuvor sang sie auf dem Woodstock-Festival
Foto: picture-alliance / dpa | Martin Athenstädt

… Melanie Safka?

Hits wie „Brand New Key", „The Nickel Song" oder „What Have They Done To my Song Ma?" machten sie zu einer der erfolgreichsten Musikerinnen der 70er-Jahre und zur Ikone der Flower-Power-Zeit. Sie schrieb zwei Musicals, veröffentlichte knapp 50 Alben und bekam etliche Musikpreise. Noch heute steht die 74-Jährige mit ihrem Sohn auf der Bühne.

Ein Star zu werden, hat mich hart getroffen", bekennt die Woodstock-Ikone Melanie Safka in einem „Stern"-Interview. Sie sei eigentlich kein Show-Business-Typ, weil sie dafür zu introvertiert sei. Trotzdem steht die 74-Jährige über 50 Jahre nach ihrem legendären Woodstock-Auftritt immer noch auf der Bühne, wenn auch – laut „Münchner Abendzeitung" – „geschätzte 40 Kilo reifer". Meist tritt Safka heute zusammen mit ihrem Sohn Beau Jarred auf, der auch ihre neueren Platten produziert, Filmmusik schreibt und „ein Genie mit der Gitarre ist", lobt die Mutter. Auch ihre Töchter Leilah und Jeordie halten als Singer-Songwriter mit ihrer Band „Safka" die musikalische Familientradition hoch. „Meine Töchter sind in den Aufnahmestudios aufgewachsen und bei vielen meiner Platten als Background-Sängerinnen zu hören", verrät Melanie Safka, die sich auch heute noch als „musikalische Straßenkämpferin" bezeichnet. Ihre drei Kinder haben ihr über die schwere Zeit nach dem Tod ihres Mannes 2010 hinweggeholfen, als sie sich erstmals allein durchs Musikbusiness kämpfen musste. „Wenn ich auf der Bühne stand, war alles okay. Aber die Zeit dazwischen war höllisch."

Safkas Weg führte eigentlich durch einen Zufall ins Musikbusiness. Als sie sich 1967 für ein Schauspiel-Casting bewerben wollte, landete sie versehentlich im Büro des Musikmanagers Peter Schekeryk. Dieser entdeckte ihr Musiktalent, wurde ihr Manager und Produzent sowie für 32 Jahre auch Ehemann und Vater ihrer drei Kinder. „Eigentlich wollte ich Entwicklungshelferin werden und etwas für die Menschheit tun. Dann war ich plötzlich Sängerin. Ich hatte nie vor, berühmt zu werden", blickt sie inzwischen auf ihre Karriere zurück, in der drei ihrer fast 50 Alben vergoldet und knapp 100 Millionen ihrer Platten verkauft wurden. Besonders stolz ist Melanie auf ihren Emmy, den sie 1989 für den Text des Titelsongs der TV-Serie „Die Schöne und das Biest", „The First Time I Loved Forever", erhalten hatte.

Vor Auftritten sehr aufgeregt

Die 74-Jährige steht noch heute mit ihrem Sohn auf der Bühne
Die 74-Jährige steht noch heute mit ihrem Sohn auf der Bühne - Foto: imago / The Photo Access

Vor Konzertauftritten ist Melanie bis heute noch „unheimlich" aufgeregt: „Zum Glück verschwindet die Angst, sobald ich auf der Bühne stehe." Vor allem als 22-jährige Newcomerin habe sie damals in Woodstock stark unter Lampenfieber gelitten. Wenn sie jetzt an dieses legendäre Musik-Event denkt, fallen ihr zuerst die „wunderbaren" Leute ein, die von einem Gemeinschaftsgefühl getragen waren, das sie bis heute spüre. „Mein damaliger Hit ‚Beautiful People‘ war die richtige Botschaft für mich an diesem Abend und sie hat die 500.000 Zuschauer sofort erreicht", beschrieb Melanie vor zwei Jahren im Deutschlandfunk ihre Erinnerung an diese „magischen Tage" in Woodstock. „All diese Gefühle und Empfindungen sind immer noch lebendig. Sie stammen nicht aus irgendeiner Zeit, sondern von uns."

Dem langen gemeinsamen Leben mit ihrem Manager, Produzenten und Ehemann Peter Schekeryk hat Melanie 2012 durch ihr autobiografisches Musical „Melanie and the Record Man" ein Denkmal gesetzt. Immer wieder geht sie auch auf Tour und war im Juni 2014 erstmals seit 1977 auch wieder in Australien unterwegs. Hin und wieder erscheinen auch neue Platten: Nach ihrem bisher letzten Studioalbum „Ever Since You Never Heard of Me" von 2010 folgte 2015 noch das Live-Album „1984". Im gleichen Jahr wurde sie in die „Distinguished Alumni Hall of Fame" ihrer Red Bank High School aufgenommen und hat beim „Artists Music Guild" in North Carolina den „Sandy Hosey Lifetime Achievement Award" erhalten.

Politisches Engagement

Die Musik von Melanie Safka, getragen von ihrer kraftvollen Stimme und unterstützt von ihrem akustischen Gitarrenspiel, hat sich als zeitlos erwiesen. Zahlreiche hochkarätige Interpreten, von Ray Charles über Nana Mouskouri und Nina Simone bis hin zu Bjork und Miley Cyrus, haben die Songs auf ihre eigene Weise interpretiert. Und Daliah Lavi konnte sogar mit „Wer hat mein Lied so zerstört" eine erfolgreiche deutsche Version von ihrem größtem Hit vorlegen. Als Melanie Safka kürzlich mit ihren Enkeln bei einem Miley-Cyrus-Konzert ihren eigenen Song „What Have They Done to My Song Ma" zu hören bekam, kommentierte sie scherzhaft: „Ja, ich bin jetzt wohl alt genug, ein Klassiker zu sein." Heute hat sich nach ihrer Ansicht das Musikgeschäft verändert. Es sei so korporativ geworden, es gebe viele Leute, die einem beibringen wollten, wie man einen Popsong schreibt und sicher sind, dafür eine Formel gefunden zu haben: „Zu 80 Prozent haben sie vielleicht recht. Aber die größten Hits sind immer die, die keiner Formel folgen, und von irgendwoher kommen. Du kannst nicht vier Songwriter in ein Studio setzen und glauben, dass ein ‚Don‘t Worry, Be Happy‘ herauskommt", betont Melanie in einem Interview.

Melanie hat sich auch immer politisch engagiert. Bereits 1972 wurde sie zur Unicef-Botschafterin ernannt und hat die Organisation mit den Einnahmen ihrer damaligen Welt-Tour unterstützt. Noch öfter hat sie Teile ihrer Konzerteinnahmen für wohltätige Zwecke, beispielsweise für den Tierschutz, gespendet.

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