Die Ausstellung „Mon Trésor. Europas Schatz im Saarland" wartet im Weltkulturerbe Völklinger Hütte auf das Ende des Lockdowns und die Besucher. Eine der zahlreichen wertvollen Leihgaben, das Keramikfresko „Le Boulevard", kommt aus dem Musée de la Faïence de Sarreguemines.
ie Produktion von Keramikfliesen erlebte im 19. Jahrhundert in ganz Frankreich einen neuen Aufschwung, denn neue Techniken ermöglichten die Herstellung großer Mengen zu erschwinglichen Preisen. In Saargemünd begann man um 1880 mit der Herstellung von Fliesen, an denen die Kundschaft sofort Gefallen fand. Zahlreiche Kunsthandwerker schufen einfallsreiche Motive für die Produktionsstätten in Saargemünd sowie für die beiden Tochterfabriken. Die Steingutmanufaktur in Saargemünd hatte ihr goldenes Zeitalter um 1900. Ihre Keramikfresken schmückten Hausfassaden, Speisesäle und Badezimmer; sie dienten als hygienische Wandverkleidung, zu Dekorations- oder Reklamezwecken. Die schönsten Arbeiten wurden in großen Ausstellungen gezeigt und machten das Können der Keramiker aus Saargemünd in der ganzen Welt bekannt.
Das wandfüllende Keramikfresko „Le Boulevard" gehört zu den bekanntesten Werken. Es besteht aus 216 Fliesen. Das Motiv, nach einem Plakat von Théophile Steinlen, misst 230 Zentimeter in der Höhe und 350 Zentimeter in der Breite und trägt die Fabrikmarke „Sarreguemines – Paris", um 1902. Großbürger in steifen Posen treffen auf fröhliche Zeitungsverkäufer und Blumenmädchen – ein sinnfälliges Abbild der gesellschaftlichen Unterschiede jener Zeit.