Der 1. FC Saarbrücken muss sich nach vier Siegen in Folge mit einem 2:2 gegen den KFC Uerdingen begnügen. Der Leistungsabfall ist vor allem mit personellen Problemen zu begründen.
Wer nach vier Siegen in Folge geglaubt hatte, und davon gibt es im chronisch hektischen Umfeld des 1. FC Saarbrücken doch einige, die Mannschaft würde nun einen Schlussspurt bis auf die Aufstiegsränge durchziehen, der dürfte am Samstagnachmittag enttäuscht gewesen sein. Wer eine realistischere Sichtweise hat, den dürfte das 2:2-Unentschieden gegen den KFC Uerdingen nicht unbedingt überrascht haben. Schon vor der Partie hatte Trainer Lukas Kwasniok vor den finanziell angeschlagenen Uerdingern gewarnt. Die Krefelder waren mit einem doppelt so hohen Personaletat wie der FCS in die Saison gestartet und galten als ein Team, das in der erweiterten Spitzengruppe mitspielen könnte. „Unter normalen Umständen hätte die Mannschaft nichts mit dem Abstieg zu tun“, sagte Coach Kwasniok vor dem Spiel und Sportchef Jürgen Luginger verwies nach dem Abpfiff darauf, dass da eine Truppe stand, „von der die meisten Spieler schon in einer hohen Liga gespielt haben.“ Ein Beispiel: Das Gehalt von KFC-Kapitän Assani Lukimya soll sich in einer Größenordnung bewegen, dass der 1. FCS seine gesamte Abwehrreihe davon bezahlen könnte.
Und dennoch war am Samstagnachmittag mehr drin für die Blau-Schwarzen, die trotz mäßiger Leistung zweimal durch Minos Gouras in Führung gingen. „Aber wir waren insgesamt zu fahrig, haben nie wirklich Ruhe in die Partie bekommen. Am Ende war unsere Leistung nicht gut genug, um heute zu gewinnen. Aber wir können mit dem Punkt leben“, sagte Kwasniok. Nach zwei äußerst überzeugenden Siegen gegen 1860 München und den SC Verl, bei denen der Trainer eine taktische Meisterleistung hinlegte, brachten unter der Woche Einwechselspieler die Wende gegen den MSV Duisburg. „Was da gut geklappt hat, hat heute nicht funktioniert“, sagte Kwasniok und nahm nur den zur Pause eingewechselten Kapitän Manuel Zeitz in Schutz: „Er ist in der Hinrunde nach vielen Spielen in ein Loch gefallen und hat lange gebraucht, um wieder in Topform zu kommen. Mit Blick auf die kommenden Spiele wollte ich da gegensteuern.“
Wie schon in der Hinrunde ist augenscheinlich, dass der 1. FCS nur über eine begrenzte Anzahl an Spielern verfügt, die in der Lage sind, ein absolutes Top-Niveau auch in englischen Wochen abzurufen. Hinzu kommen dauerhafte muskuläre Verletzungen. Verteidiger Marin Sverko, im Kwasnioks Konzept ein Schlüsselspieler, hat seit Wochen Beschwerden und ist nur eingeschränkt einsetzbar. Außenverteidiger Basti Bösel, mit dessen Rückkehr große Hoffnungen verbunden waren, fällt nach neuerlichen Problemen auf unbestimmte Zeit aus. Dass der FCS im neuen Jahr aus bisher zehn Spielen 17 Punkte erzielt hat, ist daher aller Ehren wert. „Normalerweise sagt man, dass man um Stabilität zu haben, so oft wie möglich mit derselben Abwehrformation spielen muss. Bei uns gibt es die personelle Lage nicht her“, sagte Kwasniok. Und in der Tat hat sein Team für eine Spitzenmannschaft zu viele Gegentore bekommen. Oft konnte der FCS dies durch eine überzeugende Offensive kompensieren. Doch auch dort haben sich nun die Reihen gelichtet. Wurde Sebastian Jacobs Ausfall in Verl noch als „Vorsichtsmaßnahme“ verkauft, droht der 27-Jährige auch für das Nachholspiel gegen den FSV Zwickau am Mittwoch noch auszufallen. Topscorer Nicklas Shipnoski, der sich gegen Duisburg verletzte, ist für die kommende englische Woche wohl überhaupt kein Thema. Der 23-Jährige, an mehr als der Hälfte der Saarbrücker Tore beteiligt, ist einer der Ausnahmespieler der diesjährigen Drittligasaison. „Sebi und Shippi sind Spielertypen, die wir so nicht ersetzen können. Wir müssen uns dann Alternativen basteln“, sagte Kwasniok vor dem Spiel. Zumindest gegen den KFC Uerdingen hat das nicht so funktioniert. Kianz Froese ist kein Außenbahnspieler, die Leistungen von Maurice Deville und auch von Timm Golley im zentralen Mittelfeld waren dürftig. Der von vielen Fans oft geforderte Markus Mendler bleibt den Nachweis der Drittligatauglichkeit schuldig. „Ich kann ihm nicht vorwerfen, dass er nicht will. Er ist ein toller Typ und haut sich rein. Aber es ist eben auch so, dass ihm im Training derzeit nicht wirklich viel gelingt. Ich überlege immer, wie ich ihm helfen kann“, sagte Kwasniok und verdeutlicht damit das personelle Dilemma.
Doch nach einem beachtlichen Zwischensport und mit 44 Punkten zwölf Spieltage vor dem Ende befindet sich der FCS in einer äußert komfortablen Situation, die ihm die zahlreichen Panikmacher noch vor sechs Wochen nicht zugetraut hätten. So können frühzeitig die Weichen für die kommende Saison gestellt werden. Strukturell und personell. Wer in der neuen Spielzeit auf der Bank sitzen wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch völlig offen.
FORUM-Einzelkritik:
Daniel Batz: Unterstrich seinen Ruf als Elfmeterkiller. Beim 2:2 sah er den Ball zu spät. Da trifft ihn keine Schuld. Note 2
Anthonay Barylla: Es bleibt dabei: Als Innenverteidiger besser als außen. Fahrig, fehlerhaft und mit vielen technischen Schwächen. Note 5
Steven Zellner: Immer noch nicht wieder auf Top-Niveau, aber im Vergleich zum Duisburg-Spiel verbessert. Note 3
Boné Uaferro: Zweikampfstark und sicher in der Spieleröffnung. Leider mit missglücktem Klärungsversuch vor dem Ausgleich. Note 3-
Jayson Breitenbach: Nach mehreren guten Spielen ein schwacher Auftritt. Unnötig sein Einsteigen beim Elfmeter, schlecht sein Stellungsspiel beim 1:1. Note 5
Luca Kerber: Das Talent wirkt müde und überspielt. Die Dynamik fehlt. Positiv: Seine Fehlerquote bleibt gering. Note 4
Tobias Jänicke: Hängt seit Wochen gefühlt ein wenig durch. Kaum Akzente, sehr unauffällig. Note 4-
Fanol Perdedaj: Im ersten Abschnitt in der Mittelfeldzentrale unauffällig. Als rechter Verteidiger nach dem Wechsel stärker. Note 3
Minos Gouras: Abschlusssicher und kaltschnäuzig. Dritter Doppelpack in Folge. Note 2
Julian Günther-Schmidt: Kampfstark und mit toller Vorarbeit zum 1:0. Sicherte viele Bälle, eine enorme Verstärkung. Note 2-
Kianz Froese: Wie gehabt: Von Beginn an nicht so effektiv wie als Einwechselspieler. Immerhin mit guter Übersicht vor dem 2:1. Note 3-
Einwechselspieler (mit mehr als 20 Minuten Spielzeit):
Manuel Zeitz: Der Kapitän kam nach der Pause und versuchte das Spiel zu ordnen. Das gelang nur phasenweise. Note 3-
Timm Golley: Zwei, drei schöne Pässe. Aber es bleibt dabei: Für 3. Liga ist seine Fehlerquote zu hoch. Note 5