Mit einem hart erkämpften 1:0-Erfolg in Unterhaching hat der 1. FC Saarbrücken aufkommende Abstiegssorgen im Keim erstickt. Die personelle Lage vor dem Nachholspiel gegen den FSV Zwickau ist aber dramatisch.
Anthony Barylla, Marin Sverko, Bjarne Thoelke, Bone Uaferro und Steven Zellner: Der 1. FC Saarbrücken ist mit fünf Spielern in das neue Jahr gegangen, die sich auf der zentralen Abwehrposition wohlfühlen. Nach dem 1:0-Erfolg bei der Spielvereinigung Unterhaching ist von denen nur noch einer übrig: Und mit Anthony Barylla dann noch der, der während der Hinrunde meist auf der Außenbahn zum Einsatz kam. Marin Sverko, der sich nach einer muskulären Verletzung solide zurückmeldete, fuhr gar nicht erst mit nach München. „Leichter Muskelfaserriss“, lautete die Diagnose, die freitags schon feststand, aber erst sonntags kommuniziert wurde. Bjarne Thoelke fällt aufgrund eines Wadenbeinbruchs noch etwa zwei Monate aus. Steven Zellner, bei dem die medizinische Abteilung zunächst eine Kreuzbandverletzung diagnostizierte, könnte dagegen in zwei, drei Wochen schon wieder spielen. Ein Heidelberger Mediziner, den der Spieler zu Rate gezogen hatte, ist offenbar zu einer anderen, weitaus weniger schwerwiegenden Diagnose gelangt. Wie dem auch sei, für das Nachholspiel gegen den FSV Zwickau am Mittwoch ist der Abwehrchef noch keine Option. Und da sich nun auch Bone Uaferro in Unterhaching die fünfte gelbe Karte abholte, steht Trainer Lukas Kwasniok ziemlich blank da. Selbst die im Januar angedachte Notfalllösung, Manuel Zeitz in die Abwehrkette zu beordern, scheidet aus. Der Kapitän sitzt das letzte Spiel seiner Rotsperre ab.
Unklare medizinische Diagnosen sowie unclever eingehandelte Sperren ergeben eine Personalsituation, die kaum unangenehmer sein könnte. „Ich habe ja noch ein paar Tage Zeit. Irgendwas wird mir sicher einfallen“, sagte Kwasniok. Die wahrscheinlichste Variante: Der in Unterhaching starke Linksverteidiger Jayson Breitenbach wird in die Mitte gezogen. Er spielte erstmals auf dieser Position, da Mario Müller ebenfalls wegen eines „leichten Muskelfaserrisses“ seit drei Spielen ebenso fehlt wie Vertreter Sverko. Backup Barylla wird - wie schon erwähnt - im Zentrum benötigt. Dass Jose Pierre Vunguidica nach seinem schlimmen Auftritt in Rostock eine erneute Bewährungschance auf links bekommt, darf ausgeschlossen werden. Ansonsten bietet sich eigentlich nur noch der wiedergenesene Rechtsverteidiger Sebastian Bösel an.
Umso wichtiger war das Auswärtsspiel im Münchner Süden. Mit 34 Punkten beträgt der Abstand auf Rang drei noch fünf Zähler. Zu den Abstiegsplätzen ist die Distanz auf 14 Punkte gewachsen. „Es war ein dreckiger und wichtiger Sieg und wie er zustande gekommen ist, ist am Ende egal“, sagte der bärenstarke Torwart Daniel Batz.
35 Minuten spielte der FCS die Hachinger im heimischen Sportpark an die Wand, führte durch den zweiten Saisontreffer von Julian Günther-Schmidt mit 1:0 und hätte durchaus nachlegen können. „Wir haben es wieder einmal versäumt, das zweite Tore zu machen. Dann hat der Gegner eine Systemumstellung vorgenommen und wir sind hinterhergelaufen. Man hat auch gemerkt, dass wir nach der Führung etwas zu verlieren hatten. Und dann ist eben auch ein Gegner auf dem Platz, der trotz seines Tabellenplatzes einen wirklich guten Fußball spielt“, sagte Kwasniok. Dass es sich von selbst versteht, dass der Abbau nach der Pause auch mit dem Fehlen der defensiven Leistungsträger Zeitz, Zellner, Sverko und Müller zusammenhängt, ließ Kwasniok dabei unerwähnt. Ebenso wenig äußerte er sich zu der Frage, wie er die Leistung der im zweiten Abschnitt glücklosen Offensivspieler Sebastian Jacob und Nicklas Shipnoski bewerte: „Ich wundere mich ein wenig, dass man versucht einen 1:0-Auswärtssieg madig zu machen. Ich spreche lieber darüber, dass Luca Kerber mit seinen 18 Jahren wieder ein Wahnsinnsspiel gemacht hat.“ In der Tat: Der Kapitän der U19 ist der große Gewinner des Defensivdilemmas. Als Vertreter von Kapitän Zeitz lieferte er einen couragierten und zweikampfstarken Auftritt ab. Sein trockener Kommentar: „Es war mal wieder Zeit für drei Punkte. Und jetzt müssen wir schauen, dass wir am Mittwoch gegen Zwickau die nächsten drei holen.“
Forum-Einzelkritik:
Daniel Batz: In der ersten Halbzeit nicht so präzise bei der Spieleröffnung, ansonsten wenig gefordert. Nach der Pause überragend, rettete den Sieg. Note 1-
Fanol Perdedaj: Teilweise fehlerhaft im Spielaufbau und nicht immer klar in den Zweikämpfen. Note 4
Anthony Barylla: Das kleine Kraftpaket war der Fels in der Brandung. Ruhig und umsichtig. Note 2
Bone Uaferro: Dummer Fehler mit dem er sich die fünfte Gelbe einhandelte. Ansonsten solide und in der Schlussphase extrem kopfballstark. Note 3
Jayson Breitenbach: Auf der ungewohnten linken Außenbahn nur wenige Male mit Problemen. Robust und clever im Zweikampf. Note 2-
Luca Kerber: Mit 18 Jahren unerschrocken und giftig wie ein Terrier. Spielte dazu noch viele saubere Bälle. Note 1-
Tobias Jänicke: In der ersten Halbzeit durchaus präsent. Nach dem Wechsel dann vergeblich um Struktur bemüht. Note 3-
Julian Günther-Schmidt: Zum zweiten Mal in Torjägermanier erfolgreich. Lief viel, rieb sich auf. Note 3
Timm Golley: Sehr engagiert in den starken 35 Anfangs-Minuten. Anspielbar und viel unterwegs. Im zweiten Abschnitt nicht mehr so auffällig. Note 3
Sebastian Jacob: Vor dem Wechsel laufstark und ab und zu in Erscheinung. Nach der Pause inexistent. Note 4
Nicklas Shipnoski: Gute Anfangsphase und wieder einmal eine Torbeteiligung. Nach dem Wechsel dann nur noch wenig auffällig. Note 3-
Einwechselspieler mit mehr als 20 Minuten Spielzeit:
Kianz Froese: Kam nach 65 Minuten für Golley. Ging weite Wege, leider nicht konsequent in seinen Aktionen. Note 3-
Maurice Deville: Rückte auf die linke Seite, konnte offensiv nicht wirklich für Entlastung sorgen. In der Rückwärtsbewegung aber sehr aufmerksam und engagiert. Note 3