Das ohnehin vom Strukturwandel erfasste Saarland ächzt derzeit unter den Konsequenzen der Pandemie. Die Landesregierung will mit ihren Hilfsmaßnahmen nicht nur strauchelnden Unternehmen helfen, sondern den Wandel unterstützen.
Am 4. März 2020 bestätigte das Robert Koch-Institut die erste Covid-Erkrankung im Saarland. Seit diesen Tagen hat das Saarland – wie alle Bundesländer und alle Staaten Europas – harte Maßnahmen ergriffen, um Gesundheit und Leben der Bevölkerung zu schützen und eine Überlastung des Gesundheitssystems zu verhindern. Mit Blick auf die Wirtschaft hatte und hat das zwei Folgen: Erstens hat es kurzfristig dramatische Konsequenzen für Unternehmen, die Beschäftigten und ihre Familien. Das vergangene Jahr dürfte wohl als eines der schwierigsten in die Geschichte der SaarWirtschaft eingehen und hat viele – trotz aller Hilfen – an den Rand ihrer Existenz gebracht. Zweitens sind durch Corona die mittel- und langfristigen Herausforderungen des Strukturwandels nicht weg, sie werden noch beschleunigt.
Die Pandemie ist also ein tiefer Einschnitt in einer Zeit, die ohnehin von wirtschaftlichen Umbrüchen geprägt ist. Es gilt im akuten Krisenmanagement, Unternehmen und Beschäftigte zu stützen und zu stabilisieren und so viele Arbeitsplätze durch die Krise zu retten wie möglich. Dazu haben wir eine bundesweit beachtete Beteiligungsgesellschaft eingerichtet – unser „Sondereinsatzkommando". Die Landesgesellschaft kann strauchelnden Unternehmen mit bis zu 200 Millionen Euro helfen, wieder auf die Beine zu kommen. Oberstes Ziel ist dabei, Arbeitsplätze zu erhalten und gesunden Unternehmen eine Chance zu geben. Mit einer zweiten Gesellschaft, der Gesellschaft für Transformationsmanagement, schaffen wir einen Mittler zwischen Unternehmen, die Personal abbauen müssen und Unternehmen, die Fachkräfte suchen – mit Qualifizierung und Weiterbildung als möglicher Brücke. Im Strukturwandel muss nicht alles neu oder anders werden. Und doch müssen wir als Saarland heute die Grundlagen für zukünftige wirtschaftliche Stärken legen – sogar mitten in der Krise.
Raum für unternehmerische Perspektiven geben
Das Saarland ist Industrieland. Das bleibt so. Wir schließen deshalb an den Erfolg des Masterplans Industrieflächen an – ganz gezielt wurden Flächen für die Ansiedlung von Unternehmen erschlossen und vermarktet – davon haben 45 Unternehmen profitiert, die insgesamt über 3.000 Arbeitsplätze geschaffen oder gesichert haben. Das setzen wir fort und investieren 65 Millionen Euro in den Masterplan Industrieflächen 2.0. Damit geben wir den Unternehmen, was sie brauchen: Raum für ihre unternehmerischen Perspektiven.
Wir wollen zum Beispiel, dass auch das Auto von morgen im Saarland gebaut wird. Deshalb ist die Ansiedlung des Automobilzulieferers SVOLT so eine großartige Nachricht. Denn da werden nicht nur zwei Milliarden Euro investiert und bis zu 2.000 Arbeitsplätze geschaffen, sondern damit spielt das Saarland auf einen Schlag in der ersten Liga der Elektromobilität. Da, wo wir beim Verbrenner sind und auch beim Wasserstoff noch hinkommen wollen. Es ist daher nicht verwegen, darauf zu setzen, dass weitere Arbeitsplätze um SVOLT herum entstehen werden.
Neben unserer starken Industrie schaffen wir im Saarland eine exzellente Forschungslandschaft und eine innovative Gründerkultur. In der Welt haben wir einen Ruf als IT-Standort. Eine Vielzahl von renommierten Forschungseinrichtungen wie das Cispa Helmholtz-Zentrum haben hier ihre Heimat. Aber wir wollen noch mehr. Deswegen richten wir in St. Ingbert den Cispa Innovation Campus ein. Dort kann aus Forschungs-Exzellenz die wirtschaftliche Stärke von morgen werden.
Das sind nur wenige Beispiele, es ließe sich fortsetzen. Wir werden nach Corona wieder glänzen können als wunderbarer Urlaubsort – und wirtschaftlich vom Tourismus profitieren. Etwa mit der Leitinvestition für ein Messe- und Kongresszentrum in Saarbrücken unterstützen wir das ebenfalls massiv. Die Pandemie bedeutet die schwerste Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Aber der Impfstoff bedeutet Licht am Ende des Tunnels. Und im Strukturwandel sind wir Saarländerinnen und Saarländer Profis. Das Saarland hat Zukunft und es gibt trotz dieser Krise gute Gründe, um optimistisch nach vorne zu schauen.