Ein umweltgerechter Start in den Tag beginnt nicht erst bei der Auswahl der passenden Kleidung, sondern direkt nach dem Aufstehen. Ein kurzer Guide verrät die wichtigsten Tipps und Tricks.
er erste Weg am Morgen führt uns ins Badezimmer. Und dort verwenden wir schon zu früher Stunde ausgesprochen viele Utensilien, die alles andere als nachhaltig sind. Plastikzahnbürsten für die Zähne, Make-up-Entferner Pads für das Gesicht, Ohrenstäbchen für die Reinigung der Ohren, Plastikkamm für das Haar und natürlich allerlei Cremes und Duschgele für den frischen Duft. Schon jetzt entsteht, ohne es bewusst wahrzunehmen, ein großer Berg vermeidbaren Mülls. Und das in jedem einzelnen Badezimmer. Wir finden, das geht auch anders, aber wie? Dazu jetzt einige Vorschläge für einen grünen Start in den Tag!
Der Stille Ort
Laut einer Studie des WWF verbraucht jeder Deutsche im Schnitt 15 Kilogramm Toilettenpapier. Pro acht bis zehn Rollen Klopapier kommen dann noch einmal einige Gramm schädlichen Plastiks für die Umverpackungen dazu. Das ist ein großes Problem, aber ein vermeidbares. Wer an seiner Abwisch-Routine unbedingt festhalten möchte, für den bietet sich Recycling-Toilettenpapier an. Das gibt es mittlerweile in jedem Drogerie- oder Supermarkt. Zu erkennen ist es an dem Prüfsiegel „Blauer Engel". Leider fallen auch hier noch Plastikverpackungen an. Zwar gibt es erste Start-ups, die Toilettenpapier aus Bambus oder Gras ohne lästige Umverpackungen entwickeln, allerdings sind die Produkte schwer zu bekommen. Beliebter ist da die einfache Reinigungsvariante mit Wasser. Was in vielen Ländern rund um den Erdball längst zum normalen Hygienekonzept nach dem kleinen und großen Geschäft gehört, ist hierzulande immer noch in vielen Badezimmern verpönt. Dabei wurde das Bidet, die französische Beckenlösung zur Reinigung der Intimzone, bereits im 18. Jahrhundert entwickelt. Etwas moderner sind da die asiatischen 2-in-1-Toiletten. Die spülen einem nicht nur den Po, sie föhnen ihn auch gleich trocken und übertönen unangenehme Geräusche einfach mit Musik. Leider lässt sich diese WC-Lösung nicht in alle gängigen Haushalte hierzulande einbauen, weil oft ein zweiter Wasseranschluss fehlt. In diesem Fall hilft eine externe Po-Dusche weiter, die einfach neben die Toilette installiert wird. Oder noch einfacher: HappyPo! Das handliche Gerät schaut aus wie eine elektrische Zahnbürste, es versprüht aber stattdessen Wasser in handlicher Dosis und ersetzt damit das Toilettenpapier. Wassersparen ist neben dem Vermeiden von Müll ein großes und regelmäßig wiederkehrendes Thema. Eco-Toiletten sind deshalb inzwischen auf dem Markt angekommen, denn sie sparen mit jedem Spülgang Wasser und schrauben damit den Verbrauch ordentlich herunter.
Zähne putzen
Der Griff zur Zahnbürste ist für 75 Prozent aller Deutschen ein festes Morgenritual. Für die Zahnzwischenräume nutzen wir 1,5 Meter Zahnseide, rechnet die Bundesärztekammer vor. Alle Deutschen gemeinsam verbrauchen rund 30 Millionen Liter Zahnpasta. Die Schlange leerer Zahnpastatuben würde es schaffen, zweimal von der Erde zum Mond und wieder zurückzukommen. Besonders eifrige Putzer verbrauchen aber nicht nur Zahnpasta, sondern pro Monat auch noch zwei Zahnbürsten. Eine enorme Menge an Plastikmüll entsteht und das muss gar nicht sein, denn längst gibt es überall praktische Alternativen zu kaufen. So ersetzen Zahnbürsten aus Bambus mit Leichtigkeit die Plastikvarianten. Haben die also ausgedient oder ist die elektrische Zahnbürste defekt und fachgerecht auf dem Recyclingmüll entsorgt, lohnt sich der Umstieg auf die Öko-Zahnbürste. Die ist langlebig und kommt ganz ohne Plastik aus. Schwieriger wird es schon bei der Wahl einer passenden Zahnpasta-Alternative. Die deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (DGZMK) empfiehlt Erwachsenen, Zahnpasta mit Fluorid zu kaufen, um die Zahngesundheit zu erhalten. Die gibt es plastikfrei in Tablettenform, allerdings schäumen die Tabletten nicht und müssen vorher im Mund zergehen. Eine Alternative ist Öko-Zahnpasta als Paste, beispielweise von „Ben und Anna" oder „Fair Squared", oder in Pulverform von „Martina Gebhardt" und „Birkengold". Die Produkte sind nachhaltig in Glastiegeln verpackt. Ist der Tiegel leer, lassen sich die Pulver im Papiernachfüllpack einfach wieder auffüllen. Eine Alternative zum Kauf ist das Selbermachen. Dazu rührt man sich eine Mischung aus Kokosöl und Natron an. Allerdings ohne Fluorid. Zur kompletten Zahnhygiene fehlen dann nur noch Zungenschaber und Zahnseide. Auch Zungenschaber gibt es inzwischen aus Edelstahl, zum Beispiel von „Oralflora" oder „Shein". Zahnseide von Hydrophil, Bambusliebe oder DM kommt ebenfalls ohne Plastik aus. Ein kleiner Tipp zum Schluss: Beim Zähneputzen immer den Wasserhahn zudrehen und zum Spülen Zahnputzbecher aus Glas oder Bambus verwenden. Das spart wertvolles Wasser.
Duschen
Statt Duschgel und Haarshampoo aus dem Plastikspender sind feste Duschseifen und Shampoos sehr zu empfehlen. Die „L’Occitane Glücksgefühl"-Seife aus Frankreich beispielsweise überrascht mit frischem Zypressenduft. Sie kommt ganz ohne Palmöl aus, ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl des neuen Lieblingsprodukts für die Dusche. Der „Body Shop" führt ebenfalls Duschseifen in unterschiedlichen Geruchsrichtungen wie Vanille und Mandel. Ähnliche Produkte gibt es übrigens auch zum Baden, dann lösen sich die festen Badeöle und Schäume einfach im warmen Wasser auf und verströmen ihren betörenden Duft. Wichtig ist hier genau auf die Inhaltsstoffe zu achten, denn ätherische Öle sind überall enthalten und nicht jeder verträgt sie gleichermaßen. Neben den großen Herstellern von Duschseifen und Co. gibt es auch immer mehr kleinere Start-ups, die die Produkte in Handarbeit herstellen und plastikfrei verpackt versenden. Amaiva zum Beispiel bietet gleich eine komplette Pflegeserie mit dem Geruch des Lavendelgrases an. Dazu gehört dann auch Haarshampoo in Stückform.
Das Grundprinzip des Shampoos ist einfach. Kommt das Produkt mit Wasser in Berührung, lässt es sich mit den Händen in gewünschter Menge abreiben und auf dem Haar verteilen. Die Inhaltsstoffe von festen Shampoos können dabei sehr unterschiedlich ausfallen. ShampooBit zum Beispiel riecht nach Walnuss und Mandel. Eine echte Alternative zu den meist fruchtig- bis blumigen Duftnoten. Vorsicht ist geboten bei der Auswahl der passenden Pflegeserie für das Haar. Feste Shampoos unterscheiden sich kaum von normalen Produkten und eignen sich je nach Herstellerangaben für jeden Haartyp. Ihnen wurde lediglich das Wasser entzogen, das dann während des Duschprozesses wieder zugefügt wird. Feste Shampoos bestehen aus pflegenden Ölen, Fetten, Farbstoffen, Duftstoffen und Tensiden. Letzte sollten nach Möglichkeit natürlichen Ursprungs sein, damit sie gut verträglich sind und das Haar optimal reinigen. Eine Alternative dazu bilden Haarseifen. Ihre Basis bilden Fette und Laugen, genau wie bei normalen Seifen. Es gibt sie mit Blütenzusätzen, Ölzusätzen von Alba, Haarseife mit Minzöl oder sonstigen Geruchsstoffen von Arencia Go Green Haarseife. Die Reinigungswirkung von Seifen und festen Shampoos ist ähnlich, hier kommt es stark auf die Verträglichkeit der einzelnen Produkte an. Je natürlicher die Inhaltsstoffe sind, desto besser für die Kopfhaut. Haarseifen können in Verbindung mit sehr kalkhaltigem Wasser dazu neigen, die Haare trocken zu machen und geben einem das Gefühl, die Seife nicht richtig ausgespült zu haben. Hier hilft eine selbst gemachte Spülung weiter, die das Problem im Handumdrehen behebt. Dazu einfach eine Mischung aus einem Liter Wasser mit zwei Esslöffeln Apfelessig anrühren. Diese regelmäßig nach dem Waschen über dem Haar verteilen und ausspülen. Schon ist es wieder weich und gut gepflegt.
Ab und zu benötigt die Haut ein Peeling. Das belebt, löst abgestorbene Hautschüppchen und schenkt dazu einen extra Boost an Feuchtigkeit. Da fertige Peelings häufig nicht nur in Plastik verpackt sind, sondern dazu auch noch schädliches Mikroplastik enthalten, empfiehlt es sich, das Peeling einfach selbst herzustellen. Die meisten Zutaten finden sich ohnehin in jeder Küche. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Meersalz-Peeling? Dazu das Salz im Verhältnis zwei zu eins mit einem reichhaltigen Öl, beispielweise Avocadoöl, Mandelöl und Olivenöl vermischen. Wer mag, der gibt noch zwei Tropfen ätherisches Öl in der Duftrichtung der eigenen Wahl dazu und trägt alles auf die feuchte Haut auf. Kurz einwirken lassen, abwaschen und den Rest des Peelings einfach mit einem Handtuch auf die Hautoberfläche eintupfen. Das spart auch gleich die Pflegecreme nach dem Duschen. Hat man kein Meersalz zur Hand, klappt die Peelingmischung mit Zucker oder Kaffeesatz genauso gut.
Rasur
Wer einen Rasierhobel statt eines Einwegrasierers nutzt, der schont die Umwelt und kommt ganz ohne Plastikmüll aus. Der Hobel besteht aus einem Griff – optimalerweise ist der aus Bambus gefertigt – und dem Kopf. Dieser ist entweder mit zwei Klingen – Double Edges – oder mit nur einer Klinge beispielsweise von Single Edge ausgestattet. Die Modelle eignen sich für sie und ihn gleichermaßen. Statt Rasierschaum aus dem Plastikspender funktioniert Rasierseife zum Beispiel von Zeder oder Mühle optimal. Die Seife einfach in eine Schale legen, anfeuchten und sparsam verwenden. Die meisten Produkte kommen in einer plastikfreien Kartonage in den Handel. Zur Pflege danach darf es für den Mann gern Aftershave sein, dann allerdings aus dem Glastiegel zum Beispiel über „Kaliflower Organics" oder auch „Naobay". Für Frauen eignet sich eine einfache vegane Feuchtigkeitspflege auf der Basis von Kokosfett bei sehr trockener Haut mit Avocado zum Beispiel von „Zoya goes pretty" oder Olivenöl von „Alverde".
Pflege und Frisur
Das Haar lässt sich wunderbar sanft mit einer Holzbürste kämmen. Die Naturborsten schützen vor Haarbruch und schonen außerdem die empfindliche Schuppenschicht der Kopfhaut.
Die letzten Reste des Make-ups lösen waschbare Wattepads von „EcoYou" oder „Waschies". Nach Gebrauch kommen die Baumwollpads mit in die Waschmaschine und lassen sich so immer wiederverwenden. Ähnlich verhält es sich mit der neuesten Wattestäbchengeneration von „Last Swab". Ihr Stiel besteht aus Nylon, die Spitze aus einem speziellen TPE-Kunststoff. Nach Gebrauch als Schminkhilfe oder Ohrreiniger einfach unter fließendem Wasser wieder reinigen. Die Idee dahinter ist gut, allerdings bemängelte die Zeitschrift „InStyle" nach einem Praxistest das Handling, da die Kunststoffoberfläche nasse Ohren nur unzuverlässig trockne und Mascara sich auch schlecht abreiben ließe.
Was zuverlässig funktioniert, ist stattdessen die Körperpflege. Hautpflegendes Körperöl ist mit wenigen Zutaten selbst herzustellen. Alles, was man dazu braucht, ist ein Basisöl – 100 Milliliter Mandelöl oder Jojobaöl – und einige Tropfen ätherisches Öl wie Vanille, Orange oder Lavendel. Alles gut verrührt in einer dunklen Glasflasche aufbewahrt, hält im Badezimmer etwa drei Monate frisch. Noch einfacher gelingt die Basis-Lippenpflege. Hierzu einfach Honig oder Kokosöl auf die Lippen tupfen, schon glänzen sie verführerisch und schmecken lecker.
Bei der Auswahl eines Öko-Deos fällt die Entscheidung schwer. Selbst im Glastiegel kommen die handelsüblichen Varianten nicht ohne Plastik-Pumpe aus. Außerdem sind die Inhaltsstoffe meist bedenklich und schlecht für die Gesundheit. Deshalb ist es ratsam, auf natürliche Schweißhemmer umzusteigen. Diese stecken in Deo-Cremes, die es von Anbietern wie Greendor oder Wolkenseife online zu bestellen gibt. Die Basis bilden hierbei natürliche Hautpflegemittel wie Shea-Butter gepaart mit antibakteriell wirkendem Bambusöl, das unangenehme Gerüche zuverlässig binden kann.