Im Vergleich zu seinen nur kurzlebigen Erfolgen als Kriegsführer waren Napoleons Leistungen als Gesetzgeber und Verwaltungsreformer historisch weitaus nachhaltiger.
Während die Schaffung eines einheitlichen Zivilrechtes, sprich eines Bürgerlichen Gesetzbuches, nach Gründung des Deutschen Reiches 1871 über fast drei Dekaden hinweg als eine kaum zu bewältigende Titanaufgabe angesehen wurde, ließ Napoleon Bonaparte einen entsprechenden Kodex für Frankreich in gerade mal vier Jahren zwischen 1800 und 1804 ausarbeiten. Der „Code civil", der zeitweise auch „Code Napoléon" genannt wurde und aus 2.281 Artikeln bestand, war ein so gewaltiger Wurf, das man ihn als das bis dahin bedeutendste und fortschrittlichste Gesetzeswerk der Neuzeit bezeichnen konnte. Trotz zahlreicher Ergänzungen, Überarbeitungen und Aktualisierungen ist er in wesentlichen Teilen noch immer in Frankreich gültig, im kleinen Nachbarland Luxemburg weist die aktuelle Fassung des dortigen Code civil sogar noch mehr Übereinstimmungen mit dem Originaltext aus napoleonischen Zeiten auf.
In Frankreich beendete der Code civil die Zersplitterung des Landes in römisch-französisches Recht in Zentrum und Süden sowie Gewohnheitsrecht in Norden und Osten. Durch Napoleons Eroberungszüge wurde der Code civil nicht nur zum neuen Zivilgesetzbuch der Franzosen, sondern auch vieler Deutscher, Spanier oder Italiener sowie aller Niederländer, Belgier und Luxemburger. Sie hielten fast alle auch nach dem Sturz Napoleons an dem Gesetzestext fest. Sogar noch 1879 wurde beim Leipziger Reichsgericht, der obersten Justizbehörde des Reiches, ein eigener Senat zur Auslegung des in manchen deutschen Regionen noch immer maßgeblichen Code civil eingerichtet. Erst mit Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) im Jahr 1900 verlor der Code civil seine Gültigkeit auf jeglichem deutschen Territorium.
Welche Bedeutung Napoleon selbst diesem Kodex beigemessen hatte, ließ sich allein schon an der Tatsache ablesen, dass er persönlich an 57 von insgesamt 102 Sitzungen des mit der Fassung des Code civil betrauten vierköpfigen Juristengremiums unter Leitung von Jean-Jacques Régis de Cambacères teilgenommen hatte. Von den vier weiteren auf seine Veranlassung hin erarbeiteten Gesetzesbüchern, die mit dem Code civil als „Cinq codes" zusammengefasst werden, ist ein solch großes Engagement Napoleons nicht überliefert. Aber auch so weist das Gesamtpaket aus Code civil, Zivilprozessbuch 1806, Handelsgesetzbuch 1807, Strafprozessordnung 1808 und Code pénal oder Strafgesetzbuch 1810 den Korsen im Rückblick als einen der größten Gesetzesreformer der Geschichte aus.
Die von Napoleon angeordnete Verwaltungsneuordnung aus dem Jahr 1800 nicht zu vergessen, die endgültig die Zentralisierung Frankreichs mit Paris als oberstem Machtzentrum zementiert hatte. Jedes der 98 französischen Departements wurde einem Präfekten unterstellt, der von Napoleon persönlich ernannt wurde und für diesen allein verantwortlich war. Die zweite Ebene der Verwaltungshierarchie bildeten die in den Departements erwachsenen und von einem Unterpräfekten geleiteten Arrondissements. Auf kommunaler Basis wurden erstmals „Mairie", getaufte und von einem hauptberuflichen Bürgermeister geführte Gemeindeverbände, geschaffen, was später in Deutschland auch als Vorbild für die heutigen Verbandsgemeinden aufgegriffen wurde.
Nur am Rande sei noch erwähnt, dass Napoleon 1800 eine zentrale Notenbank gründen ließ und Europa seinen Beamten auch die verbindliche Einführung des metrischen Systems und einheitlicher Maße verdankte. Statt Elle, Zoll oder Eimer wurde fortan in Meter, Liter oder Kilogramm gerechnet, auch wenn es noch einige Zeit dauern sollte, bis diese Neuerungen endgültig allgemein akzeptiert wurden. Was auch für die Einführung der vom französischen Militär ins Ausland transportierte Nummerierung von Häusern zur Erleichterung der Quartiersuche galt.
Zurück zum Code civil, der bei seinem Inkrafttreten 1804 in drei Bücher aufgeteilt war: „Über die Personen"; „Von den Sachen und den verschiedenen Beschränkungen des Eigentums"; „Von den verschiedenen Arten, das Eigentum zu erwerben". Mit dem Code civil sollten die Errungenschaften der Revolution und zugleich die durch die Enteignung des Adels geschaffenen neuen Besitzverhältnisse gesetzlich verankert werden. Zu den wichtigsten Inhalten zählten auch die Gleichheit aller vor dem Gesetz, die Anerkennung der Freiheit der Person und des von allen Standesprivilegien losgelösten Eigentums, die Freiheit des Gewissens, die Freiheit der Arbeit durch Abschaffung des Zunftzwangs und der Einführung der Gewerbefreiheit sowie die Trennung von Staat und Kirche samt Einführung der obligatorischen Zivilehe und der Möglichkeit zur Ehescheidung.
Sein Ideal von Paris war das Rom der Kaiserzeit
Sämtliche Reste des Feudalwesens wurden durch den Code civil hinweggefegt. Nur an die Gleichstellung von Mann und Frau wagten sich die Verfasser nicht heran. Der Code civil kann letztlich als das Gesetzbuch der aus der Revolution siegreich hervorgegangenen Bourgeoisie angesehen werden.
Obwohl das heutige Aussehen der Seine-Metropole mit ihren breiten Boulevards und den dazu gehörenden höhenmäßig standardisierten Häuserzeilen durch den Architektekten George Eugène Haussmann im Auftrag von Kaiser Napoleon III. geprägt wird, so hatte doch Bonaparte für die städtebauliche Neugestaltung von Paris mindestens ebenso ehrgeizige Pläne wie später sein Neffe. Schon 1798 hatte er imperiale Bauabsichten verlauten lassen: „Wenn ich Herrscher Frankreichs wäre, dann würde ich aus Paris nicht nur die schönste Stadt machen, die es je gegeben hat, sondern die schönste Stadt, die es jemals geben kann." Dass von seiner Bautätigkeit heute kaum mehr etwas zu sehen ist, ist hauptsächlich Abrissarbeiten der vergangenen beiden Jahrhunderte geschuldet.
Sein Ideal für Paris war das Rom der Kaiserzeit. Seine bevorzugten Elemente des Empirestiles waren Säulenreihen und Arkaden, noch heute zu besichtigen in der Rue de Rivoli, Napoleons urbanistisch größtem Wurf als neuer Ost-West-Verbindung, oder als äußerliche Ausschmückung der Madeleine-Kirche und des Palais Bourbon. Auf einer Achse von der heutigen Place de la Nation zur Place d’Etoile ziehen zwei Triumphbögen die Blicke auf sich, wobei der Arc de Triomphe, dessen Fertigstellung Napoleon nicht mehr erlebt hatte, fraglos gemeinsam mit der nach römischem Trajan-Vorbild auf der Place Vendôme errichteten Triumphsäule oder der ab 1808 erbauten Börse zu seinen bekanntesten Monumentalbauten zählen.
Von den Palästen aus seinem Umfeld ist das Château de Malmaison besonders erwähnenswert, auch das Palais Beauharnais, heute im Besitz der deutschen Botschaft, ist bestens erhalten. Platz und Weite ließ Napoleon durch Kahlschlag in den Tuilerien und vor der Kathedrale Notre Dame schaffen. Drei Seine-Brücken, Pont/Passerelle des Arts, die erste Eisenkonstruktion der Stadt, Pont d’ Austerlitz und Pont d’ Iéna, wurden ebenso auf Napoleons Geheiß erbaut wie jede Menge Brunnen, neue Abwasserssyteme, Trinkwasser-Kanäle oder Markthallen. Und auch die Häuserbedachung mit Zink wurde unter Napoleon erstmals gebräuchlich.