Electric Light Orchestra: Telephone Line
Als das Debütalbum vom Electric Light Orchestra in Amerika floppt, gibt Mastermind Jeff Lynne auch dem kruden Albumtitel die Schuld, der durch ein Missverständnis entstand. Nachdem sich sein Ärger gelegt hatte, schrieb Jeff Lynne darüber einen seiner größten Hits.
Im Tonstudio in London verkündet Jeff Lynne seiner neuen Band: „Wir fangen da an, wo die Beatles aufgehört haben!" Gesagt, getan. Das neu gegründete Electric Light Orchestra nimmt das gleichnamige Debütalbum auf.
Die Masterbänder werden zur Plattenfirma nach Amerika verschickt, den Albumtitel, der den Bandnamen trägt, will man später telefonisch erläutern. Anfang 1972 drängt die Zeit, und der amerikanische Produktmanager wählt sich die Finger wund, um in England nach dem Titel zu fragen. Er kommt überhaupt nicht auf die Idee, dass das Album wie das Orchester heißt.
Als er niemanden erreicht, beauftragt er seine Sekretärin, sie möge es weiter versuchen und ihm den Titel auf den Schreibtisch legen. Aber auch ihr gelingt es nicht, jemanden an die Strippe zu bekommen. „No answer" schreibt sie auf den Zettel und legt ihn dem Chef auf den Tisch. „Keine Antwort? Komischer Titel", denkt sich der Plattenmann. Kopfschüttelnd gibt er den vermeintlichen Albumtitel zum Druck frei.
Als Jeff Lynne davon Wind bekommt, kriegt er einen Wutanfall, aber es ist zu spät. In Amerika kommt das erste ELO-Album mit falschem Titel auf den Markt und verfehlt prompt die Charts. Vier Jahre später haben es ELO auch in Amerika geschafft, und Jeff Lynne schreibt Songs für das sechste Album. Plötzlich kommt ihm das Missverständnis aus den Anfangstagen wieder in den Sinn, und er schreibt ein Lied über ein Telefonat, das nicht zustande kommt, weil am anderen Ende niemand abhebt. Während der Aufnahme in den Münchner Musicland Studios rufen sie eine Nummer in Amerika an, um den dort typischen Klingelton auf dem Synthesizer nachzubauen, damit dieser den neuen Hit einläutet. Diesmal geht bei der Veröffentlichung nichts schief und die Kritiker feiern „Telephone Line" als das Beste, was nach Lennon/McCartney je das Licht der Charts erblickte. Bettina Exner
Kulturverführung vom 12. Februar 2021
Hörspiel: Diese Kolumne feiert neunjähriges Bestehen. Die erste – auf persönliche Weise gestaltete -Kulturverführung durfte ich im Februar 2012 schreiben. Damals riet ich: „Zum Fünfuhrtee bleiben wir mal zu Hause und lauschen dem Hörspiel „Fallers große Liebe". „Mal zu Hause"? Ein guter Witz, oder ein schlechter. Heute schreibe ich: „Zum Fünfuhrtee bleiben wir wieder mal zu Hause und lauschen dem Hörspiel „Sesam, schließe dich!" Hat Martin Mosebach den Titel vor oder nach Corona erfunden? Übrigens: Das neunjährige Jubiläum habe ich durch Zufall gefunden. Als der PC hochfuhr, hatte ich noch keine Ahnung, worüber ich schreiben möchte. Manchmal liegen Notizen auf meinem Schreibtisch, die ich die Woche über sammle, diesmal: Fehlanzeige. So kam der Gedanke auf, herauszufinden, seit wann die Kulturverführung besteht. Mit Geschichten über Mord und Totschlag beschäftige ich mich in meiner Freizeit eher nicht, aber Martin Mosebach ist ein guter Autor, deshalb wird sein vierter ARD Radio Tatort wohl auch nicht übel sein. Ein mumifizierter Mann wird in einem Bungalow gefunden. Der Leichnam liegt in einem atombombensicheren Bunker inmitten von teuren Wein- und Champagnerflaschen. Das ist schon ein hübsches Setting, oder? „Sesam, schließe dich!", Sonntag, 14. Februar, 17.04 Uhr, Hörspielzeit und kostenfreier Streaming/Download in SR-Mediathek/ARD-Audiothek.
Ausstellung: Vor neun Jahren hatte ich vorgeschlagen nach Sulzbach zu fahren, um in der dortigen AULA Kunst zu erleben. Die Galerien und Museen haben Neues vorbereitet. Man wartet auf uns und das Ende des Lockdowns. So auch im Herzen der Saarbrücker Innenstadt. Drei Kunstschaffende präsentieren ihre Werke. Natascha Sadr Haghighian, Professorin für Bildhauerei an der HfK Bremen, zeigt „multimediale Installationen, Video- und Audioarbeiten sowie Zeichnungen" unter dem Titel „Le lion malade". Ich assoziiere, ob eine Anleihe bei der Äsopschen Fabel „Le lion malade et le renard" (Der kranke Löwe und der Fuchs) vorliegt, aber ich weiß es nicht. Der in Saarbrücken geborene Florian Huth nennt seine Werksammlung „KUNST des 20. Jahrhunderts" und versucht in 840 Zeichnungen die „KUNST des 20. Jahrhunderts" zu kopieren." Die Berlinerin Joni Majer lebt und arbeitet in Saarbrücken, und „drückt in ihren Zeichnungen komplizierte Dinge möglichst simpel und klar aus, in Schwarz-Weiß." Der Titel, den die Illustratorin gewählt hat: „I’ll fix you". Reparieren, heilen, helfen scheint damit gemeint. Bitte prüfen Sie vorab, ob Sie live und in Farbe zur Kunst gehen können! „Natascha Sadr Haghighian, Florian Huth und Joni Majer", 19. Februar bis 2. Mai, Stadtgalerie, St. Johanner Markt 24, 66111 Saarbrücken, https://stadtgalerie.saarbruecken.de. Michaela Auinger