Es sind vor allem Einschlafhilfen mit Melatonin, die sich immer größerer Beliebtheit erfreuen. Kein Wunder – schließlich reguliert der natürliche Botenstoff den Tag-Nacht-Rhythmus unseres Körpers. Wie das in der Praxis funktioniert? Ein Selbstversuch.
Nach etwa einer Viertelstunde setzt die Wirkung ein. Meine Augenlider werden schwer, ich fange an zu gähnen und strecke mich aus. Das Buch, das ich eben noch gelesen und neben mir abgelegt habe, rutscht vom Bett und fällt zu Boden. Das dumpfe Geräusch des Aufpralls klingt wie aus weiter Ferne. Ich nehme es kaum wahr. Nur noch die Augen schließen und ruhen. Tief in die Kissen versunken schlafe ich ein. So schnell wie schon lange nicht mehr. Unser Schlafrhythmus wird vom körpereigenen Hormon Melatonin gesteuert. Dieser natürliche Botenstoff entsteht in der Zirbeldrüse, einem Teil unseres Zwischenhirns und wird aus Serotonin produziert. Wird es dunkel, schüttet die Zirbeldrüse das Hormon aus – wir werden müde. Deshalb fühlt man sich an den kurzen Wintertagen – im Vergleich zu langen sonnigen Sommertagen – auch oft so träge und schläfrig, weil der Lichtmangel die Produktion von Melatonin im Körper fördert. Wer also unter Schlafstörungen leidet oder mit Einschlafproblemen zu kämpfen hat, greift in der Regel zu Einschlafhilfen mit dem natürlichen Botenstoff. Davon gibt es unterschiedliche Varianten von verschiedenen Herstellern in Form von Tabletten, Kapseln und Sprays.
Für meinen Selbstversuch entscheide ich mich für das „Melatonin Einschlaf-Spray" von Dr. Theiss, das ich kostenfrei zur Verfügung gestellt bekomme. Verschreibungspflichtig sind meine Einschlafhilfe mit Melatonin und das Passionsblumenextrakt, die ich in den nächsten sieben Nächten testen werde, nicht. Als Nahrungsergänzungsmittel lässt sich das Spray bequem in einer Apotheke kaufen oder online bestellen. Schon mal ein Pluspunkt, wenn man – wie ich – sowieso ungern zum Arzt geht, vor allem während Corona.
Zwei Sprühstöße für besseren Schlaf
Zudem sehe ich meine Schlafstörungen nicht als akutes Leiden an. Vielmehr begleiten mich das stundenlange im Bett wälzen, bis ich tatsächlich einschlafe, schon sehr lange. Mein Kopf ist dabei zwar müde, doch der Körper fühlt sich noch hellwach an. Auch mein Freundeskreis gibt mir ähnliche Rückmeldung. So wie ich üben die meisten von ihnen eine Schreibtischtätigkeit aus. Sie sitzen stundenlang vor ihren Bildschirmen und hauen in die Tasten. Abends, wenn der Job erledigt ist, wechselt der Großteil auf die Couch – in Zeiten von Homeoffice liegen zwischen dem Arbeitsplatz und der Erholungszone nur noch wenige Meter – und starren auf ihre bläulich schimmernden Displays, zocken oder zappen ziellos durchs TV-Programm. Die natürliche Produktion von Melatonin wird dadurch gehemmt und verlängert die Einschlafphase. Eine Tatsache, an die wir uns alle schon gewöhnt haben.
Mit dem Einschlaf-Spray soll es nun besser werden. Nach dem Zähneputzen packe ich leicht aufgeregt das Spray aus. Das Fläschchen ist aus Glas und enthält eine Füllmenge von 30 Millilitern. Das Mindesthaltbarkeitsdatum ist auf Januar 2024 datiert, was mich angenehm überrascht. Bei der entsprechenden Lagerung werde ich das Produkt noch ganze drei Jahre benutzen können. Was den Preis betrifft, liegt das Spray mit seinen rund acht Euro im Vergleich zu Einschlafhilfen anderer Hersteller im mittleren Bereich. Auch die Verpackung finde ich sehr kundenfreundlich gestaltet. Neben der Verzehrempfehlung finden sich auch Hinweise darauf, was man bei Einnahme während der Schwangerschaft, Alkoholkonsum und anderen Medikamenten beachten sollte. Bei Letzterem empfiehlt sich die Rücksprache mit dem Hausarzt. Der Beipackzettel greift die Informationen auf der Verpackung auf, gibt sie allerdings ausführlicher wieder. Für mich sind alle Fragen geklärt. Da ich mir weder einen Schlummertrunk genehmigen werde, noch schwanger oder auf Medikamenten bin, starte ich den auf sieben Nächte angesetzten Selbsttest. Auch meine Arbeitskollegen, die ich am Tag zuvor für den Versuch gewinnen konnte, starten an diesem Abend mit der Einnahme.
Die Handhabe vom Spray ist mehr als einfach: zwei Sprühstöße circa 30 Minuten vor dem Zubettgehen. Das entspricht einem Milligramm Melatonin. Mehr sollte man auch nicht einnehmen, um das Mittel nicht zu überdosieren. Das Spray schmeckt sehr frisch, nach Zitrone und Minze. Gleich nach der Einnahme kuschele ich mich ins Bett und schlage mein Buch auf. Nach etwa 15 Minuten bin ich müde und schlafe ein. Am nächsten Morgen wache ich vor dem Wecker auf. Ich bin fit und motiviert, was im Winter eher eine Ausnahme ist. Auch die nächste Nacht läuft ähnlich ab. Zwei Sprühstöße vor dem Schlafengehen, und nach etwa 20 Minuten nicke ich ein. Als ich am nächsten Tag auf die Arbeit komme, fehlt einer meiner Kollegen von der Kontrollgruppe. In der Regel kommt er früher als ich, doch an diesem Morgen hat er verschlafen. „Das Spray wirkt tatsächlich", erzählt er in der Mittagspause. „Ich kann mich noch dunkel daran erinnern, dass mein Wecker geläutet hat. Ich habe ihn wohl weggedrückt." Im Gegenteil zu mir hatte er noch nie mit Einschlafproblemen zu kämpfen und konnte immer gut durchschlafen. Somit hat er auch keine Einschlafhilfe nötig. Dennoch wollte er das Mittel aus Neugier testen. Sein Fazit: Das Spray verbessert die Schlafqualität. Dieser Meinung war auch eine andere Kollegin, die in der Testwoche ihr geliebtes Haustier verloren hat. „Mir ging es emotional so schlecht", schildert sie ihre Erfahrungen, „dass ich davon ausgegangen bin, gar nicht schlafen zu können." Doch nach der Einnahme fiel auch sie in einen tiefen Schlaf. „Ohne Spray wäre es vermutlich gar nicht gegangen."
Eine schnelle und zuverlässige Hilfe
Nach der dritten Nacht in Folge fühle ich mich am nächsten Morgen etwas benommen. Ich bin zwar schnell eingeschlafen, aber so richtig fit wie an den ersten beiden Tagen bin ich nicht. Ich überlege, eine Nacht auf das Spray zu verzichten. Überraschenderweise schlafe ich an diesem Abend auch ohne Spray ziemlich schnell ein und bin am nächsten Tag topfit. In der nächsten Nacht setze ich die Einnahme wieder aus. Dieses Mal wälze ich mich mehrere Stunden im Bett herum, bis ich endlich einnicken kann. Meine gewohnten Einschlafprobleme sind wieder da, samt der Müdigkeit am nächsten Morgen, und so folgt in der Nacht wieder der Griff zum Spray. Die Einschlafhilfe bringt den schnellen, ruhigen und erholsamen Schlaf, und ich wache wieder vor dem Wecker auf.
Neben der Energie am frühen Morgen fallen mir weitere positive Aspekte bei der Verwendung auf. Seit ich die Einschlafhilfe nehme, setzte ich mich auch wesentlich bewusster mit meinem Schlafrhythmus auseinander. Schließlich muss ich das Spray 30 Minuten vor dem Zubettgehen einnehmen und damit auch wissen, wann ich an diesem Abend tatsächlich schlafen möchte. Hört sich zwar nach einer Kleinigkeit an, ist für mich aber ein großer Schritt der wesentlich mehr Struktur in meinen ganzen Abendverlauf bringt. Keine unnötigen Youtube-Videos mehr im Bett gucken, kein Netflixen zum Einschlafen, um die Testergebnisse nicht zu verfälschen. Das Spray gibt mir einen Rhythmus vor, den es vorher gar nicht gab.
Insgesamt fällt meine Bilanz positiv aus. Wer mit Einschlafproblemen zu kämpfen hat, erhält mit diesem einfach anzuwendenden Spray eine schnelle und zuverlässige Hilfe. Eine langfristige, kontinuierliche Einnahme würde ich persönlich weniger empfehlen. Meine jüngere Kollegin sieht es anders. Sie nimmt die Einschlafhilfe regelmäßig, ohne jegliche Nebenwirkungen. Jeder Körper reagiert da aber anders …