Nur ein Sieg aus den vergangenen zehn Spielen: Die Talfahrt des 1. FC Saarbrücken setzt sich fort. Und die personelle Situation spitzt sich weiter zu.
Wenn Trainer Lukas Kwasniok über seinen Kapitän spricht, dann redet er gerne davon, dass man diesen schützen müsse. Manuel Zeitz spielte bisher eine überragende Saison. Doch zuletzt wurde er mehr und mehr alleine gelassen. Das zeigte Wirkung. Bei der 4:2-Auswärtsniederlage am Mittwochabend bei Hansa Rostock brannten dem Kapitän schließlich die Sicherungen durch. Sein rüdes Frustfoul in der Schlussminute hatte einen Platzverweis zur Folge. Und der wird den 1. FCS noch Wochen beschäftigen.
Nach der schweren Knieverletzung von Steven Zellner und den Dauerproblemen Fanol Perdedajs fehlt nun der dritte Mentalitätsspieler. Viel mehr von der Sorte gibt es ohnehin nicht. Hinzu kommen weitere Probleme. Da auch Sommerneuzugang Sebastian Bösel bisher öfter auf der Behandlungsbank als auf dem Trainingsplatz zu finden ist, steht mit U19-Kapitän Luca Kerber nur noch ein gelernter defensiver Mittelfeldspieler zur Verfügung. Und die personellen Probleme ziehen sich wie ein roter Faden durch die Defensive. Ob Linksverteidiger Mario Müller am Montag in Halle auflaufen kann, ist fraglich. Der Auftritt in Rostock hat aber gezeigt: Der 29-Jährige ist unverzichtbar, vor allem dann, wenn Backup Anthony Barylla im Zentrum gebraucht wird. Dass Kwasniok angesichts der Personalprobleme Routinier Jose-Pierre Vunguidica auf die linke Defensivseite beorderte, war nachvollziehbar. Dass er ihn nicht spätestens zur Halbzeit erlöste, allerdings nicht. Der missratene Abwehrversuch vor dem 1:2 war der negative Höhepunkt einer Leistung, die mit professionellem Fußball wenig zu tun hat. Die Liste lässt sich aber beliebig fortsetzen. Auf der offensiven Außenbahn war Maurice Deville nur einmal im Blickpunkt: bei seiner Auswechselung. Dass der zweite Anzug nicht passt, zeigten auch die Einwechselspieler. Das Zweikampfverhalten von Minos Gouras und des von vielen Fans stets geforderten Markus Mendler ist schlicht und ergreifend nicht ausreichend. Was nutzt da der Hinweis auf gefährliche Standards? Es geht um Drittligafußball, nicht um American Football.
So problematisch die personelle Situation in der Defensive ist, so besorgniserregend ist sie in der Offensive. Egal, ob Deville, Mendler oder Gouras: Die linke Seite ist eine Dauerschwachstelle. Im Zentrum ist Sebastian Jacob, von Kwasniok einst als bester Neuner der Liga geadelt, in einem beängstigenden Formtief. Dass er nach der frühen Führung durch Nicklas Shipnoski einen völlig überflüssigen Elfmeter verursachte, passte ins Bild. Kein Team der Liga ist die Führung so schnell wieder los wie der FCS. So hängt in der Offensive alles an Shipnoski. Der hat mittlerweile zehn Tore und acht Vorlagen. Auch wenn er sich ab und an Pausen gönnt, mehr ist von einem 23-Jährigen nicht zu erwarten. Alternativen sind ohnehin keine in Sicht. Vunguidica, aufgrund seines positiven Wesens in aller Regel mit einem Kaderplatz belohnt, hat selbst im Training Ladehemmung. Auf Herbst-Transfer Lukas Schleimer setzt Kwasniok nicht, auch weil der 21-Jährige wohl kein Trainingsweltmeister ist. Bleibt Kwasniok Wunschspieler Julian Günther-Schmidt, der in Rostock gesperrt fehlte. Der wurde aber bisher bevorzugt im offensiven Mittelfeld eingesetzt.
Klar ist: Das Startguthaben ist fast aufgebracht. Noch beträgt der Abstand zur Abstiegszone neun Punkte. Doch nach acht Zählern aus den vergangenen zehn Spielen ist die Tendenz erschreckend. Mannschaft und Trainer betonen stets, dass sie eine Einheit sind. Es ist nun an der Zeit, dies mit Taten zu untermauern. Noch ist der FCS nicht von den Resultaten der Konkurrenz abhängig.
FORUM-Einzelkritik:
Daniel Batz: Bei allen Gegentoren machtlos, rettete er noch zweimal stark. Note: 2-
Jayson Breitenbach: Scheint sich langsam in der 3. Liga zu akklimatisieren. Ausbaufähig sind vor allem noch seine Flanken. Note: 3-
Anthony Barylla: Bester Mann in der Viererkette, ab und an fehlte aber auch ihm der Zugriff. Note: 3
Bone Uaferro: Ein Rätsel. Bärenstarke erste Halbzeit, schwach nach dem Wechsel. Warum? Note: 4
José-Pierre Vunguidica: Kaum ein Ball, den er nicht verstolperte. Selbst die mangelnde Spielpraxis kann angesichts von mehr als 300 Profispielen dafür keine Entschuldigung sein. Note: 5
Manuel Zeitz: Opferte sich für sein Team auf. Alleine gelassen brannten ihm dann noch die Sicherungen durch. Bitter! Note: 3
Tobias Jänicke: Ordentliche erste Halbzeit, danach tauchte er zunehmend unter. Note: 3-
Timm Golley: Äußerst aktiv, aber mit traditionell hoher Fehlerquote. Note: 3-
Maurice Deville: Einsatz? Kampf? Laufbereitschaft? Es fehlte an allem. Note: 5
Nicklas Shipnoski: Tor, Vorlage und einige Pausen. Dennoch derzeit der einzige Lichtblick. Note: 2-
Sebastian Jacob: Ganz schwacher Auftritt! Sein einzig relevanter Auftritt im Strafraum führte zu einem Elfmeter. Es war leider der falsche. Note: 5
Einwechselspieler (mit mindestens 20 Minuten Einsatz):
Bjarne Thoelke: Die fehlende Spielpraxis merkt man. Positiv aber seine Körpersprache. Note: 3-
Kianz Froese: Belebendes Element, aber auch mit unnötigen Ballverlusten. Erzielte seinen ersten Drittligatreffer. Note: 3