Die aus Israel stammende Gal Gadot ist als Wonder Woman zum Superstar geworden. Darüber hinaus kann sie in ihrer Filmografie noch den ein oder anderen weiteren Kassenschlager nachweisen.
Sicher hat Gal Gadot nicht erwartet, dass sie einmal zum wichtigen Detail beim „Eurovision Song Contest" wird. Denn die 35-Jährige hat beim Militär in Israel gedient, dann war sie „Miss Israel", TV-Sternchen in einer Fernsehserie, und nun ist sie ein Kinostar. Aber gesungen hat sie nie. Als Sängerin Netta jedoch im Jahr 2018 beim ESC für Israel auftrat, sang sie in ihrem Lied „Toy" die Zeile: „Wonder Woman don’t you ever forget, you’re divine and he’s about to regret". Was auf Deutsch so viel heißt wie: „Wonder Woman, vergiss niemals: Du bist göttlich, und er wird es bald bereuen". Es ist eine Anspielung auf Gal Gadot, die ein Jahr zuvor in dem Kinofilm die Superheldin spielte.
Dass Gal Gadot als Wonder Woman zum Superstar wurde, war gar nicht mal so sicher, als Hollywood die damals 32-Jährige verpflichtete und mit der Produktion begann. Denn die Hauptrollen in Superheldenfilmen waren bis dahin immer männlich. Frauen spielen in Werken wie „Batman", „Superman", „Ant-Man" und „Aquaman" entweder die den Helden anschmachtende Frau oder eine Kämpferin in der zweiten Reihe. So war es auch in „Batman v Superman: Dawn of Justice" (2016). Da trat Wonder Woman als Nebenrolle auf. Aber Gal Gadot machte als Amazonenprinzessin offenbar eine so gute Figur, dass Hollywood es endlich wagte, einen Film mit einer Superheldin zu produzieren. „Wonder Woman" wurde zum finanziellen Erfolg. Aber mehr noch: Der Film kam in die Kinos, als die „Me too"-Debatte begann und Frauen in aller Welt animierte, gegen sie gerichtete Gewalt anzuprangern und sich zur Wehr zu setzen. Kein Wunder also, dass eine Wonder Woman da gerade recht kam und unversehens auch zur Ikone der Frauenbewegung wurde.
Schauspiel-Debüt im Jahr 2008
Für Gal Gadot ist die Verkörperung der Superheldin bis jetzt der Höhepunkt ihrer Karriere, die ungewöhnlich begann. Nach ihrer Zeit beim israelischen Militär und ihrer Krönung zur „Miss Israel" gab sie 2008 ihr Debüt als Schauspielerin in einer israelischen Fernsehserie. Nach etwa einem Jahr war diese TV-Arbeit ihr wohl etwas zu soft und Gadot griff zu, als ihr die erste Rolle in einer amerikanischen Produktion angeboten wurde. In „Fast & Furious – Neues Modell. Originalteile" (2009) spielte sie freilich nur eine Nebenrolle, aber aufgrund des großen Erfolges des inhaltsarmen Actionkrachers wurde sie in Hollywood bekannt – und sie musste erfahren, wie schnell die US-Filmbranche ihre Schauspieler auf einen Typen festlegt. Zwar spielte sie anschließend in mehreren erfolgreichen Filmen mit, künstlerisch jedoch dürfte Gadot mit den Rollen kaum zufrieden gewesen sein. In „Knight and Day" (mit Tom Cruise) und „Date Night – Gangster für eine Nacht" (beide 2010) waren ihre Parts unbedeutend, für weitere „Fast & Furious"-Filme (2011, 2013 und 2015) trat sie noch einmal in ihrer kleinen Rolle an. Hinzu kamen Auftritte in einzelnen Episoden erfolgreicher US-TV-Serien wie „Entourage" und „The Beautiful Life" (beide 2009). Große Erfolge blieben aus, auch ihre Mitarbeit in dem Actionfilm „Triple 9" (2016) blieb unspektakulär, wenngleich sich Gal Gadot freuen kann, immerhin mit Stars wie Casey Affleck, Kate Winslet und Woody Harrelson vor der Kamera gestanden zu haben. Einen prominenten Hauptdarsteller hat auch ihr Film „Das Jerico Projekt" (2016). Kevin Costner war der Star – aber der Film brachte Gadot nichts. In den USA floppte der Actionthriller, in Deutschland wurde er ohne Umwege auf DVD verheizt. So blickte Gal Gadot auf acht Jahre in Hollywood zurück, ohne einen bemerkenswerten Erfolg vorweisen zu können. Da war sie in Gefahr, dass das US-Filmgeschäft sie fallen lassen würde, denn nach so vielen mittelmäßigen Filmen gelten Schauspielerinnen wie sie als austauschbar. Da wurde ihr der Part angeboten, der die Wende in ihrer stagnierenden Karriere einläutete. In „Batman v Superman: Dawn of Justice" (2016) gab Wonder Woman ihr Leinwanddebüt, und Gal Gadot wurde ausgewählt, die Amazonenprinzessin zu spielen. Nach Ben Affleck als Batman, Henry Cavill als Superman und Amy Adams als Lois Lane steht Gadots Name immerhin an vierter Stelle, höher als je zuvor in ihren Filmen. Die Fans waren mit ihrer Besetzung zuerst nicht einverstanden, weil sie nicht die körperlichen Attribute für eine Superheldin mitbrächte. Als der Film fertig war, wurde er von der Kritik recht durchwachsen aufgenommen, jedoch wurde der erste Auftritt von Wonder Woman in einer großen Superhelden-Hollywoodproduktion als vielversprechend erwähnt. Und in den Kinos weltweit war das Werk ein enormer Erfolg, und endlich wurde den Filmproduzenten bewusst, wie groß das Potenzial eines weiblichen Superhelden ist. Dass gleichzeitig im Jahr 2017 die „Me too"-Debatte an Fahrt gewann, war wie Wasser auf die Mühlen der Produzenten, die schon ein Jahr später „Wonder Woman" mit Gal Gadot in der Hauptrolle in die Kinos brachten. Indem Wonder Woman als Botschafterin der Entrechteten auftrat, war der Film für viele Besucherinnen wie ein feministisches Manifest. Gadot zeigte als Wonder Woman, was sie in ihren bis dato zweitklassigen Auftritten gelernt hatte. Ihr gelang die schwierige Balance zwischen staunendem Mädchen vom Lande und weiser Gotteskriegerin, ohne ihre Figur in Klischees abgleiten zu lassen. Ihre Darstellung reduzierte sie nicht auf weibliche Körpermerkmale, Gadots Wonder Woman löst ihre Konflikte auch mit Besonnenheit und Empathie – heldenhafte Schlachten und die Umgebung zerstörende Kämpfe blieben zweitrangig. Kaum auf dem Olymp der Superstars angekommen, zog sich Gadot noch einmal den blauen Rock und die rote Corsage über, um in „Justice League" (2017) erneut mit Batman und Superman die Kinokassen zu füllen.
Israel freut sich über eigenen Hollywoodstar
Dass Israel mit Gal Gadot plötzlich wieder einen Hollywood-Superstar hatte, blieb auch bei den Machern des „Eurovision Song Contest" nicht unbemerkt. Sängerin Netta hat mit „Toy" den Wettbewerb gewonnen und mit ihrer Zeile „Wonder Woman don’t you ever forget, you’re devine and he’s about to regret" den Hype um die Schauspielerin noch beflügelt.
Als ein Jahr später den ESC-Regeln zufolge die weltgrößte Show in Israel stattfand, wurde Gal Gadot gefragt, ob sie als Moderatorin auftreten wollte. Aber sie sagte ab, weil sie für ihre Filmerfolge unterwegs und für Filmarbeiten verpflichtet war. Unter anderem befand sie sich in den Vorbereitungen für ihren dritten Filmauftritt als Superheldin in „Wonder Woman 1984". Mit Erfolg: Es macht Spaß, der großen Amazonenkriegerin zuzusehen, wie sie wieder losfliegt und die Welt zu einem besseren und sichereren Platz macht.
Nun ist Gal Gadot im Olymp der Superschauspielerinnen angekommen. Das Jahr 2021 kann das Jahr werden, in dem sie zeigt, dass sie mehr kann als Superheldin oder Actionbraut. In Kenneth Branaghs „Tod auf dem Nil" spielt sie in Agatha Christies Klassiker mit, in „Red Notice" tritt sie mit Superstar Dwayne Johnson auf. Ob Gal Gadot in den kommenden Jahren noch ein viertes Mal den Part der Wonder Woman übernimmt? Wer weiß, an Filmangeboten wird es der Schauspielerin sicher nicht mangeln.