Vieles, was quasi am Wegesrand wächst, kann in der Küche auch als Heilpflanze bei unterschiedlichsten Beschwerden eingesetzt werden – egal, ob daraus ein Tee, ein Aufguss oder eine Tinktur hergestellt wird.
Im Rahmen einer Kräuterwanderung oder bei einem Kräuterseminar erfährt man, was Brennnessel, Giersch oder Veilchen alles können. FORUM bietet einen kleinen Überblick über natürliche Hausmittelchen – in alphabetischer Reihenfolge:
Augentrost: Weiß, violett und gelb gemustert sind die Blüten der Pflanze, die bis zu 15 Zentimeter hoch werden kann und in Mitteleuropa auf Wiesen, an trockenen Ufern und in nicht zu dichten Wäldern wächst. Der Name ist Programm, denn bereits vor Jahrhunderten wurde die Pflanze bei Beschwerden mit den Augen eingesetzt – heute beispielsweise in der Naturkosmetik, um Augenringe zu mildern oder Schwellungen unter den Augen zurückgehen zu lassen. Aber auch bei leichten Entzündungen (unter anderem für Kontaktlinsenträger oder bei Reizungen der Bindehaut) können mit Augentrost-Tee getränkte Kompressen oder ein Augenbad helfen. Einen Tee kann man selbst herstellen, indem man einen Esslöffel getrocknetes oder zwei Esslöffel frisches Augentrost-Kraut mit einem halben Liter kochendes Wasser überzieht und das zehn Minuten lang ziehen lässt. Naturheilkundler setzen auf die augenklärende Wirkung von innen, wenn man über den Tag verteilt mehrere Tassen des Tees trinkt.
Brennnessel: Die Brennnessel gehört zu den Pflanzen, mit denen viele Hobby-Gärtner „auf Kriegsfuß" stehen und ihr als Unkraut den Garaus machen – zu Unrecht, denn das Nesselgewächs ist vielseitig verwendbar: im Garten, als essbare Pflanze, als Heilkraut. „Brennnessel-Jauche" vertreibt bestimmte Schädlinge im Garten, zarte Blätter der Pflanze schmecken aromatisch in einem Wildkräutersalat. Und in der Naturheilkunde wird die Pflanze gern als Teil einer „Frühjahrs-Kur" eingesetzt, spült sie doch beispielsweise als Tee die Schlacken des Winters aus dem Körper, kurbelt den Stoffwechsel an. Zudem ist die Brennnessel eine Vitamin- und Mineralstoff-Bombe, ihr Calciumgehalt liegt weit über dem von Milch. Für die Herstellung einer Tinktur kann man frische oder getrocknete Pflanzen verwenden, sie müssen in ein sauberes Schraubglas gegeben, dann mit Ansatzalkohol (ungefähr 40 Prozent Vol.) übergossen werden. Das Glas schließen und vor Sonnenlicht geschützt rund vier Wochen stehen lassen, dabei ab und zu etwas schütteln, damit sich die Wirkstoffe besser lösen. Vor Anwendung sollte die Tinktur durch einen Filter abgeseiht und anschließend in einem Braunglas aufbewahrt werden. Eingesetzt wird sie unter anderem äußerlich als Mittel gegen Haarausfall und Schuppen, innerlich (stark verdünnt) zum Beispiel bei Frühjahrsmüdigkeit oder Appetitlosigkeit.
Feldthymian oder Quendel: Im Gegensatz zum „Echten Thymian", der im Mittelmeerraum zu Hause ist, wächst der Quendel in ganz Mitteleuropa. Ein sogenanntes Lippenblütlergewächs, das an karge Landschaften angepasst ist und das man auf trockenen Wiesen, an Wegrändern und auf Brachflächen findet. Mit silbrig-grünen kleinen Blättern und Blüten, die zwischen Weiß, kräftigem Pink und zartem Violett variieren. In der Pflanzenheilkunde wird der Quendel ähnlich eingesetzt wie der Thymian. Er hilft gegen Husten, regt die Verdauung an und lindert Frauenbeschwerden. Außerdem wird die vielseitige Heilpflanze auch bei entzündlichen Hautproblemen und Gelenkschmerzen eingesetzt. Bei Husten hilft mitunter ein Tee auf Basis von Quendelkraut, das wird mit heißem Wasser übergossen, muss fünf bis zehn Minuten ziehen, kann dann mit Honig gesüßt über den Tag verteilt eingenommen werden. Auch das Einatmen des Teedampfs kann bei Reizungen der Atemwege schon etwas Linderung bringen. Äußerlich hilft Quendel bei Prellungen oder blauen Flecken – am besten in Form einer Tinktur. Und auch in der Küche hat Quendel als kräftiges Gewürz seinen Platz: Er erleichtert bei üppigen Fleischgerichten beispielsweise die Verdauung.
Giersch: Eine weitere gern „verkannte" Pflanze, die Gartenbesitzer oft genug als lästiges Unkraut abtun. Zu Unrecht, denn ähnlich wie die Brennnessel ist der Giersch (Aegopodium) ein wahrer Alleskönner und dürfte wohl schon in der Steinzeit als Gemüse verzehrt worden sein. Er wächst in ganz Europa, bevorzugt in Hecken, Auwäldern und in Gärten. Die Stauden erreichen eine Höhe von 30 bis 90 Zentimetern. Zwischen Juni und August blühen die Dolden weiß, aus den Blüten entwickeln sich im Herbst die Samen, etwa drei bis vier Millimeter lange eiförmige Früchte. Noch im Mittelalter wurde Giersch gegen Gicht und Rheuma eingesetzt, heute ist er oft Bestandteil einer Frühjahrskur, bei der der Körper entschlackt, Kreislauf und Stoffwechsel angeregt werden sollen. Aus den frischen Trieben kann ein Saft gepresst werden, der mit Mineralwasser oder Buttermilch stark verdünnt im Rahmen einer zehntägigen Saftkur eingenommen werden kann. Als „Erste-Hilfe-Pflanze" hilft zerquetschtes Giersch-Kraut auf Wanderungen bei Insektenstichen. Ältere Blätter können in der Küche als Petersilienersatz in Suppen, Gemüsegerichten und Aufläufen zum Einsatz kommen.
Hagebutte: Auch Wildrose oder Heckenrose genannt, ist die Hagebutte mit ihren zartrosa oder weißen Blüten an Böschungen oder in Hecken in ganz Europa und Teilen Asiens zu finden. Bis zum Herbst reifen die Blüten zu leuchtend roten Hagebutten heran, reif sind diese, wenn die Schale auf Fingerdruck leicht nachgibt und sich die Früchte ohne Kraftaufwand pflücken lassen. In der Naturmedizin geschätzt sind Hagebutten vor allem für ihren hohen Vitamin-C-Gehalt, der den von Zitronen und Sanddorn übertrifft. Damit sind Hagebutten ideale Helfer für das Immunsystem ebenso wie „Hautschmeichler" und Wärmespender, um nur einige der positiven Eigenschaften zu nennen. Kein Wunder also, dass sie in der Naturkosmetik eine wichtige Rolle spielen, schließlich fängt Vitamin C freie Radikale ab und schützt so vor vorzeitiger Hautalterung. Aber auch als Tee (aus getrockneten Hagebuttenschalen) werden sie gern verwendet – gibt man noch etwas Chili dazu, wird der Tee zum richtigen „Einheizer". Und Kissen mit Hagebuttenkernen speichern lange die Wärme und sorgen – nicht nur bei Erkältungsanzeichen – für ein Wohlgefühl. Ein leicht herzustellendes Hagebuttenmus (das man auch haltbar machen kann) schmeckt nicht nur gut, sondern bietet sich im Winter und Frühjahr als Vitamin-C-reiches Nahrungsergänzungsmittel aus der Natur an.
Kamille: Wer kennt ihn nicht, den typischen Geruch von Kamille, der Pflanze mit den weißen Blütenblättern, in deren Mitte goldgelbe Blütenköpfchen sitzen. Verbreitet ist sie in den meisten Ländern Europas, ist auf Wiesen, nährstoffreichen Äckern, aber auch Brachflächen zu finden. Seit Jahrhunderten wird sie in der Heilkunde geschätzt, da sie unter anderem als beruhigend, blutreinigend und antibakteriell gilt. Im Mittelalter wurde sie als „Sud" bei Magen- und Darmbeschwerden verwendet und wahrscheinlich jeder hat schon bei leichter „Magenverstimmung" feststellen können, wie wohltuend ein Kamillentee wirken kann. Der Gehalt an Bitterstoffen und Gerbsäuren hilft aber nicht nur bei Magen-Darm-Problemen, sondern auch bei Halsschmerzen und Menstruationsbeschwerden. Kamille ist wegen der entzündungshemmenden und hautgenerierenden Eigenschaften in zahlreichen Kosmetikprodukten enthalten. Kamillenextrakt kann bei Entzündungen im Mundraum, ein Kamillendampfbad bei einer Nasennebenhöhlenentzündung unterstützend wirken.
Löwenzahn: Im Frühling leuchtet er knallgelb auf allen Wiesen: der Löwenzahn. Er ist nicht nur schön anzusehen und bei Kindern wegen der „Pusteblumen" beliebt, sondern auch essbar und mit seinen Bitterstoffen, den Vitaminen C, E und B sowie Mineralstoffen wie Kalium und Zink ziemlich gesund. Durch diese Inhaltsstoffe fördert Löwenzahn die Verdauung und regt den Appetit an. Die Bitterstoffe in der Pflanze bewirken, dass unser Körper mehr Speichel und Magensäure produziert. Dazu werden aber auch Verdauungshormone und -enzyme freigesetzt, die Gallentätigkeit angekurbelt. Damit wird auch die Funktion von Blase und Nieren gesteigert. In der Naturheilkunde kommt Löwenzahn häufig als Tee oder auch als Tinktur zum Einsatz, wobei diese aus allen drei Pflanzenteilen – also Wurzel, Blätter und Blüten – hergestellt werden sollte. Eine Essenz aus Löwenzahnblüten kann zudem bei Muskelverspannungen – unter anderem bedingt durch Stress – helfen. Aber Löwenzahn wird auch gern in der Küche verwendet: als Salat beispielsweise oder als Kräuter-Kaffee. Dazu werden die Wurzeln der Pflanze klein gehackt, getrocknet, in einer Pfanne geröstet und anschließend gemahlen. Ähnlich wie beim „echten Kaffee" wird das feine Pulver mit heißem Wasser aufgegossen. Am besten schmeckt das Getränk mit Milch, Zimt und Honig.
Schafgarbe: Die „Gemeine Schafgarbe" oder auch Achilleskraut ist eine genügsame Pflanze, die man auf trockenen Wiesen, an Geröllhalden, an Weges- und Straßenrändern sowohl in Regionen Europas als auch Nordamerikas und Asiens findet. Robuste Stängel und weiß, manchmal zartrosa blühende Scheindolden zeichnen die Schafgarbe aus, die bis zu einem Meter hoch werden kann. Stängel, Blätter und Blüten der Pflanze werden zur äußerlichen und innerlichen Anwendung in der Volksheilkunde genutzt: Schafgarbenauszüge zum Beispiel bei Entzündungen, bei Schuppenflechte oder in der Wundheilung und Schafgarbentee unter anderem bei krampfartigen Beschwerden im Magen-Darm-Bereich oder als „Frauentee".
Spitzwegerich: Er wächst unauffällig am Wegesrand mit seinen schmalen, lanzenähnlichen Blättern: der Spitzwegerich, der auch als Schlangenzunge oder Sprießkraut bezeichnet wird. Er gehört zu den Wegerichgewächsen und wird seit Jahrhunderten, wenn nicht sogar Jahrtausenden, als Heilpflanze genutzt. Eine antibiotische Wirkung ist mittlerweile nachgewiesen und so findet sich Spitzwegerich auch in natürlichen Antibiotika, wird andererseits auch als entzündungshemmend bei Atemwegsbeschwerden und Bronchitis, bei Ekzemen oder Insektenstichen eingesetzt. Wer Spitzwegerich trocknen will, kann dies im Backofen bei maximal 45 Grad tun oder aber die Blätter auffädeln und aufhängen. Die beste Sammelzeit ist zwischen Mai und August.
Veilchen: In der Antike war das Veilchen eine Blume, die mit mehreren Gottheiten – darunter Pan und Persephone – in Verbindung gebracht wurde. Bereits Hippokrates setzte die Pflanze als Heilmittel bei Kopfschmerzen und Sehstörungen ein. Die im Frühjahr violett blühenden Pflanzen sind aber auch für ihren charakteristischen Duft bekannt, haben daher in vielen Kulturen eine besondere Bedeutung. So wurde bereits im Mittelalter ein Fest zu „Ehren des ersten Veilchens" am Wiener Hof gefeiert. Heute kommt Veilchen-Tee in der Naturheilkunde bei Husten und Atemwegsbeschwerden zum Einsatz – und äußerlich als Kompresse bei Entzündungen der Haut oder im Bad bei Rheuma. Veilchen-Sirup kann als wohlschmeckender Hustensaft für Kinder genommen werden.