Im Nationalpark Hunsrück-Hochwald darf Natur noch Natur sein. Ein Rundweg führt rund um den Erbeskopf, durch weite Wälder und viel Kulturgeschichte.
Vor dem Hunsrückhaus, das inzwischen zum Nationalpark-Tor Erbeskopf avancierte, lesen wir: „Serengeti, Yellowstone, Grand Canyon, Galapagos". Bilder großartiger Reiseziele entstehen, wenn wir diese Namen lesen. Bilder von überwältigenden Naturschönheiten, die weltweit mit dem Prädikat Nationalpark ausgezeichnet werden. Mit dem Nationalpark spielt der Hunsrück jetzt in der Champions-League des Naturschutzes. Natur darf hier Natur sein. Hier entsteht ein Urwald von morgen. Das Gebiet im Hunsrück zählt schon heute zu einer „Hotspot-Region für biologische Vielfalt". So leben hier europaweit die meisten Wildkatzen. Die Wildkatze ist sehr scheu und braucht viel Ruhe. Genau wie der Schwarzstorch und viele andere Arten. Ruhe, die der Hunsrück mit seinen ausgedehnten Wäldern schon heute bietet. Für Tiere, aber auch für Menschen.
Die Skulptur „Windklang" auf dem Erbeskopf im Blick, steigen wir entlang der Skipiste steil nach oben. Dort angekommen, ist oftmals nur das Rauschen der Baumwipfel zu hören.
Die begehbare Skulptur mit Aussichtsplattform auf dem Erbeskopf, der höchsten Erhebung bei unseren Nachbarn, gehört zu den Skulpturen, die auf dem Erbeskopfrundweg seit 2012 geschaffen wurden. Je nach Windstärke und Windrichtung ertönt der Gesang des Windes in unterschiedlichen Klangfarben. Nach diesen besonderen Klangerlebnissen geht es zur höchsten Stelle des Erbeskopfes, mit 816 Metern wie bereits erwähnt der höchste Berg von Rheinland-Pfalz.
„Hotspot-Region für biologische Vielfalt"
Bereits 1892 hatten Pioniere während eines Manövers einen hölzernen Aussichtsturm gebaut. 1901 folgte an gleicher Stelle die Einweihung des 24 Meter hohen steinernen Kaiser-Wilhelm-Turms mit Aussichtsplattform. 1939 wurde der Turm für zivile Besucher gesperrt, um drei Stockwerke erhöht und mit militärischen Funkanlagen ausgerüstet. 1961 wurde der Turm gesprengt, da er den militärischen Radar-Rundblick beeinträchtigte. Außerhalb des Sperrgebiets entstand 1971 ein zwölf Meter hoher hölzerner Aussichtsturm. Der Ausblick von der Plattform ist grandios. Den Hunsrück zu Füßen, schweift der Blick über das Moseltal bis weit in die Eifel und zum Saarland. Bei guter Sicht erkennt man den Turm des Schaumbergs. Die Dörfer, Weiler und einzelne Gehöfte scheinen wie in die Landschaft geworfene kleine Mosaiksteine auf einem bunt zusammengewürfelten Flickenteppich aus Wald, Feldern, Wiesen, Weidenflächen und Streuobstwiesen.
Das heutige Bild des Hunsrücks und des Hochwalds ist das Ergebnis einer intensiven Wechselwirkung von Mensch und Umwelt. Die Kelten und Römer haben ebenso Spuren hinterlassen wie die Menschen des Mittelalters. Die Wurzeln der Hüttenindustrie liegen mitten im Hunsrück, nicht zu vergessen die Edelsteinbearbeitung, die bis in die heutige Zeit reicht. Dieses mannigfache kulturhistorische Erbe lässt die Nationalparkregion zu einer äußerst attraktiven und spannenden Erlebnisregion werden. Charakteristisch für den Erbeskopfkamm sind die durch das raue Klima und Schneebruch bizarr geformten Krüppelbuchen.
Wenige Meter hinter dem Aussichtsturm verlassen wir das Hochplateau und wandern abwärts. Es beginnt die Durchquerung eines ganz besonderen Waldes.Jegliche Geräusche der Zivilisation sind weit weg. Stille wird uns auf den nächsten Kilometern begleiten, auf schmalen, erdigen Waldpfaden im Waldmeer rund um den Erbeskopf. Im großen Waldgebiet des Hunsrücks erfahren wir viel vom Werden und Vergehen der Bäume. Junges Holz steigt neben Totholz in die Höhe. Umgefallene Baumriesen sind mit Moosen und Flechten überzogen. An vielen Baumstümpfen wachsen Baumschwämme dicht nebeneinander.
Wurzeln der Hüttenindustrie im Hochwald
Nur an wenigen Stellen öffnet sich der Wald. Im Frühling und Sommer erreichen wir Waldlichtungen mit grünsattem Gras und mächtigen Farnen und eröffnen uns neue Waldbilder, lassen uns zur Ruhe und Entspannung kommen. Wenn wir diese Waldlichtungen im Winter anwandern, liegt oftmals Schnee in einer scheinbar unberührten Hunsrücklandschaft.
Weiter geht es über unzählige Kehren, Windungen und Kurven durch den Hunsrück, mal am Hang, mal über den Hang, mal bergauf und mal bergab. Nur zweimal haben wir auf unserem Weg die Möglichkeit, einen Ausblick in die Ferne zu erhaschen.
Spannend wird es, wenn wir entlang oder über die Hangmoore unterwegs sind. Hier gurgelt und gluckert das Wasser, größere Wasseransammlungen, getarnt durch dicke Moosteppiche, und ehe man sich versieht, kann ein unbedachter Schritt ins weiche Moor zu nassen Füßen führen.
Das dritte Hangmoor, das wir erreichen, können wir über Holzstege überqueren. Anschließend führt der Pfad durch jungen Fichtenwald, ehe wir über einen Waldwiesenweg zum Ausgangspunkt der Wanderung am Nationalpark-Tor Erbeskopf zurückkehren.