Ein Testzentrum für drei Kommunen. Im Hauptgebäude auf dem Areal des Medicus Gesundheitszentrums Quierschied nimmt das Corona-Testzentrum für Quierschied, Sulzbach und Friedrichsthal die Arbeit auf. Ein eindrucksvolles Beispiel für interkommunale Zusammenarbeit in Kooperation mit privaten Unternehmen zur Bekämpfung der Pandemie.
Es ist ein imposantes Gebäude, in dem die Victor‘s Group ihr Domizil für die EFSA-Pflegeschule mit angeschlossenem Internat hat und in dem auch Ärzte und Therapeuten verschiedener Fachrichtungen ihre Praxen haben. Der historische Bau aus dem Anfang des letzten Jahrhunderts beeindruckt. Dafür hatten die Besucher an diesem Tag aber weniger einen Blick übrig. Ihnen geht es darum, das Leben jetzt in der Pandemie zu gestalten und ein Stück Normalität zu ermöglichen. In den Räumlichkeiten wird das Testzentrum für die Bürgerinnen und Bürger der Gemeinde Quierschied und der Städte Friedrichsthal und Sulzbach in den kommenden Wochen und Monaten regelmäßige Anlaufstelle sein. Perspektivisch könnte dort auch ein Impfzentrum die Arbeit aufnehmen. Das Vorhaben stützt sich auf mehrere Beteiligte und wurde mit gemeinsamen Kräften in die Tat umgesetzt. Rüdiger Linsler, unter anderem Projektleiter für das Areal des Gesundheitszentrums der Victor’s Group, erklärt: „Für uns war es selbstverständlich, diese Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen, als sich das Konstrukt ergeben hat. Wir bauen hier ein Gesundheitszentrum aus. Wir haben die Pflegeschule, die Podologie-Schule, viele Ärzte und Therapeuten als Mieter auf unserem Areal. Wir werden in Kürze mit dem Neubau eines Seniorenzentrums mit vollstationären Pflegeplätzen und Wohneinheiten für Service-Wohnen starten. Das heißt, es bietet sich an, hier das Test- und spätere Impfzentrum – was Sinn und Zweck der Sache ist – zu integrieren."
Die Bürgermeister der Kommunen freuen sich über die Zusammenarbeit, die am Ende für alle Beteiligten Vorteile bietet. Allen voran Lutz Maurer, Bürgermeister der Gemeinde Quierschied und Initiator des Testzentrums: „Die Möglichkeit, dass sich Bürgerinnen und Bürger kostenlos testen lassen können, wurde von der Bundesregierung kurzfristig veröffentlicht, ohne jedoch konkrete Vorgaben für eine ebenso schnelle Umsetzung zu machen. Unser aktueller Stand kurz vor der Eröffnung des Testzentrums lautet, dass jeder Bürgerin und jedem Bürger mindestens ein kostenloser Test pro Woche ermöglicht werden soll. Darüber, wie man nun nachvollziehen kann, ob jemand seinen kostenlosen Test schon in Anspruch genommen hat, gibt es keine Angaben. Alleine aufgrund der Tatsache, dass es unterschiedliche Anbieter für Testungen gibt, ist eine solche Nachvollziehbarkeit im Grunde nicht gewährleistet. Die Frage nach den Modalitäten der Abrechnung entstandener Kosten und nach der Dokumentation der Ergebnisse ist ebenfalls noch nicht abschließend beantwortet."
Unabhängig von diesen noch ungeklärten Themen hat sich Lutz Maurer für eine pragmatische und schnelle Lösung eingesetzt. Durch die überaus konstruktive Zusammenarbeit mit der Unternehmensgruppe Gregor Lehnert, die vom Regionalverband mit dem Betrieb des Testzentrums beauftragt wurde, und der EFSA Quierschied gGmbH ist uns dies auch gelungen. Und das mit einem nahezu perfekten Standort an der alten Klinik mit hervorragend geeigneten Räumlichkeiten. Auch, weil er die idealen Voraussetzungen für die Weiterentwicklung zu einem Impfzentrum hat. Das zukünftige Leben mit Corona betrachtet er realistisch: „Ich denke, wir alle werden seit gut einem Jahr mit vielen neuen, gänzlich unterschiedlichen Situationen und Herausforderungen konfrontiert, die wir gemeinsam und auch jeder für sich bewältigen muss. Die Bandbreite ist groß und erstreckt sich vom beruflichen bis in den privaten Bereich. Das wird auch noch eine Weile so weitergehen. Seit dem Ausbruch der Pandemie werden unterschiedliche Entscheidungen auf höherer Ebene getroffen, die für die Bevölkerung nicht immer einfach nachzuvollziehen sind. Die Umsetzung der Entscheidungen fällt dann nicht selten den Kommunen zu, die sich wiederum mit den damit verbundenen Schwierigkeiten alleingelassen fühlen. Bisher konnten wir alle Aufgaben pragmatisch lösen. Dabei hilft uns, dass die Menschen in unserer Region relativ geduldig und einsichtig sind. Doch wäre es auch wichtig, dass endlich nennenswerte Maßnahmen und Faktoren so greifen, dass eine Weiterentwicklung für alle erkennbar ist. An erster Stelle steht hier der zügige Fortschritt beim Impfen und eben auch bei der Teststrategie."
Mit Perspektive zum Impfzentrum
Rolf Schultheis, noch bis Ende März Bürgermeister von Friedrichsthal, berichtet: „Ich bin froh, dass es unter dem großen Punkt der interkommunalen Zusammenarbeit funktioniert, dort Kräfte zu bündeln, wo sie vorhanden sind, und damit auch Kosten zu reduzieren."
Sulzbachs Bürgermeister Michael Adam schließt sich an: „Es geht um drei Aspekte: Professionalität, Erreichbarkeit und interkommunale Zusammenarbeit. Ich glaube, in einer solchen Pandemie ist das Zusammenstehen bestes Programm, und das tun wir heute hier und alle, die das unterstützt haben". Regionalverbandsdirektor Peter Gillo betont: „Das Testzentrum hat die Chance, eines der größten zu werden."
Nachdem die kommunalen Kräfte mobilisiert waren, brauchte es Wege zur Umsetzung. Hier vertraut man auf Erfahrung. Die im Quierschieder Gemeindebezirk Fischbach-Camphausen ansässige Unternehmensgruppe Gregor Lehnert (UGL) hatte bereits den Kontakt zur Gemeinde und zur Pro Seniore Consulting + Conception für Senioreneinrichtungen AG, Teil der Victor’s Group, mit den entsprechenden Räumlichkeiten. Im Dezember begann UGL bereits mit der Durchführung von Testungen, zunächst allerdings nur in einzelnen Seniorenheimen. „Das Thema Testen ist sehr in den Mittelpunkt der Betrachtungen geraten, und natürlich ist es dann für uns naheliegend, auch wegen dem Thema Grenzgänger, hier zu unterstützen und die Testungen voranzutreiben", erklärt Gregor Lehnert. „Ansonsten hat natürlich auch die Verbundenheit mit der Region und die maßgebliche Unterstützung der kostenlosen Räumlichkeiten durch den Victor’s Konzern für die Wahl des Standortes eine Rolle gespielt."
Mit einem besonderen Buchungsvorgang und einer spezialisierten Software möchte das Dienstleistungsunternehmen nicht nur eine lückenlose Dokumentation sondern auch möglichst hohe Flexibilität gewährleisten. Das Testverfahren läuft über einen vollautomatisierten Prozess. Um Wartezeiten zu reduzieren und die Effizienz zu erhöhen, wird den Bürgerinnen und Bürgern empfohlen, sich über die Homepage anzumelden. Dies erfolgt über entsprechende Terminlisten zu den einzelnen Testzentren mit der Erfassung der personenbezogenen Daten und einer entsprechenden Einverständniserklärung. Über die E-Mail-Adresse bekommt man dann einen QR-Code, der zur Identifizierung vor Ort dient und mit einer zusätzlichen Legitimitätsprüfung durch den Personalausweis unterstützt wird. Das Ganze kann natürlich auch als PDF-Dokument ausgedruckt werden. Nach Testung und einer kurzen Wartezeit gibt es ein Ergebnis, das von der Evaluationsstelle vor Ort ausgewertet und direkt ins System eingegeben wird. So erhält die Testperson im Idealfall nach circa fünf Minuten ihr Ergebnis und kann das Testzentrum verlassen. Durch die Statistik kann das Unternehmen bei Verlust des Testnachweises einen neuen Nachweis ausstellen oder den Nachweis an das Gesundheitsamt weiterleiten. Unangemeldete Personen können ebenfalls vor Ort getestet werden, allerdings benötigt dies aufgrund von Datenerfassung und Einverständniserklärung einen längeren Aufenthalt. Die Nachweise können jederzeit in Papierform ausgedruckt oder digital an die entsprechende E-Mail-Adresse der Testperson geschickt werden.
Mit dem Testzentrum ist es den Kommunen unter Federführung der Gemeinde Quierschied gelungen, mit vereinten Kräften einen wichtigen Indikator zur Bekämpfung der Pandemie zu schaffen. Doch auch hier heißt es dann: Learning by Doing. Neue Verfahren bringen neue Herausforderungen mit sich. Auch diese gilt es dann mit vereinten Kräften zu lösen.