Die Krise teilt die Welt in Gewinner und Verlierer. So stellt sich dieses Bild auch im Saarland dar. Mit Bernd Reis und Frank Thomé wollen nun zwei auf ihren Gebieten erfahrene Kammerchefs diese Herausforderungen meistern.
Es dauerte, bis die IT funktionierte. So, wie sich langsam in der Industrie eine gewisse Corona-Routine einstellt, könnte man dies auch von der Bundesregierung erwarten, die lange braucht, bis die Überbrückungsgelder endlich fließen.
Während die einen mit einem Dreiklang aus Corona-Hilfen, Kurzarbeit und Homeoffice über die Runden kommen, bleiben Einzelhandel, Frisöre, Gastronomie, Konzerthallen oder Theater geschlossen. Branchen spalten sich: Supermärkte und Drogerien bleiben die massiven Krisengewinner, die Modeboutique oder der Frisörsalon aber leiden trotz Hygienekonzept. Ebenso die Kreativbranche: Der soloselbstständige Künstler hat keine Auftritte, während der selbstständige Designer online von zu Hause arbeitet – wenn der Spar- zwang nicht die Auftraggeber trifft. Andere behelfen sich mit Wohnzimmerkonzerten, privaten Spenden – oder Hartz IV.
Im Saarland kommt ein weiterer Faktor hinzu, der die Situation erschwert: der Strukturwandel innerhalb der Saar-Wirtschaft, Digitalisierung, der investitionsintensive technologische Umbruch in der Automobilindustrie und allen voran die demografische Veränderung setzen den Betrieben zu. Bernd Reis, seit Dezember 2020 neuer Hauptgeschäftsführer der saarländischen Handwerkskammer, bedauert, dass viele Veranstaltungen zusammen mit den Schülern ausgefallen sind. Darunter leidet die Sichtbarkeit vieler Ausbildungsberufe. Das Saar-Handwerk leidet ohnehin schon unter Fachkräftemangel und die Zahl der Auszubildenden ist 2020 gefallen. Die Chancen stehen also gut, nach der Ausbildung eine Stelle zu erhalten.
Strukturwandel erschwert die Situation
Frank Thomé, neuer Hauptgeschäftsführer der Saar-IHK, wirbt ebenfalls um Vertrauen. Auch die Azubi-Zahlen der IHK-Ausbildungsberufe sinken. Die Unsicherheit: Welche Auswirkungen wird das Schuljahr 2020 und 2021 auf die kommende Azubi-Generation haben? Was geschieht mit den Betrieben auf lange Sicht? Wie schnell kehrt die Kauflaune wieder und hält sich die Nachfrage nach Handwerkern? Die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) malte kurz vor Weihnachten in ihrem Konsumindex ein eher düsteres Bild. Durch den harten Lockdown sinke auch die Kauflaune der Deutschen, die derzeit weniger dazu neigen, Neuanschaffungen zu tätigen und lieber das Geld zusammenhalten. Im Interview hofft Thomé auf einen positiven Effekt durch Konsum, die Studie zumindest bleibt skeptisch. Rolf Bürkl, GfK-Konsumexperte sagte dazu, es sei zu befürchten, dass auf das Konsumklima in den kommenden Wochen eine sehr schwierige Phase zukommen werde. „Eine Entspannung beziehungsweise Erholung kann es sicherlich erst dann geben, wenn die Infektionszahlen so weit gesunken sind, dass die harten Beschränkungen wieder gelockert werden können." Auch der Ifo-Geschäftsklimaindex hat sich Anfang des Jahres überraschend stark eingetrübt. Im Bereich Dienstleistungen sei der Indikator für das Geschäftsklima merklich gesunken, hieß es. „Die Stimmung verschlechterte sich, teilweise massiv, in nahezu allen Einzelhandelssparten", betonte das Ifo. Aber auch im verarbeitenden Gewerbe, zuletzt eine Stütze der deutschen Wirtschaft in der zweiten Corona-Welle, ist der Indexwert nach acht Anstiegen in Folge wieder gesunken. Die Annahme, mit Beginn der Impfungen mache sich Erleichterung breit, ist bislang nicht eingetreten – dafür sorgt aber auch der eher schleppende Impfbeginn. Wie also damit umgehen? Betriebe und Start-ups im Saarland nutzen aber auch gelegentlich die Chance, die sich ihnen bietet. Beispiele zeigen: Die Innovationskraft im Land ist noch nicht erlahmt.