Nach dem Trainerwechsel von Marc Hahnemann zu Saulius Vadopalas kämpften sich die Saarlouis Royals vom letzten auf den neunten Platz der Damen-Basketball-Bundesliga vor. Das Saisonziel „vorzeitiger Klassenverbleib" wurde erreicht – aber mal wieder am grünen Tisch.
Die Inexio Royals Saarlouis sichern sich ein Triple der anderen Art: Zum dritten Mal in Folge steht der Klassenverbleib des Damen-Basketball-Bundesligisten unabhängig von seinem sportlichen Abschneiden fest. Die Damen-Basketball-Bundesliga (DBBL) hat aufgrund der Corona-Pandemie sechs Spieltage vor Schluss entschieden, dass auch die Mannschaften, die in der offiziellen Abschlusstabelle auf den Abstiegsplätzen elf und zwölf stehen, das sportliche Teilnahmerecht für die höchste Spielklasse behalten. Die Liga kann demnach durch die Aufsteiger auf bis zu 14 Mannschaften aufgestockt werden. Im Gegensatz zu 2020, als die Liga vor dem letzten Spieltag wegen der Corona-Pandemie abgebrochen wurde, stehen die Royals derzeit nicht auf einem Abstiegsplatz. 2019 rettete erst der Rückzug von Ligakonkurrent Eintracht Braunschweig den bereits sportlich abgestiegenen Saarlouiserinnen ihren Verbleib im Oberhaus.
Das Ziel bleibt dennoch, den Klassenverbleib auch sportlich zu rechtfertigen. Eigentlich sollte dies schon vorzeitig bewerkstelligt sein, was der krachende Fehlstart in die laufende Runde jedoch verhinderte. Nach nur einem Sieg aus den ersten sieben Ligaspielen, dem Sturz auf den letzten Platz in der Bundesliga und dem frühen Aus im DBBL-Pokal war das Projekt des 29 Jahre jungen Cheftrainers und Sportlichen Leiters Marc Hahnemann gescheitert. Vor dem letzten Heimspiel des Jahres am 30. Dezember gegen Tabellenführer RS Keltern (67:82) zogen die Verantwortlichen des BC Saarlouis die Reißlinie und stellten Hahnemann frei. „Sportlich ist nicht das herausgekommen, was wir wollten und deshalb haben wir uns dazu entschieden, mit einem neuen Trainer weiterzumachen", sagt Thomas Mathieu vom Royals-Vorstand und erklärt: „Uns blieb einfach keine andere Wahl." Der Neue an der Seitenlinie der Königlichen ist ein alter Bekannter. Saulius Vadopalas, der Hahnemann kurz zuvor in beratender Funktion an die Seite gestellt wurde, übernahm dessen Job in Gänze. Der Litauer wurde in der Saison 2015/2016 mit den Royals deutscher Vizemeister. Es war der letzte große Erfolg der Saarlouiser Basketballerinnen. „Saulius hat die erforderliche Trainerlizenz und kennt die Mannschaft, von daher war es logische Konsequenz, ihn um Hilfe zu bitten", sagt Mathieu. Mit Erfolg: Mit drei Siegen aus den ersten acht Spielen kletterten die Royals unter Vadopalas auf Rang neun – punktgleich mit Playoff-Platz acht. Der Befreiungsschlag gelang den Saarlouiserinnen Ende Januar im Heimspiel gegen die Gis Lions SV Halle. Am Ende eines hochspannenden Schlagabtauschs auf Augenhöhe brachte eine taktische Umstellung in der Defensive und der große Einsatz der Spielerinnen den siegbringenden Ausschlag zugunsten der Royals.
Als das Schlusssignal ertönte, strahlte nicht nur der Endstand von 75:65 auf der Anzeigetafel. „Als ich kam, dachte ich an die Rolle des Sportdirektors, der das Team mit Spielerinnen verstärken kann und den Trainer mit meiner Erfahrung ein bisschen unterstützen kann", sagt Vadopalas und verrät: „Ich hatte sogar gesagt, dass ich keine Sekunde mehr als Trainer arbeiten wollte." Der international erfahrene Coach hat hohe Ansprüche. „Aber in diesem Fall wollte ich kein Angsthase sein, sondern den Royals helfen. Ich habe gute Erinnerungen an meine Zeit hier vor fünf Jahren. Damals war es auch nicht einfach, und wir haben mit dem zweiten Platz am Ende eine Überraschung geschafft", sagt der 66-jährige Litauer und findet, „dass einiges mittlerweile etwas besser funktioniert. Ich bin mit dem, was die Mädels in den letzten Wochen gezeigt haben, zufrieden. Sie haben mich positiv überrascht. Aber wir müssen auch noch einiges verbessern."
Sportliche Ziele wurden nicht erreicht
Ungewohnt offen und selbstkritisch kommentierte Marc Hahnemann seine Freistellung, die für ihn „nicht überraschend" kam: „Das sind eben die Mechanismen des Profisports. Ich bin den Personen im näheren Umfeld immer noch verbunden und wünsche dem Verein alles Gute", sagt er. An seinem Ziel, eine junge und in der Region verwurzelte Mannschaft aufzubauen, die perspektivisch wieder den Glanz früherer Tage in die Stadtgartenhalle zurückbringt, ist er gescheitert. „Aber auch für einen Neuaufbau muss man Ergebnisse liefern", stellte Hahnemann ernüchtert fest.
Nach der Übernahme des Teams arbeitete der neue Trainer vor allem am physischen Zustand des dezimierten Kaders. „Es fehlte viel, nicht nur auch basketballerisch. Aber wir hatten keine Zeit. Wir haben vielleicht etwas intensiver trainiert. Aber ich musste auch aufpassen, dass wir nicht zu viel machen, um die Situation letztlich nicht noch schlimmer zu machen", erklärt er, „Schließlich hatten wir aufgrund von Krankheit und Verletzungen anfangs nur fünf, sechs Spielerinnen im Training." Quantitative und qualitative Unterstützung kam nur wenig später mit den drei Neuzugängen Kellindra Zackery, Klaudia Perisa und Brittany Brown, die aber erst einmal integriert werden mussten. „Wir mussten also wieder bei Null angefangen. Und das ohne Freundschaftsspiel. Aber mittlerweile haben wir eine gemeinsame Sprache gefunden", findet Vadopalas. Dass der Klassenverbleib schon gesichert ist, hält ihn nicht davon ab, „immer die bestmögliche Leistung zu bringen". Ob Saulius Vadopalas auch über das Saisonende hinaus mit den Royals zusammenarbeiten wird, kann er noch nicht sagen. „Wir werden uns vor dem Saisonende zusammensetzen. Aber ganz ehrlich: Ich will nur weiter hier arbeiten, wenn sich alles in eine echte Profi-Richtung entwickelt. Obwohl ich schon sagen muss, dass ich hier bessere Bedingungen vorgefunden habe als vor fünf Jahren", stellt er klar. Allerdings ohne konkret zu benennen, was sich ändern muss. Er sagt nur so viel: „Wenn man auf dem letzten Platz war, fehlt etwas. Das ist nicht immer nur Geld, davon hätte man ja immer gerne mehr."