Keine geladenen Gäste, kein Promiauflauf – aufgrund der strengen Hygieneauflagen setzte die diesjährige Berlin Fashion Week hauptsächlich auf digitale Formate. Dabei überraschte die Modewoche vor allem mit ästhetischen und clean gehaltenen Looks.
Pompöse Inszenierungen sind einfach nicht sein Ding. Viel lieber konzentriert sich Elias Rumelis, Gründer des Modelabels ERDenim auf das Wesentliche – und zwar die Mode. Auch bei der diesjährigen Mercedes Benz Fashion Week – an dieser nahm der in Frankfurt am Main geborene Designer übrigens zum ersten Mal teil – verzichtete der Visionär auf aufwendige Kulissen und schrille Lichtinstallationen. Nur einzelne Spots und ein dynamischer Beat begleiteten seine Models auf dem eher dunkel gehaltenen Catwalk. Dafür lag der Fokus auf seiner sehr individuell und gleichzeitig tragbaren Kollektion, fernab der gängigen Mainstream-Klischees. Dabei setzte die Kollektion „Eli by Elias Rumelis" hauptsächlich auf monochrome Looks – größtenteils in Weiß, Grau oder Beige – in Kombinationen mit sehr auffällig gemusterten Einzelstücken wie Blusen oder Tracksuits. Den Stilbruch suchte der Designer größtenteils im Mis von unterschiedlichen Materialien. So kombinierte Elias Rumelis weiche kuschelige Seidenstoffe mit Wolle und fast schon steif wirkendem Denim. Heraus kamen cleane, avantgardistische Unisex-Looks, tragbar und bequem. Im Bereich der Accessoires zeigte sich Rumelis auch dezent: große Shopper, weiße flache Stiefel oder Schnürstiefeletten, weiche Schals in Pastelltönen und lange Stoffgürtel. Damit kreierte Rumelis eine vielseitige Ready-to-wear-Kollektion, die diesen Namen auch verdient.
Ein Mix aus eleganter Seide, kuscheliger Wolle und Denim
Die Zuschauer von Danny Reinke erwartete dagegen eine Komposition aus Farben, Lichtern und Meeresgeräuschen, inszeniert auf einer Art Ostseeküste, zu der das Berliner E-Werk kurz zuvor umfunktioniert wurde. Mit seiner Kollektion „M.Ö.N.2.0" kreierte Reinke nicht nur eine perfekte Hommage an seine Heimat an der Ostsee, sondern auch eine tragbare und gleichzeitig inspirierende Kollektion für die Herbst und Wintersaison 2021/2022. Bei der Farbauswahl zeigte der Nachwuchsdesigner seine Vorliebe zu dezenten Basistönen wie Beige, hellem Grau, Weiß oder Camel mit Highlights in grellem Gelb und naunciertem Blau, die die Meer-Thematik seiner Show aufgegriffen haben. Besonders auffallend waren die Schnitte seiner Looks: Klassisch und trotzdem modern präsentierte sich seine Mode als bequem und elegant. Strukturelle Stoffe trafen bei Reinke auf große Kragen und Fischerhüte und erschufen damit neue, avantgardistische Kombinationen. Bei den Accessoires legte Reinke den Fokus auf Taschen-Layering – zwei ähnlich große Schultertaschen oder ein Mix aus einer kleinen Tasche und einer Makramee-Tasche – oder kleinen Brillenetui-Taschen mit Henkel. Als finalen Look präsentierte der junge Modemacher ein fast schon transparentes graues Tüllkleid im Meerjungfrauen-Stil, ein krönender Abschluss seiner märchenhaften Kollektion.
Cut-outs, drapierte Kragen und leicht gepuffte Ärmel
Auch Modedesignerin Lana Mueller griff das Thema Meer in ihrer Herbst- und Winterkollektion 2021/2022 auf und ließ ihren Models eine Art Wet-Look-Frisur verpassen. Als wären die Mannequins eben frisch aus der Dusche gehüpft und hätten gerade noch Zeit gehabt, um sich die nassen Haare glatt nach hinten zu bürsten. Tatsächlich ließ sich die Designerin von dem Thema Klimawandel inspirieren und brachte bei der Berlin Fashion Week ihre erste größtenteils nachhaltige Kollektion auf die Bühne. Dabei nutze Mueller hauptsächlich GOTS – ein Siegel mit dem solche Textilien ausgezeichnet werden, die zu mindestens 70 Prozent aus biologisch erzeugten Naturfasern bestehen – und biozertifizierter Baumwolle. Farblich wollte sich die innovative Designerin dagegen nicht richtig festlegen. Ihre Kollektion bietet bunte Tierprints und klassische Karo-Muster, leichte Farbnuancen wie zartes Rosé oder Lachs, bis hin zu tiefem Blau und dunklem Grau und Schwarz. Bei den Schnitten zeigt sich Mueller mal verspielt und dann wiederum streng seriös: Cut-outs, drapierte Kragen, leicht gepuffte Ärmel mit enganliegenden Manschetten. Damit erschuf sie feminine Mode für starke, selbstbewusste, aber auch klassische Frauen.