Wie war es möglich, in so kurzer Zeit einen Impfstoff zu entwickeln? Rund um die Impfungen stellen sich Fragen, viele Menschen sind verunsichert. FORUM hat einige Antworten auf die wichtigsten Fragen gesammelt.
Wie viele Impfstoffe sind derzeit verfügbar, und wie gut sind sie?
Derzeit sind es zwei, die für den Einsatz in der EU zugelassen sind: Comirnaty von Biontech/Pfizer wird von der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA als 95 Prozent effektiv bezeichnet, das Covid-19-Vaccine Moderna als zu 94,1 Prozent effektiv. Weitere befinden sich in Vorbereitung: 173 in der vorklinischen Entwicklungsphase, 63 in der klinischen Test- und Entwicklungsphase.
Wie konnten diese so schnell entwickelt werden?
Schon vor dem neuen Coronavirus Sars-Cov-2 lagen bereits Forschungsergebnisse für andere Coronaviren vor, zum Beispiel durch den Sars-Ausbruch 2002 in China oder den Mers-Ausbruch 2012 in Saudi-Arabien. Das heißt, die Entwicklung eines Impfstoffs startete nicht bei null. Seither haben sich auch Forschung und Impfstoff-Entwicklung weiterentwickelt, zum Beispiel in Form der mRNA-Technologie. Außerdem wurden Studien, die sonst nacheinander starten, teilweise parallel durchgeführt, mit großer finanzieller Unterstützung und enger weltweiter Zusammenarbeit.
Wie vielen Personen wurden die Impfstoffe vor Zulassung verabreicht?
Für die Entwicklung der beiden nun zugelassenen Impfstoffe wurden insgesamt 70.000 Probanden getestet. Sie wurden vor der Zulassung beider Vakzine zwei Monate lang nach der zweiten Impfung beobachtet, um die Verträglichkeit des Stoffes festzustellen. Die Testpersonen werden auch jetzt weiter beobachtet.
Sind alle Nebenwirkungen der Impfstoffe bekannt?
Wie bei allen Arzneimitteln ist die gesamte Bandbreite aller Nebenwirkungen nicht bekannt. Durch die ständige Begleitung aller Testpersonen und Meldungen im Laufe der Impfkampagne kommen mehr Informationen hinzu.
Welche bekannten Nebenwirkungen gibt es für den Biontech-Impfstoff Comirnaty?
Das Paul-Ehrlich-Institut verweist auf unterschiedliche Studiendesigns der beiden Hersteller Moderna und Biontech/Pfizer. Daher gibt es durchaus unterschiedliche Reaktionen zu beobachten. „In den klinischen Studien zur Zulassung von Comirnaty wurden bei den Geimpften (> 16 Jahre) sehr häufig Schmerzen an der Einstichstelle (> 80 Prozent der Geimpften), Abgeschlagenheit (> 60 Prozent), Kopfschmerzen (> 50 Prozent), Muskelschmerzen und Frösteln (> 30 Prozent), Gelenkschmerzen (> 20 Prozent), Schwellungen an der Injektionsstelle und Fieber (> 10 Prozent) beobachtet. Erbrechen trat häufig auf (> 1 Prozent), Lymphknotenschwellungen gelegentlich (weniger als 1 Prozent)."
Gibt es Nebenwirkungen beim Moderna-Impfstoff?
Bei den Geimpften (> 18 Jahre) zeigten sich „Schmerzen an der Einstichstelle (mehr als 90 Prozent), Abgeschlagenheit (70 Prozent), Kopf- und Muskelschmerzen (mehr als 60 Prozent), Gelenkschmerzen und Schüttelfrost (mehr als 40 Prozent), Übelkeit oder Erbrechen (mehr als 20 Prozent), Lymphknotenschwellung in der Achselhöhle, Fieber, Schwellung und Rötung an der Einstichstelle (jeweils mehr als 10 Prozent). Häufig (zwischen 1 Prozent und 10 Prozent) wurde über allgemeinen Ausschlag sowie Ausschlag und Nesselsucht an der Einstichstelle berichtet. Gelegentlich (zwischen 0,1 Prozent und 1 Prozent) trat Juckreiz an der Einstichstelle auf."
Gibt es weitere schwere Nebenwirkungen, zum Beispiel anaphylaktische Schocks?
In dem Anamnese-Gespräch vor dem Impfen sollten alle Unverträglichkeiten, zum Beispiel von Hühnereiweiß, besprochen werden. Derzeit empfiehlt etwa die britische Gesundheitsbehörde, bei Überempfindlichkeiten den Moderna-Impfstoff zu verwenden. In Einzelfällen wurde über anaphylaktische Schocks berichtet, jedoch nicht in der Entwicklungsphase unter den Probanden. Zahlen aus den USA sprechen von etwa elf Fällen pro einer Million Impfdosen Comirnaty. Der Moderna-Impfstoff ist erst kürzlich zugelassen worden. Aus Sicherheitsgründen werden alle Geimpften in Deutschland jedoch immer bis 15 Minuten nach dem Impfen überwacht.
Quellen: World Health Organization, John Hopkins University, Robert Koch-Institut, Paul-Ehrlich-Institut, EMA