Erst Model, dann Schauspielerin: Eine Reihe von Frauen ist diesen Weg gegangen – mal mit viel Erfolg, mal mit deutlich weniger als Eintagsfliege.
Während für einige das Modeln nur der Start für eine Leinwandkarriere war, sind andere beiden Arbeitsfeldern treu geblieben. Und wieder andere hätten das mit der Schauspielerei wohl besser gelassen. Hier ein paar Beispiele:
Kelly LeBrock
Zwei pubertierende Jungs wünschen sich, dass ihre Traumfrau erscheint. Und mithilfe einer Puppe und eines Computerhacks gelingt das tatsächlich – in Person von Kelly LeBrock, die in der 1985er Teenie-Komödie „L.I.S.A. – Der helle Wahnsinn" wie eine lebendig gewordene Barbie-Puppe im Raum steht und die Welt der beiden Jungs gehörig durcheinanderbringt. Vermutlich ist es diese Figur, in der die damals 25-Jährige allen, die den Film gesehen haben, in Erinnerung ist. Dabei hatte LeBrock, 1960 geboren, da schon eine beachtliche Model-Karriere hinter sich. Mit 16 Jahren fing sie mit dieser Tätigkeit an, hatte unter anderem eine große Fotostrecke in der „Vogue" und war in den USA durch die Werbung für Pantene Shampoo bekannt. Bereits im Jahr zuvor, 1984, hatte sie in dem Film „Die Frau in Rot" von Gene Wilder die Titelrolle gespielt und Wilder – der auch die Rolle des braven Familienvaters spielte – den Kopf verdreht. 1990 stand sie wieder vor der Kamera, diesmal mit ihrem damaligen Eheman Steven Seagal.
In dem Actionfilm „Hard to Kill" müssen die beiden einem Killerkommando entkommen und seine Hintermänner stellen. Für Kelly LeBrock folgte eine Reihe von Actionfilmen. Sie ist immer noch als Schauspielerin aktiv. So war sie etwa 2015 in dem Fernsehfilm „A Prince for Christmas" zu sehen.
Brooke Shields
Eine ehrgeizige Mutter hat Brooke Shields vermutlich gehabt; zumindest dürfte sie als Model und Schauspielerin das Geschäft gekannt haben. Anders lässt sich kaum erklären, dass die 1965 Geborene bereits im Alter von elf Monaten für Seifenwerbung fotografiert wurde. Als Kindermodel ließ sie sie über eine Agentur vermitteln. 1975 stand sie im Alter von zehn Jahren dem amerikanischen Fotografen Garry Gross für Aktfotos Modell. Die Bilder wurden unter anderem in renommierten Museen gezeigt, ernteten aber auch harte Kritik.
Nach einem Fernsehfilm war Brooke Shields im Jahr 1976 in ihrem ersten Kinofilm zu sehen: In dem Horrorfilm „Communion – Messe des Grauens". Da ihre Figur recht früh im Film ums Leben kommt, war es allerdings nur ein kurzer Auftritt. 1977 erhielt sie dann eine Nebenrolle in Woody Allens Klassiker „Der Stadtneurotiker". Allerdings fiel ihre Rolle Änderungen zum Opfer; im fertigen Film ist sie nicht zu sehen.
Ihren Durchbruch hatte Brooke Shields im Jahr 1978 mit einem kontrovers diskutierten Film. In „Pretty Baby" von Louis Malle spielt sie an der Seite von Susan Sarandon und Keith Carradine die Hauptrolle. Der Film erzählt die Geschichte der zwölfjährigen Violet, die im Jahr 1917 als Tochter einer Prostituierten in einem Bordell lebt. Anfangs beobachtet sie das Geschehen nur, später jedoch versteigert die Zuhälterin ihre Jungfräulichkeit. Obwohl „Pretty Baby" ein künstlerisch anspruchsvoller Film ist, sorgte Louis Malles Umgang mit dem Thema Kinderprostitution für erhebliche Aufregung. Vielfach wurde der Vorwurf erhoben, er stelle die Thematik zu positiv dar. In vielen Ländern erhielt der Film keine Jugendfreigabe; Szenen wurden herausgeschnitten. In Deutschland ist er heute ab 16 Jahren freigegeben.
Es folgte 1979 ein wenig bekannter Streifen, „Wanda Nevada", ein Western, in dem Shields mit Peter Fonda – der auch Regie führte – vor der Kamera stand. Der bekannteste Film mit Brooke Shields dürfte mit ziemlicher Sicherheit „Die blaue Lagune" aus dem Jahr 1980 sein. Er erzählt die Geschichte von zwei Kindern, Emmeline und Richard, die nach einem Schiffsunglück auf einer Insel in der Südsee stranden und abgeschottet von der Außenwelt ihre Sexualität entdecken. Vom Einspielergebnis her war der Film sehr erfolgreich, bei den Kritikern fiel er allerdings weitgehend durch. Durch ihre Rolle wurde Brooke Shields 1981 zur ersten Preisträgerin des damals neuen Negativpreises „Die goldene Himbeere".
Parallel zur Schauspielerei blieb Brooke Shields lange dem Modeln treu. Anfang der 1980er-Jahre hatte sie aufgrund einer Reihe von Werbeverträgen – etwa für Calvin Klein – und Zeitschriften-Aufträgen insbesondere in den USA einen enormen Bekanntheitsgrad. So war sie 1980 mit 14 Jahren der jüngste Stargast in der „Muppet Show".
Die Liste der Filme und Fernsehserien, in denen Brooke Shields seitdem zu sehen war, ist lang – auch wenn viele nicht sonderlich bekannt sind. 1984 spielte sie eine Nebenrolle in „Die Muppets erobern Manhattan". 1993 übernahm sie die Hauptrolle in dem Fernsehfilm „Lauras Schatten", in dem sich eine Softwareentwicklerin gegen einen Stalker wehren muss. Im Jahr 2017 war sie in dem Independent-Film „Daisy Winters" zu sehen, 2020 entstand die mexikanische Komödie „My Boyfriend’s Meds".
Cameron Diaz
Die im Jahr 1972 geborene Cameron Diaz begann mit 16 Jahren als Model zu arbeiten, zunächst in Australien, Japan, Frankreich und Mexiko. Nachdem sie damit recht erfolgreich war, wandte sie sich dem Film zu. Ihr Kinodebüt hatte sie als Nachtclub-Sängerin Tina in dem 1994er Film „Die Maske", in dem Jim Carrey die Hauptrolle spielte. Es folgte 1998 die Titelrolle in der Komödie „Verrückt nach Mary". Darin verlieben sich Ben Stiller, Matt Dillon, Lee Evans und Chris Elliott nahezu gleichzeitig in sie. Der Film war ein riesiger Erfolg.
Diaz wollte sich aber ganz offensichtlich nicht auf die Rolle als blonde Schönheit reduzieren lassen, und so übernahm sie 1999 eine Rolle in „Being John Malkovich". Charlie Kaufman schrieb das Drehbuch zu dem schrägen Film, in dem eine Tür in einem sehr seltsamen Bürogebäude direkt in das Gehirn des Schauspielers John Malkovich führt. Spike Jonze führte Regie. Ein Film, der sich wahrlich sehen lassen kann. Ebenfalls 1999 stand sie unter Regie von Oliver Stone vor der Kamera. In dem extrem hochkarätig besetzten Football-Film „An jedem verdammten Sonntag" spielt sie die Eigentümerin eines Footballteams.
Einer der bekanntesten Filme mit Cameron Diaz dürfte „3 Engel für Charlie" aus dem Jahr 2000 sein. Als eine der drei Detektivinnen ist sie in ihrem komödiantischen Element. Der Film war sowohl beim Publikum als auch bei der Kritik ein Erfolg. Der Nachfolge-Film „3 Engel für Charlie – Volle Power" aus dem Jahr 2003 war nur noch ein Erfolg an der Kinokasse, die meisten Kritiker waren weniger begeistert. Sicherlich auch ein Grund für Diaz, sich fortan ernsteren Projekten zu widmen. Schon 2002 hatte sie für Martin Scorsese in „Gangs of New York" vor der Kamera gestanden, gemeinsam mit Leonardo DiCaprio und Daniel Day-Lewis – als Taschendiebin Jenny. In der „Shrek"-Animationsreihe lieh sie in der englischen Originalversion ihre Stimme der Figur Fiona. Ihre bislang letzte Hauptrolle spielte sie in der 2014er-Komödie „Sex Tape", ihre letzte Nebenrolle in dem Musical-Film „Annie" im Jahr 2014. Mit der Zeit sickerte durch, dass sie keine weiteren Filme mehr machen will; 2018 bestätigte das eine Freundin von ihr.
Milla Jovovich
Nackt und doch nicht nackt – das ist Milla Jovovich in „Das fünfte Element" von Luc Besson aus dem Jahr 1997. Das Kostüm, das nur aus Bändern besteht, hat Jean-Paul Gaultier entworfen. Der Science-Fiction-Film war Jovovichs Durchbruch – und dürfte trotz einer Reihe weiterer bemerkenswerter Produktionen immer noch ihr bekanntester Film sein. Sie spielt an der Seite von Bruce Willis und Gary Oldman eine der Hauptfiguren – Leeloo, eine Frau aus einer anderen Welt, die die Fähigkeit hat, die Erde vor dem unfassbar Bösen zu verteidigen.
Milla Jovovichs Karriere hatte schon eine ganze Zeit vorher begonnen. Sie wurde 1975 in Kiew geboren, ging mit fünf Jahren nach London und kurz darauf nach Sacramento in den USA. 1987 fing sie mit zwölf Jahren als Model an. Einer Cover-Geschichte des italienischen Modemagazins „Lei" folgten Aufträge unter anderem für „Vogue" und „Cosmopolitan". Bereits 1988 übernahm sie die Hauptrolle in dem Fernsehfilm „The Night Train to Kathmandu" und eine Nebenrolle in dem nicht sonderlich erfolgreichen Spielfilm „Two Moon Junction". Mit 15 Jahren stand sie 1991 für den Film „Rückkehr zur blauen Lagune" vor der Kamera. Zwar war sie für ihre Rolle für den „Young Artist Award" nominiert, ansonsten aber kam der Film bei der Kritik schlecht weg.
Nach ihrer Rolle in „Das fünfte Element" aber standen Milla Jovovich wohl alle Türen offen: 1998 war sie in Spike Lees Film „He Got Game" als missbrauchte Prostituierte zu sehen. 1999 in „Johanna von Orleans". Ein Leckerbissen ist Wim Wenders Film „The Million Dollar Hotel", in dem Jovovich die Gelegenheitsprostituierte Eloise spielt, eine Schlüsselfigur.
Große Bekanntheit brachte ihr auch die „Resident Evil"-Reihe, deren erster Teil 2002 herauskam. In den Horrorfilmen spielt sie Alice, eine Frau, die unter anderem gegen ein tödliches Virus und gegen Untote kämpfen muss.
Gisele Bündchen
Als Model gehört die 1980 geborene Gisele Bündchen fraglos zur Weltspitze. Auf ihren Ausflug in die Filmwelt hätte sie vermutlich besser verzichtet. Sie war im Jahr 2004 zusammen mit Queen Latifah und Jimmy Fallon in „New York Taxi" zu sehen, einem Remake des französischen Actionfilms „Taxi" aus dem Jahr 1998. In dem Film spielt Bündchen die Anführerin einer Gruppe von Bankräuberinnen. Schon das französische Original – zu dem Luc Besson das Drehbuch schrieb – war nicht gerade tiefgründig, glich das aber mit rasanter Action aus. Und war immerhin kommerziell erfolgreich. Das amerikanische Remake allerdings fiel bei der Kritik nahezu komplett durch.
Lily Cole
Die 1987 geborene Lily Cole gehört zu den interessantesten Gesichtern der Modelszene. Mit 14 Jahren hat sie in London ein Model Scout entdeckt. Sie lief unter anderem für Chanel, Jean-Paul Gaultier, Versace und Louis Vuitton über den Laufsteg, engagiert sich aber auch gesellschaftlich, etwa für Kinder und Umweltschutz. Neben ihrer Model-Karriere hat sie Kunstgeschichte studiert. Ihr Filmdebüt hatte sie im Jahr 2007 in der Komödie von „Die Girls von St. Trinian" unter Regie von Oliver Parker und Barnaby Thompson, einer Neuauflage einer Reihe von Filmen aus den 50er- und 60er-Jahren. Richtig groß heraus kam sie dann 2008 in einer der Hauptrollen in Terry Gilliams Film „Das Kabinett des Doktor Parnassus" an der Seite von Heath Ledger, Johnny Depp, Jude Law, Colin Farrell, Christopher Plummer und Tom Waits. 2013 war sie wieder in einem Terry-Gilliam-Film zu sehen, „The Zero Theorem", allerdings nur in einer relativ kleinen Nebenrolle. Gleiches gilt für „Star Wars: Die letzten Jedi" aus dem Jahre 2017.
Cara Delevingne
Eine beeindruckende Model-Karriere kann Cara Delevingne vorweisen. Sie wurde 1992 geboren; mit dem Modeln startete sie 2010. Sie hatte eine Reihe von Engagements, unter anderem für Chanel, Louis Vuitton und Dolce & Gabbana. Fotos von ihr waren in einer Vielzahl von Zeitschriften abgedruckt, etwa in „Vogue" und „Harper’s Bazar". Zur Schauspielerei kam sie auf dem Umweg über ein Videospiel: 2013 war ihre Stimme in „Grand Theft Auto V" zu hören. Zwei Jahre später, 2015, stand sie für den Film „Margos Spuren" vor der Kamera, einer Verfilmung des Romans des amerikanischen Schriftstellers John Green. 2016 spielte sie eine der Hauptrollen in der Comic-Verfilmung „Suicide Squad". In dem Film wird für die US-Regierung ein Team aus verurteilten Verbrechern zusammengestellt, das bei lebensgefährlichen Aufträgen ohne Rücksicht auf Verluste eingesetzt werden soll. Ein Jahr später, 2017, übernahm sie eine Hauptrolle in dem unter Regie von Luc Besson entstandenen Science-Fiction-Film „Valerian – Die Stadt der tausend Planeten", ebenfalls eine Comic-Verfilmung. Als Sergeant Laureline wird Delevingne gemeinsam mit einem Kollegen auf eine Mission weit weg von der Erde geschickt, bei der sie einem Geheimnis auf die Spur kommen. 2017 schließlich war Cara Delevingne in dem sehr empfehlenswerten Film „Tulpenfieber" zu sehen, allerdings nur in einer kleinen Nebenrolle und 2019 neben Orlando Bloom in der Serie „Carnival Row".
Toni Garrn
Nicht sonderlich viel Glück bei der Wahl ihrer Filmrollen hatte Toni Garrn. Erfolgreich ist die 1992 Geborene allerdings als Model. Ihren internationalen Durchbruch hatte sie im Jahr 2007 mit einem Auftrag für Calvin Klein. Es folgten Engagements unter anderem für Dior, Hugo Boss, Jil Sander, Prada, Versace und Victoria’s Secret. 2011 stand Toni Garrn zum ersten Mal für einen Kurzfilm vor der Kamera. Es folgten Fernsehproduktionen. 2018 war sie in einer kleinen Nebenrolle in dem Film „Head Full of Honey" zu sehen, Til Schweigers erfolglosem englischsprachigen Remake seines Films „Honig im Kopf" aus dem Jahr 2014. 2017 spielte sie dann in der von Matthias Schweighöfer produzierten Serie „You Are Wanted" mit. Garrn ist auch in dem im Jahr 2019 herausgekommenen Episondenfilm „Berlin, I love you" zu sehen, dessen Produktion sich über mehrere Jahre hinzog. Bei der Kritik fiel dieser Film größtenteils durch. In dem Thriller „Crisis", der demnächst erscheinen soll, spielt sie Berichten zufolge eine Nebenrolle.