Ihr Körper ist ihr Kapital – und diesen setzte Kim Kardashian West gekonnt in Szene. Damit baute sich das It-Girl mit armenischen Wurzeln ein Imperium auf und beeinflusst die Modeindustrie.
Nicht jede kurvenreiche Brünette ist Wikipedia einen längeren Eintrag wert. Eva Longoria beispielsweise. Textmäßig hält es sich bei ihr mit Kim Kardashian in etwa die Waage. Die eine ist halt „nur" Schauspielerin, Film- und Fernsehproduzentin sowie Werbegesicht mit Master- und Bachelorabschluss. Die andere fällt trotz TV-Präsenz hingegen in die Kategorie Darstellerin. Dennoch ist sie omnipräsent und mit 203 Millionen Followern auf Instagram quasi unantastbar.
Reality-Star, Selfie-Königin, Unternehmerin, Influencerin: Was Kim Kardashian anpackt, verwandelt sich in Erfolg, Macht und Geld. Ein wenig mag ihr der Ruhm in die Wiege gelegt worden sein. Vater Robert Kardashian war Promi-Anwalt, Mutter Kris Jenner hat sich über die Jahre zum Familienoberhaupt des Kardashian-Jenner-Clans aufgeschwungen. Es jedoch wie Kim zu schaffen, in Zeiten, wo immer noch superdünne Models gehypt werden und Frauenzeitungen in stoischer Regelmäßigkeit eine Diät nach der anderen pushen, durch einen prallen Po globale Berühmtheit zu erlangen, ist eine beachtliche Eigenleistung. Da ist es egal, ob das bekannteste Hinterteil der Welt durch Einlagen oder andere schönheitschirurgische Tricks so prall geformt wurde. Wichtig ist nur die immerwährende Präsenz des Pos und der dazugehörigen Kurven-Queen in den sozialen Medien. Anlässlich ihres 40. Geburtstags Ende Oktober verpackte sie ihre Rundungen für Instagram und Twitter mal wieder mit sehr, sehr wenig Bikinistoff und verkündete die frohe Botschaft, dass mit viel Geld für Beautydocs, Ernährungsberater und Personal Trainer alles möglich sei.
Wahlkampf belastete die Ehe
Die Kalifornierin beherrscht das Spiel mit den Medien perfekt. Sogar das ehrenwerte Nachrichtenmagazin „Der Spiegel" berichtet regelmäßig über das in Los Angeles auf den Namen Kimberly Noel geborene und dort lebende It-Girl. Gibt es eigentlich irgendetwas aus dem Leben der knapp 1,60 Meter kleinen – und vor allen Dingen gemachten – Schönheit, an dem sie die Welt nicht teilhaben lässt? Zwei medienträchtige Scheidungen hat sie hinter sich, seit 2014 ist sie mit dem Rapper Kayne West in einer Gute-Zeiten-Schlechte-Zeiten-Ehe verheiratet und trägt seitdem den Familiennamen Kardashian West. Jüngst hing der Haussegen schief, nicht zuletzt wegen des emotionalen Wahlkampfauftrittes des Gatten in South Carolina. Eitel Sonnenschein hingegen, als der ihr einen Hologramm-Auftritt ihres verstorbenen Vaters schenkte. Auch das Horrorszenario 2016, als sie während der Pariser Modewoche überfallen und um Schmuck im Wert von neun Millionen Euro erleichtert wurde, kennt fast jeder.
Die Mutter von vier Kindern im Alter von einem bis sieben Jahren, zwei davon mit Kayne West, hält auch den teils über eine Leihmutterschaft entstandenen Nachwuchs nicht aus dem medialen Leben raus. Sie postet Fotos der beiden Mädchen und Jungs. Der Hang zur Großfamilie kommt nicht von ungefähr. Kim hat mit Kourtney, Khloé und Rob drei Geschwister sowie mit Kylie und Kendall Jenner zwei Halbgeschwister. Dieselbe Mutter, ein anderer Vater: Zehnkampf-Olympiasieger Bruce Jenner. Der machte vor fünf Jahren seine Transsexualität publik, nennt sich seitdem Caitlyn. Es heißt, Kim sei eine hoffnungslose Romantikerin und ein absoluter Familienmensch mit wenig Lastern. Alkohol schmecke ihr einfach nicht, daher sei sie an Silvester die beliebteste Fahrerin, weil sie nüchtern bleibt.
Das Faible fürs Blitzlichtgewitter begann, als Vater Robert Mitte der 1990er-Jahre die Verteidigung seines Freundes O. J. Simpson in dessen spektakulärem Mordprozess übernahm. Damit rückte die Kardashian-Familie – heute wird nur noch vom Kardashian-Clan gesprochen – ins öffentliche Interesse. Kim, damals ein pubertierender Teenager, der seine Schulzeit in einer katholischen Mädchenschule und auf strengen Privatschulen absolvierte, wurde damals mehrmals mit ihrem inzwischen geschiedenen Vater abgelichtet. Dabei wurde spekuliert, ob sie seine neue Freundin sei. Kim lernte eine wichtige Lektion für ihr Leben: Paparazzi können äußerst hilfreich sein, wenn man sie zu nutzen weiß.
Ein geleaktes Sextape kurbelte ihre Karriere an
Das Wichtigste an dieser Zeit: Sie besuchte dieselbe Vorschule wie Paris Hilton, und die berühmte Blondine war es, die sie später auf die richtigen Partys mitnahm. Anfangs war sie ein Hiltonscher Schatten, dann folgte der durch Paparazzi bedingte Aufstieg zum eigenständigen Celebrity. „Nebeneinnahmen" hat sie 2007 durch ein Sextape mit ihrem damaligen Freund Ray J, das ein Kassenschlager wird und ihr fünf Millionen Euro Schadensersatz einbringt. Dies kurbelte das Interesse an ihr mächtig an. Es folgten Magazin-Cover, Auftritte in Talkshows, Werbedeals, Gastrollen in „How I Met Your Mother", „CSI", „Disaster Movie" und schließlich der große Durchbruch mit der familiären und von Mutter Kris Jenner mitproduzierten Reality-TV Show „Keeping Up with the Kardashians", die aber nun eingestellt wird. Als Unternehmerin betrieb sie bis vor zwei Jahren mit ihren Schwestern Kourtney und Khloé das Modelabel „DASH" und brachte zudem mit „Kardashian Kollection" eine eigene Modelinie auf den Markt. Dazu kommen die Kosmetikfirma KKW Beauty, ein Anteil an Kylie Cosmetics ihrer Halbschwester Kylie Jenner und eine Handy-App „Kim Kardashian: Hollywood".
Im Mai 2018 wurde sie ins Weiße Haus eingeladen, setzte sich bei diesem Besuch für die Begnadigung einer 63-jährigen Afroamerikanerin ein, die wegen Drogendelikten zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt wurde. Die soll für Kim mittlerweile eine enorme Größenbandbreite bietende Unterwäsche-Shapewear-Loungeware-Modelinie „Skims" modeln. Gespannt sein darf man auf 2022. Bis dahin will sie ein vierjähriges Praktikum absolviert haben, um die Anwaltsprüfung ablegen zu können, mit der sie sich für Menschen in Haft einsetzen und Begnadigungen vorantreiben möchte.