Ungewöhnliche Zeiten erfordern ungewöhnliche Maßnahmen: Das junge Start-up Fastlane entschließt sich in der Krise dazu, die regionale Gastronomie zu unterstützen – durch die Plattform „Fast-Dine".
Zeit hat man in diesen Zeiten eigentlich genug; doch die Zeit, um auf ein Bier zu warten – da hört der Spaß auf. So in etwa startet mit einem Augenzwinkern die Geschichte der Fastlane UG. Das Start-up wurde von drei befreundeten Wahl-Saarländern gegründet, um die regionale Wirtschaft zu unterstützen. Ausschlaggebend war, wie angerissen, die Bestellung eines leckeren Hopfenblütentees, bei dem die Auslieferung etwas auf sich warten ließ.
„Wir hatten Durst, und es hat gedauert", bringt es scherzhaft Florian Staufer auf den Punkt. Er stammt aus dem österreichischen Vöcklabruck, war im Business Development tätig und ist bei Fastlane für den „BWL-Part" zuständig, wie er erklärt. Beim deutsch-französischen Programm des Deutsch-Französischen Hochschul-Instituts in Kooperation mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes lernten sich die anderen beiden kennen: Cham Sourzac, der sich um Marketing und Vertrieb kümmert und aus Bonn stammt, und Joachim Schuh, seines Zeichens für Software und Technologie zuständig und in München gebürtig.
Gemeinsam machten sie sich also Gedanken darüber, wie man Kunden generell das Bestellen und Ausliefern von Speisen und Getränken erleichtern könnte – und programmierte die Plattform „Fast-Dine". Mit dieser wollte man ursprünglich als Bezahlmodell im April an den Markt gehen, doch dann kam der Lockdown dazwischen – mit schwerwiegenden Folgen für Gastronomie und Unterhaltungsbranche. Also überarbeiteten sie die Pläne, optimierten „Fast-Dine" und peilten den Start für September/Oktober 2020 an. Erneut kam ein Lockdown dazwischen, zuerst light, dann wieder streng.
Gäste besuchen Webseite mit Smartphone
Derzeit müssen Kneipen, Restaurants, Bars, sämtliche Spielstätten erneut ihre Türen geschlossen halten und erneut Einbußen verbuchen. Zwar ist es nach wie vor erlaubt, Speisen zu liefern oder Mahlzeiten zum Abholen zu bestellen, doch in der Regel muss dieses Angebot online beworben und verkauft werden. Große Anbieter wie „Speisekarte 24" oder „Lieferando" sind jedoch kostenpflichtig und nehmen teilweise einen hohen Prozentanteil für ihren Service in Anspruch. „Die bereits existierenden Plattformen nutzen die Krise aus und verlangen bis zu 15 Prozent Umsatzbeteiligung, obwohl die Gastro-Szene um das Überleben kämpft. Das fanden wir nicht fair", erklärt Florian Staufer. „Das ist wie eine zusätzliche Steuer", pflichtet Cham Sourzac bei.
Also entschlossen sich die drei dazu, „Fast-Dine" erst mal als kostenlose Plattform zur Verfügung zu stellen. Und das funktioniert für Gastronomen wie Kunden ganz einfach. Der Betreiber eines Restaurants oder eines Unternehmens, das Speisen to go anbietet, registriert sich unter einem Link und pflegt die gewünschten Informationen sowie die Speisekarte selbst in das Kundenportal ein. Es folgt die Angabe eines Kontos, über das der Zahlungsverkehr dann direkt und kontaktlos zwischen Kunden und Gewerbetreibenden abgewickelt wird. Um das Portal zu nutzen, müssen die Gastronomen übrigens weder eine App herunterladen, noch in sonstige Infrastruktur investieren.
Um Bestell- und Bezahlvorgang für beide Seiten effizienter zu machen, wurde natürlich auch an die Gäste gedacht. Diese besuchen mit dem Smartphone einfach die Internetseite fast-dine.de, wählen ein Restaurant aus, von dem sie sich etwas liefern lassen oder abholen möchten, und scannen im Anschluss einen QR-Code, durch den die jeweilige Speisekarte ersichtlich wird. Man bestellt und bezahlt dann einfach per Smartphone. Die Restaurants profitieren dabei davon, dass sie Effizienz, Umsatz und Sichtbarkeit steigern würden, wie die drei anmerken. Ihre Software erleichtert übrigens in einigen Restaurants bereits seit Wiedereröffnung nach dem ersten Lockdown das vorgeschriebene Registrieren.
Unterstützt wird das Start-up der drei von der Kontaktstelle für Wissens- und Technologietransfer (KWT) der Universität des Saarlandes. Doch letztlich habe man „Fast-Dine" zu 100 Prozent selbst entwickelt, wie Joachim Schuh erläutert. Benutzt wurden hochmoderne Webtechnologien und Sprachen, die State of the Art für Web-App-Entwicklung sind – etwa HTML, Java Script und Angular, gestützt durch Cloud Functions und eine Datenbank von Firebase. „Hier ging es nicht um Raketentechnik, sondern um die Umsetzung", wie Florian Staufer erklärt. „Daher ist das Konzept an sich nicht die Herausforderung." Die Schwierigkeit lag vielmehr darin, Prozesse so einfach abzubilden, dass man intuitiv ans Ziel kommt.
Für die Gäste ist die Zahlung in bar, per Kreditkarte, per Google und Apple Pay oder Paypal möglich. Die Payment- Provider Stripe und Paypal ermöglichen diese Zahlungsoptionen. Ihr Portal sei das Kernprodukt von Fastlane, das man über die vergangenen nun etwas mehr als zwölf Monate entwickelt und verfeinert habe. Wenn die Krise vorbei ist, soll die Plattform in absehbarer Zeit kostenpflichtig werden, dabei für die Gastronomen aber deutlich günstiger als die großen Anbieter sein. Abgerechnet wird per Monats- oder Jahrespauschale. Schließlich solle ihre Initiative die regionale Gastronomie nicht nur jetzt unterstützen, sondern langfristig Möglichkeiten bieten, durch digitale Lösungen die Profitabilität zu steigern.
Dieser Gedanke scheint anzukommen. Nur eine Woche nach dem Start waren bereits sechs teilnehmende Restaurants zu verzeichnen. Mittlerweile sind es fast 50. Der Zeitaufwand zur Registrierung für Gastronomen halte sich in ganz geringem Maße und werde mit etwa einer Stunde veranschlagt. Was könne schon passieren? „Im schlimmsten Fall hat man mehr Kunden", bringt es Florian Staufer auf den Punkt. Für das Land sei die Plattform ebenfalls ein Gewinn, denn: Wenn man „Fast-Dine" unterstützt, unterstütze man auch die regionale Gastronomie.
In der Krise bleibt das Angebot noch kostenfrei
Florian Staufer, Cham Sourzac und Joachim Schuh hatten erste direkte Erfahrungen am Markt mit einigen Pilot-Restaurants gesammelt, bei denen unter anderem die Registrierung seitens der Kunden erfolgte. Die Software des Portals kann direkt ins Kassensystem der Restaurants eingebunden werden. Das habe den Vorteil, dass dann nicht mehr mehrere Monitore beziehungsweise Tablets nebeneinander an den Theken stehen, was natürlich leicht zur Unübersichtlichkeit führen könne.
Für die drei jungen Unternehmer bedeuten die Bezeichnungen Fastlane und „Fast-Dine", dass man „auf der Überholspur im Restaurant" sein könne, wie Cham Sourzac mit einem Augenzwinkern sagt. Joachim Schuh hat übrigens direkt am eigenen Leib erfahren, wie schwer die Situation für die Betreiber derzeit ist – ein befreundeter Gastronom habe während Corona Insolvenz anmelden müssen. Auch sei man derzeit noch auf der Suche nach Investoren. Ein positives Beispiel sei die Wirtschaftsförderung der Stadt Homburg, die für die örtlichen Gastronomen die Anmeldung übernahm. „Das könnte die Gastronomen in Homburg retten", drückt es Joachim Schuh aus. Und trotz des Wissens um die schwierige Situation versucht Florian Staufer, positiv zu bleiben und auf Portale wie „Fast-Dine" zu setzen: „Von den Gastronomen ist jetzt ein bisschen Mut gefordert."