Das Schnelltesten nimmt im Saarland Fahrt auf, auch mit innovativen Ideen aus den Kommunen. Geimpft wird jedoch langsam, das ist der Menge verfügbaren Impfstoffes geschuldet. Diese soll in Grenzregionen, die durch Mutationen gefährdet sind, steigen.
Die Fahrt zum Testzentrum an einem Freitag zur Mittagspausenzeit ist entspannt, keine langen Schlangen, weder vor dem Impfzentrum am Saarbrücker Messegelände noch einige Hundert Meter weiter im Drive-in-Testzentrum, die Mitarbeiter sind freundlich und gründlich. Abstrich in der Nase, 15 Minuten warten, „Ihr Ergebnis ist negativ." Psychologische Sicherheit für ein paar Stunden, immerhin. Was aber können die Getesten nun damit anfangen?
Ein Jahr nach dem Beginn der Pandemie stehen die in dieser Zeit entwickelten Schnelltests mehr oder weniger flächendeckend im Saarland zur Verfügung. Und diese werden angenommen: Das Gesundheitsministerium verkündete kürzlich die Zahl von 128.000 Schnelltests in der siebten Kalenderwoche alleine in den landeseigenen Zentren, von denen jeweils eines in den Landkreisen verfügbar ist. Hinzu kommen 220 Arztpraxen, 60 Apotheken und mittlerweile über 20 kommunale Testzentren. Zusammen mit den Tests in Pflegeheimen, Krankenhäusern, Unternehmen, Schulen und Kitas sollte das Infektionsgeschehen im Land bald besser abgebildet sein – und sich somit auch in den Fallzahlen bemerkbar machen.
Einen sozialen Vorteil bietet ein negativer Corona-Test allerdings keinen. Noch nicht. Städte wie Tübingen haben Modellprojekte gestartet, um den Einkauf oder den Gastronomiebesuch nach Negativtest zu gestatten und hierzu ein „Tagesticket" auszustellen. Auch Städte in anderen Bundesländern haben Interesse an dem Projekt, das noch bis Anfang April laufen soll, oder planen eigene Negativtest-Strategien. Ein Weg aus dem Lockdown auch im Saarland? Schon Ende Februar hatte sich beispielsweise Wolfgang Herges vom Verband der Familienunternehmen im Saarland dafür ausgesprochen. „Das Land muss kurzfristig den Einsatz von sicheren Schnelltest-Schleusen zur Öffnung einzelner Flächen prüfen und mit geeigneten Unternehmen einen Probebetrieb durchführen", so Herges gegenüber der Presse.Flächendeckende Tests ermöglichen ein genaueres Abbild der Pandemie im Saarland, Impfungen sollen sie langsam eindämmen. Mit Betonung auf „langsam", denn noch stehen nicht genügend Impfdosen zur Verfügung.
Mit dem Beschluss, dass fünf deutsche Grenzregionen, die wegen ihrer Nachbarstaaten und dort grassierender Corona-Mutanten besonders gefährdet sind, nun mehr Impfstoff erhalten, zeigt zumindest Berlin, dass das vielfach vermisste Verständnis für den grenzüberschreitenden Verkehr in der Pandemie wenigstens an dieser Stelle steigt. Auch das Saarland erhielt 80.000 Impfdosen aus einer Sonderzuteilung der EU wegen der Pandemie-Lage im benachbarten Département Moselle.
Vor der Unterbrechung der Impfungen mit dem Vakzin des Herstellers Astrazeneca, spritzten die deutschen Länder knapp 1,8 Millionen Impfdosen. In der Woche nach Ostern sollen knapp 3,3 Millionen Dosen geliefert werden. Die niedergelassenen Ärzte sollen davon knapp eine Million bekommen. Das wären bei einer Beteiligung von 50.000 Praxen also jeweils 20 Dosen pro Woche. Einen Schub soll es dann in der Woche vom 26. April mit insgesamt 5,4 Millionen erwarteten Dosen geben, davon 3,2 Millionen für die Praxen. Diese hätten dann auch erstmals mehr Impfstoff als die Impfzentren der Länder, die weiter vorrangig beliefert werden sollen: mit reservierten 2,25 Millionen Dosen pro Woche.
Bis 23. März hatten im Saarland laut Ministerium rund 147.000 Menschen ihre Impfungen erhalten, etwa 30 Prozent davon bereits die Zweitimpfung. Aber die folgenden Monate werden ein Wettlauf mit der Zeit. Mehr Tempo versprechen nun nicht nur die künftigen Lieferungen, sondern auch mehr verfügbare Impfstoffe. Sechs Lieferanten haben bereits Verträge mit der EU abgeschlossen – auch wenn die Arzneimittel noch nicht offiziell zugelassen sind wie im Falle von Curevac. Mehr Tempo könnte das Miteinbeziehen von Betriebs- und Werksärzten in das Impfprozedere bringen. Mehr Tempo sollten die Mutanten in den gesamten Prozess bringen.
Mutation gegen Impfung. Ein Wettstreit, den die Pharmaunternehmen jedes Jahr in ihren Impflaboren beispielsweise gegen die ständigen Mutationen von Grippeviren immer wieder neu ausfechten. In diesem Jahr wird er wichtiger als alle anderen.