Irgendwie müsste doch jetzt mal alles gesagt sein. Seit fast einem Jahr gibt es nur noch ein Thema. Nicht nur gefühlt. 24/7 hat Corona geöffnet, während ziemlich viel anderes geschlossen ist. Und noch bleiben wird. Es dürfte kaum noch eine Facette geben, die nicht aus allen Blickwinkeln diskutiert worden ist. Aus ernstzunehmenden und absurden. Da wundert es kaum noch, dass selbst die krude These, wonach die Regierenden ja nur austesten wollen, was sie dem Volk alles zumuten können, nun auch im Parlament vorgetragen wurde. Und es klang nicht nach einem Beitrag passend zum Rosenmontag.
Fast gleichzeitig hat ein Kollege aus der Redaktion eine Dame beobachtet, die beim Einkaufen schimpfend ihrem Missmut über die derzeitigen Umstände freien Lauf ließ. Irgendwie wolle man wohl mit dem ganzen Treiben die Menschen auf die Straße treiben. Und das nicht zum ausgefallenen Rosenmontagsumzug, sondern zum Protest. Um gleich zu ergänzen: Mit mir nicht, ich bleib zu Hause!
Die Dame hätte ihren Beitrag im Parlament halten sollen. Die Redezeit hätte sie eingehalten – wie wohl auch das Gebot, Kontakte möglichst zu reduzieren. Da hat jemand vermutlich ohne große Erörterung alles ziemlich auf den Punkt gebracht. Die Ungeduld, mit der wir uns alle rumquälen, ist niemandem zu verdenken. Ein Grund zur Nachlässigkeit ist es nicht, auch wenn die Zahlen derzeit eine erfreuliche Richtung nehmen.
Hilfreich wäre, diese Ungeduld würde nicht mit ständig neuen Irritationen befeuert. Angebotene aber nicht wahrgenommene Impfungen samt der Diskussion, wer oder was daran Schuld war, oder unberechtigte Impfungen außerhalb der priorisierten Gruppen konterkarieren jeden Appell an Verantwortung von jedem von uns.
Die Bereitschaft, jetzt noch durchzuhalten, wird auch kaum wachsen durch die Diskussion um die „plötzlich neue 35", wo doch zuletzt immer von einer 50er-Inzidenz als Maßstab die Rede war. Vergessen, dass wir im letzten Herbst diese 35 als erste im Blick hatten, bis die zweite Welle über Monate dreistellige Zahlen brachte.
Und damals war noch keine Rede von den jetzt bekannten Mutationen. Unsere Nerven werden noch länger strapaziert. Ostern ist keine unrealistische Perspektive.