Reden wir doch mal übers Wetter. Das Lieblingsgesprächthema ist uns etwas abhandengekommen. Wer sich nicht mehr treffen darf, muss auch nicht unbedingt ein unverfängliches Thema suchen, bei dem jeder mitreden kann. Dabei ließe sich an Frühlingstagen im Februar und dem ersten Grillen oder Schwenken gleich mal klären, ob sich da das Klima wandelt und der Winter vorbei ist. Soll er doch gehen, der Winter, und Corona gleich mitnehmen. Womit es immerhin 15 Zeilen gedauert hat, bis das unvermeidbare Thema wieder da ist, das dem Wettergespräch den Rang abgelaufen hat.
Zwischenzeitlich hatte es mal den Anschein, wir könnten die Sache selbst in die Hand nehmen: selbst testen. Würde uns Saarländern mit dem Hang zum Knoddeln entgegenkommen. Wobei Knoddeln das ist, was derzeit am meisten aufregt. Die Pandemie hat ein Stadium erreicht, wo es scheint, dass immer mehr machen, was sie wollen, weniger, was sie sollen, und einige das Sollen so lange diskutiert haben wollen, bis es zu dem wird, was sie wollen.
Zum Beispiel Priorisierung, was allgemein heißt, Priorität setzen, was zuerst wichtig ist. Das ist schon in weniger gravierenden Fällen nicht ganz leicht. Geschenkt, dass eigentlich Zeit genug war, das in Sachen Impfen zu diskutieren. Wichtig war erst einmal, dass die „CoronaImpfV", so das amtliche Kürzel der Verordnung, eine gewisse Orientierung gegeben hat, die auch die Älteren mehr oder minder geduldig auf ihren Termin hat warten lassen. Obwohl ihnen seit einem Jahr Tag für Tag klargemacht wird, welche Risikogruppe sie sind.
Was empfinden die jetzt bei jeder neuen Panne, die bekannt wird, jedem neuen Fehlverhalten, und wenn sie dann noch mitkriegen, dass sich jetzt schon die aus der nächsten Gruppe anmelden dürfen, während sie selbst seit Wochen immer noch auf ihren Termin warten? Oder wenn für diese oder jene Gruppe gefordert wird, dass sie vorgezogen werden?
Die Verordnung ist Menschenwerk, es ließe sich trefflich einiges diskutieren. Soweit das aufgrund fortschreitender Erkenntnis geschieht, ist das nachvollziehbar, wenn es gut begründet werden kann. Erkennbar (gruppen-)egoistische Gründe sind schlicht unsolidarisch, solange Impfstoff und Kapazitäten knapp sind. Ständige Debatten um die Listen wirken nicht besonders vertrauensbildend.
Auf Sicht werden Impfstoffe ausreichend produziert werden können. Das knappe Gut Vertrauen lässt sich nicht in industrieller Produktion vermehren, wenn es jetzt verspielt wird.