Der 1. FC Saarbrücken sucht einen Trainer. Derzeit ist der Verein dabei, ein Anforderungsprofil zu erstellen. Welche Typen gibt es? Und wer ist überhaupt verfügbar?
Dieter Ferner, Vizepräsident des 1. FC Saarbrücken, ist kein Mensch, der von sich aus die Öffentlichkeit sucht. Daher lohnt es sich, um genau zuzuhören, wenn er sich zu Wort meldet. Nachdem Trainer Lukas Kwasniok das Angebot zur Vertragsverlängerung abgelehnt hatte, sagte der 72-Jährige: „Wir werden in den kommenden Wochen besprechen, welches Profil der neue Trainer haben soll." Das heißt übersetzt: Namen sind erst einmal zweitrangig, diese werden sich zwangsläufig ergeben, wenn sich die Verantwortlichen einig geworden sind, welcher Trainertyp die Mannschaft künftig führen soll.
Die Routiniers
Torsten Lieberknecht (47): Bis zu seiner Entlassung beim MSV Duisburg im Herbst fast ununterbrochen im Geschäft, dabei mit nur zwei Stationen. Zehn Jahre lang trainierte er Eintracht Braunschweig, führte die Niedersachsen in die Bundesliga, aber auch wieder zurück. Lieberknecht gilt als taktisch flexibel, aber auch stur und streitlustig. Er sucht einerseits die Nähe zu den Fans, kritisiert aber die organsierte Szene gern auch öffentlich. Sein Vorteil: Eine hohe Identifikation mit dem jeweiligen Arbeitgeber. Sein Nachteil: Nicht immer ein glückliches Händchen mit Transfer, steht in dem Ruf, große Etats zu benötigen. Tendenz: sicher auf der Liste, aber nicht erste Wahl.
Rico Schmitt (52): Zwei sehr gute Stationen bei Erzgebirge Aue und den Offenbacher Kickers. Dort arbeitete er mit FCS-Geschäftsführer David Fischer zusammen. Danach ordentlich in Halle, anschließend glücklos in Aalen und Jena. Ein solider Arbeiter, der die 3. Liga kennt. Kommt auch mit dem hektischen Umfeld von Traditionsvereinen zurecht. Steht allerdings nicht für einen innovativen Fußballstil und gilt nicht als Entwickler von Talenten. Sein Vorteil: wenig Anspruch an Strukturen und bescheidener Umgang mit finanziellen Mitteln. Sein Nachteil: gilt in der Szene bereits ein Stück weit als verbrannt. Tendenz: Ebenfalls auf der Liste, aber wohl eher eine Notlösung.
Stefan Krämer (52): In der Branche bekannt wie ein bunter Hund. Nahbarer, lockerer Typ, der auch zu Medien ein kumpelhaftes Verhältnis pflegt. Leistet beim KFC Uerdingen in einem chaotischen Umfeld beachtliche Arbeit, kennt die 3. Liga aus dem Effeff. Seit Jahren mit Vize Ferner in Kontakt. Sein Vorteil: Kennt den 1. FC Saarbrücken und das Umfeld und gilt als solider Arbeiter. Sein Nachteil: nicht unbedingt der Verfechter eines modernen Spielstils. Tendenz: mit Sicherheit einer der Topkandidaten.
Alois Schwartz (53): Der Ex-Profi ist der Stiefvater von FCS-Spieler Mario Müller. Kennt sich durch seine Tätigkeit beim Karlsruher SC und dem 1. FC Nürnberg mit Traditionsvereinen aus. Sein Vorteil: in der Szene gut vernetzt, hat einen exzellenten Ruf. Sein Nachteil: eine Saison im Mittelfeld der 3. Liga dürfte ihn nicht reizen. Tendenz: wäre die große Lösung, kommt aufgrund der finanziellen Rahmenbedingungen aber eher nicht infrage.
Die jungen Wilden
Christian Preusser (37): Hört im Sommer als Trainer der U23 des SC Freiburg auf. Gilt als absoluter Fachmann und Taktikfuchs. Der ehemalige FCS-Sportdirektor Marcus Mann hält viel von ihm. Hat viele Talente entwickelt. Sein Vorteil: sucht eine neue Herausforderung abseits eines Nachwuchsleistungszentrums und bringt fachlich alles mit. Sein Nachteil: wenig Erfahrung als Cheftrainer, ist zudem ruhiges, besonnenes Arbeiten gewohnt. Tendenz: könnte ein Thema werden, vor allem da Ex-Sportchef Mann ihn schon einmal auf der Liste hatte.
Rüdiger Ziehl (43): Ein Mann aus der Region, der als Trainer bisher ausschließlich im hohen Norden aktiv war. Genoss beim VfL Wolfsburg als Trainer der U23 einen hervorragenden Ruf. Gilt als besonnen, aber durchsetzungsstark. Sein Vorteil: Er ist topmotiviert und gilt als guter Einpeitscher. Fachlich auf Höhe der Zeit: Sein Nachteil: wie bei Preusser fehlende Erfahrung. Tendenz: Ist sicher ein Kandidat, mit dem Gespräche geführt werden.
Marco Wildersinn (39): Eine gefühlte Ewigkeit Nachwuchscoach bei der TSG Hoffenheim. Dort wurde er im Herbst ausgerechnet von Marcus Mann entlassen. Gilt als ambitioniert, aber auch stur. Kein einfacher Typ, aber taktisch ein starker Trainer. Gut vernetzt im Nachwuchsbereich: Sein Vorteil: Der FCS wäre für ihn eine große Chance, fachlich bringt er alles mit. Sein Nachteil: kein einfacher Charakter, nicht der große Teamplayer. Tendenz: Der Name fällt im FCS-Umfeld schon seit Jahren. Dennoch wohl nicht erste Wahl.
Alexander Ende (41): Lange im Nachwuchs bei Borussia Mönchengladbach. Seit vergangenem Sommer bei Fortuna Köln. Hinterließ beim Fußballlehrer-Lehrgang einen vorzüglichen Eindruck. Moderner Trainer mit guter Ansprache. Sein Vorteil: sehr gute Ausbildung, hohes taktisches Verständnis. Sein Nachteil: Für ihn wäre vieles Neuland. Wenig Erfahrung. Tendenz: In der Branche gilt er als Mann mit Zukunft. FCS-Trainer wird er aber wohl eher nicht.
Die Lokalmatadoren
Jens Kiefer (43): Entdecker von Patrick Herrmann beim FCS, Aufstiegstrainer mit der SV Elversberg und dem FC Homburg. Bodenständiger Fachmann, mit hoher Loyalität. Derzeit NLZ-Leiter bei der SV Elversberg. Sein Vorteil: kennt den Verein, seine Strukturen und ist gut vernetzt. Sein Nachteil: als Cheftrainer beim FC Homburg am Ende nicht erfolgreich. Tendenz: in den Hinterköpfen der FCS-Oberen sicher präsent. Aber er steht nicht vorne auf der Liste.
Timo Wenzel (43): Musterprofi beim FCK und der SVE. Als Nachwuchstrainer mit guter Arbeit an der Kaiserlinde. Ordentliche erste Cheftrainerstation in Schweinfurt. Strahlt Ruhe und Professionalität aus, würde aus familiären Gründen gern im Saarland arbeiten. Sein Vorteil: als Profi mit allen Wassern gewaschen. Seriös und kompetent. Sein Nachteil: hatte bisher noch nicht die wirklich große Station. Tendenz: hat bestenfalls Außenseiterchancen.
Jeff Strasser (46): Musste sein Engagement beim 1. FC Kaiserslautern aufgrund von Herzproblemen beenden. Genießt in der Branche einen herausragenden Ruf. Taktisch top, menschlich super. Hervorragender Motivator. Sein Vorteil: Große Erfahrung und exzellente Vernetzung. Sein Nachteil: hat außerhalb von Luxemburg noch nicht langfristig gearbeitet. Tendenz: Er würde genau ins Anforderungsprofil passen. Fraglich aber, ob er Lust auf die 3. Liga verspürt.