Wieder einmal musste ein Heimspiel des 1. FC Saarbrücken abgesagt werden. Der Terminplan wird immer enger. Hinzu kommt die Trainersuche.
Am Ende waren alle Bemühungen umsonst. Am vergangenen Montag um 17.20 Uhr informierte FCS-Geschäftsführer David Fischer die regionalem Medien über die Absage des Spiels gegen den MSV Duisburg. Wenig später meldete sich auch der Saarbrücker Oberbürgermeister Uwe Conradt zu Wort. „Wir haben bis zur letzten Minute in Abstimmung mit den Verantwortlichen des Vereins alles Mögliche getan, um das Spiel zu ermöglichen", verwies der CDU-Politiker auf die vielen Arbeiter, die bis zuletzt versuchten, die Spielfläche in einen spielfähigen Zustand zu versetzen.
Doch Probleme wie eine nicht angeschlossene Rasenheizung und eine mangelhafte Drainage lassen sich wohl mit Hand nicht so einfach beheben. Schiedsrichter Tobias Reichel entschied schließlich, dass die Verletzungsgefahr für die Spieler zu groß gewesen sei.
Eine Entscheidung, die wohl vertretbar war. Gleichwohl: Am vergangenen Wochenende wurde in Deutschland auf deutlich schlechteren Geläufen gespielt. Wie es nun terminlich weitergeht, ist fraglich. Am Sonntag steht für das Team von Trainer Lukas Kwasniok die Auswärtsfahrt zur Spielvereinigung Unterhaching an. In der bayerischen Landeshauptstadt lagen die Temperaturen seit Wochenmitte wie im gesamten Land deutlich unter null. Ab Temperaturen von -10 Grad hat es auch die beste Rasenheizung schwer.
In der darauffolgenden Woche stünden gleich zwei Partien an. Mittwochs das Nachholspiel gegen den FSV Zwickau und samstags das reguläre Heimspiel gegen 1860 München. Sollte die Rasenheizung im Ludwigspark bis dahin nicht funktionieren und davon ist auszugehen, müsste der Verein abermals nach Frankfurt umziehen. Vorausgesetzt, der Betreiber gibt den zuletzt ebenfalls gesperrten Platz wieder frei. Zudem hätte der heimische FSV in der Woche ebenfalls zwei Spiele zu absolvieren.
In die nicht enden wollende Stadiondebatte platzte dann noch vor dem geplanten Duisburg-Spiel die Nachricht, dass Trainer Kwasniok die Verlängerung seines Vertrages für die 3. Liga abgelehnt hatte. Lediglich einen Verbleib in der Zweiten Liga hätte sich der 39-Jährige vorstellen können. Damit hat er die Verantwortlichen auf dem falschen Fuß erwischt. Zumindest die Saison soll Kwasniok noch zu Ende bringen, das Verhältnis zwischen Mannschaft und Trainer ist laut Vizepräsident Dieter Ferner absolut intakt. Kwasniok wurde vor gut einem Jahr als Nachfolger des bei den Fans sehr beliebten Dirk Lottner verpflichtet. Dem Kölner wurde am Ende taktische Sturheit sowie mangelnde Gier und Leidenschaft, wie es der damalige Sportdirektor Marcus Mann einmal formulierte, zum Vorwurf gemacht. Möglicherweise war Kwasniok nun zu „gierig". Der herausragend ausgebildete Fußballlehrer scheint nach nur einem Jahr schnell an die Grenzen seiner Motivationsfähigkeit gestoßen zu sein. Nebenberufliche Torwart- und Athletiktrainer nervten ihn ebenso wie Unzulänglichkeiten in der medizinischen Abteilung. Auch eine Verbesserung des technischen Equipments rund um den Trainingsbetrieb soll er mehrfach vergeblich eingefordert haben. Intern fühlte er sich wohl alleine gelassen. Die mangelhafte Kommunikation im Fall Marin Sverko sowie bei der Verletzung von Steven Zellner ließen ihn in einem schlechten Licht stehen.
Anforderungsprofil für den neuen Trainer wird erstellt
Kwasniok darf sich zugute halten, dass er mit Sverko und Nicklas Shipnoski die beiden Toptransfers des Sommers quasi im Alleingang eingefädelt hat. Es wird entscheidend auf die Wahl des Nachfolgers ankommen, ob die beiden jungen Leistungsträger auch im kommenden Jahr beim FCS spielen. Die heutige Vertragsgestaltung sieht eigentlich bei jedem Spieler eine entsprechende Ausstiegsmöglichkeit vor, sollten die Rahmenbedingungen stimmen.
Die sind in Saarbrücken derzeit nicht optimal. Zwar steht der Verein finanziell solide da und plant entsprechend mit einem ähnlichen Etat wie in dieser Saison, doch die Dauerbaustelle Stadion irritiert Mannschaft und Trainer zunehmend. Nicht zu wissen, ob, wann und wo das nächste Heimspiel stattfindet, belastet selbst Einheimische wie Sebastian Jacob. „Man versucht es auszublenden, aber ganz frei machen kann man sich davon nicht", sagte der 27-Jährige.
Das sind keine optimalen Voraussetzungen für eine Mannschaft, die von den vergangenen elf Spielen nur eins gewonnen hat. Das Kwasniok nun plötzlich den Angriff auf die Aufstiegsplätze ausgerufen hat, überrascht. Zwar konnte sein Team während der Vorrunde mit den Spitzenmannschaften mithalten, doch nach den vergangenen Wochen muss der Blick nach unten gehen. Für den Klassenerhalt werden noch vier Siege und drei Unentschieden benötigt, das wird angesichts der personellen Situation und den schwierigen Bodenverhältnissen für das spielerisch starke, aber körperliche limitierte Team kein Selbstgänger. Sprichwörtlich auf „besseres Wetter" zu warten, wäre fahrlässig.
Hinzu kommt die Trainersuche. Noch wurde mit keinem Kandidaten gesprochen, erst einmal wollen Präsident Hartmut Ostermann, Vize Ferner und Sportdirektor Jürgen Luginger das Anforderungsprofil abstecken. Ein sympathischer Lebemann wie Ex-Coach Lottner, der sich abseits vom Trainingsalltag mit Dingen wie Gegneranalyse oder Scouting eher nicht beschäftigen wollte und dies seinem Sportdirektor überlies, scheidet aus.
Arrivierte Namen wie Alois Schwartz oder Torsten Lieberknecht sind kostspielig, alteingesessene Drittligatrainer wie Rico Schmitt oder Stefan Krämer könnten eher ein Thema werden, auch wenn sie nicht für den ganz modernen Fußball stehen. Talentierte Trainer wie Christian Preusser, Rüdiger Ziehl oder Alexander Ende würden das moderne Know-how mitbringen, könnten sich aber wie Kwasniok schnell an den eher konservativen Strukturen eines Traditionsvereins reiben. Denkbar ist aber auch eine regionale Variante. Namen wie der des Elversberger NLZ-Leiters Jens Kiefer oder der des früheren SVE-Kapitäns Timo Wenzel fallen zwangsläufig. Ebenso wie der des früheren Lauteres Jeff Strasser. Kandidaten gibt es also genug.