Was passiert mit der Wirtschaft nach Corona? Unsere europäischen Nachbarn befinden sich in einer ähnlichen Lage, jedoch mit unterschiedlichen Begleiterscheinungen.
Trotz hoher Todesrate: Frankreich hat Schulen und Kitas bislang konsequent offengehalten und bietet mittlerweile verstärkt Schnelltests an – Umstände, die letztlich dazu führen könnten, dass das Land mit weniger wirtschaftlichen Blessuren aus dem Griff der Pandemie entkommt. Was Frankreich in den kommenden Monaten erwartet, darüber wagen die Auguren des Insee, des staatlichen Statistik-Institutes, jedoch nur höchst vorsichtige Ausblicke – immer abhängig davon, was die Politik in der Pandemie an Lockdown-Maßnahmen angesichts der Virus-Mutationen noch verhängen mag. Der Blick zurück offenbart jedoch einen mehr als deutlichen wirtschaftlichen Knick: Um mehr als acht Prozent hat das Bruttoinlandsprodukt Frankreichs 2020 nachgegeben (Deutschland: minus fünf Prozent). Zuletzt war in Frankreich immer wieder Kritik an den Maßnahmen laut geworden. Einige Gastronomen fordern eine baldige Öffnung der Restaurants. Diese sind im Land bereits seit Ende Oktober geschlossen. Bis auf große Kaufhäuser ist der Einzelhandel jedoch offen. Gleichzeitig dürfen die Menschen nach 18 Uhr abends nicht mehr vor die Tür – auch nicht, um spazieren zu gehen oder einzukaufen.
Harte Zeiten für den Arbeitsmarkt
Italiens Volkswirtschaft, immerhin drittstärkste der EU, musste ebenfalls einen heftigen Dämpfer hinnehmen. Das Bruttoinlandsprodukt lag 2020 bei minus zehn Prozent, die Arbeitslosigkeit im Dezember bei neun Prozent. Vor allem in Süditalien, das wirtschaftlich schon fast traditionell schwächer ist als der Norden, sind die Arbeitslosenzahlen laut Eurostat teils astronomisch: in Kalabrien, Italiens ewigem Sorgenkind, sind fast ein Viertel der Erwerbsfähigen und die Hälfte der Jugend ohne Arbeit. Dementsprechend düster sind auch die Aussichten für 2021: Nach einer Umfrage der Deutsch-Italienischen Handelskammer rechnet nur etwa ein Drittel der Unternehmen damit, in diesem Jahr bereits das Vorkrisenniveau zu erreichen. Die derzeitige Regierungskrise, die Ex-EZB-Chef Mario Draghi als neuer Ministerpräsident lösen soll, verzögert dringende Milliardenhilfen für Unternehmen. Derzeit gibt es keine Möglichkeit, die dringend benötigten EU-Hilfen zu verteilen: In dem schwer von der Pandemie gezeichneten Land, das bislang knapp 93.000 Tote zu beklagen hat, würden langwierige Regierungsverhandlungen die Erholung noch weiter erschweren.
Platz vier der stärksten EU-Volkswirtschaften, Spanien, wurde wie Frankreich und Italien hart von der Pandemie getroffen. Knapp 64.000 Menschen sind bislang an oder mit Sars-Cov-2 gestorben, die meisten davon in der Hauptstadt Madrid. Angesichts der drastisch steigenden Zahl von Corona-Infektionen hat man dort die Gegenmaßnahmen weiter verschärft. So beginnt die nächtliche Ausgangssperre in der Millionenmetropole um 22 Uhr, so wie das in anderen spanischen Regionen schon seit Längerem gilt. Die konservative Regionalregierung hatte sich lange gegen einschneidende Maßnahmen gesträubt. Die hohe Zahl der Neuinfektionen und die Überlastung der Intensivstationen mit Corona-Patienten zwangen die Verantwortlichen nun aber zur Kehrtwende. Wirtschaftlich gesehen ist das Land stärker als viele andere betroffen: Das Bruttoinlandsprodukt sank um mehr als zwölf Prozent, das Land ist stark vom Tourismus abhängig. Beispiel Mallorca: Nach Angaben der spanischen Statistikagentur INE kamen 2020 1,7 Millionen Urlauber – etwa 88 Prozent weniger als 2019 und damit so viele Urlauber wie zuletzt in den 70er-Jahren. Im gleichen Maße gaben die Urlauber weniger aus: 2019 flossen fast 15 Milliarden Euro an Einnahmen aus dem Tourismusgeschäft, 2020 nur eine Milliarde.