Seit einiger Zeit gibt es in Saarbrücken eine kleine, aber feine Kaffeerösterei namens „Black Hen". Der Kaffee, den Kai Adam und Kolja Conrad hier veredeln, erfreut sich bei Privatkunden und Restaurants bis hin zu ausgesuchten Einzelhändlern gleichermaßen großer Beliebtheit.
In den vergangenen Jahren sind viele kleine neue Geschäfte in unserer Region entstanden. Oft von jungen Leuten konzipiert, die sich mit dem aktuellen Angebot nicht anfreunden wollten – ob beim Wein, bei Gewürzen, bei regionalen Produkten, bei Feinkost oder auch bei Kaffee. Eines dieser neuen Geschäfte ist „Black Hen", eine kleine Kaffeerösterei, in der Talstraße in Alt-Saarbrücken. Dort teilen sich „Black Hen" und „Rimoco" eine riesige Fläche. Im hinteren Teil war zuvor ein Mieter ausgezogen, und die Gewürzmanufaktur „Rimoco" hat die Produktion nach Güdingen verlegt. Also war Platz für etwas Neues. Ich sitze mit Kai Adam und Kolja Conrad an einem großen Tisch – mit genügend Abstand, wie es zu diesen Zeiten sinnvoll ist. Eigentlich sind beide Lehrer, und beide hatten auch längere Auslandsaufenthalte absolviert. Kai Adam in Lissabon, Kolja Conrad in Shanghai. Auf meinen Einwand, die Chinesen würden doch am liebsten grünen Tee trinken, erklärt Kolja Conrad, da habe sich über die Jahre einiges grundlegend verändert. Shanghai sei heute eine internationale Stadt, mit Menschen aus aller Herren Länder. Und Shanghai sei die Stadt mit den meisten Coffeeshops weltweit.
Erste Versuche im eigenen Backofen
Beide haben sich während ihrer Auslandsaufenthalte intensiv um das Thema Kaffee gekümmert. Auf einer Urlaubsreise mit dem Wohnmobil durch Sardinien beschloss Adam, solch einen Kaffee, wie er ihn normalerweise allmorgens aufbrühte, in Zukunft nicht mehr trinken zu wollen. Da musste sich was ändern. Da Kaffeeröster kein Lehrberuf mehr in Deutschland ist, mussten sich die beiden ihr Wissen selbst aneignen. Und schnell kamen sie zum Thema Rösten, dem eigentlichen Geheimnis guten Kaffees – durch sanftes Rösten mit einer Auswahl erstklassiger Bohnen. Zunächst starteten die beiden jeweils zu Hause ihre ersten Versuche. Sie besorgten sich Rohkaffee, und fortan wurde im eigenen Backofen geröstet. Kai erinnerte sich: „Mit dem Brotbackautomaten und dem Heißluftfön haben wir die Bohnen heiß gemacht. Anschließend war die ganze Küche versaut. Doch dann sind wir immer mehr ins Thema eingestiegen, wir haben Bücher gekauft und Weiterbildungen gemacht."
2017 machten sie dann in der Schweiz eine Ausbildung zum Röster. Dennoch war alles damals nicht mehr als ein Hobby. Bald legten sich die beiden einen kleinen Kaffeeröster, Heimröster genannt, zu. Mit solch einem Gerät kann man in einer halben Stunde 200 Gramm Kaffee produzieren. Das funktioniert im Prinzip wie die großen Röster – mit Trommel und allem, was dazu gehört. Am Wochenende wurde fortan regelmäßig geröstet. Vor allem Conrad war vom Rösten fasziniert. Er flog schon mal nach Amerika, um sich neue Trends anzuschauen. Er reiste nach Vietnam und auch nach Laos auf Kaffeeplantagen.
Irgendwann kam der Tag, an dem sie beschlossen, ihre Jobs als Lehrer erst einmal ruhen zu lassen und eine eigene Firma aufzumachen. Adam hatte bereits als Student mit einem kleinen Unternehmen erste Erfahrungen als Geschäftsmann gesammelt. Mit drei Angestellten vertrieb er damals Surfbretter und Snowboards.
2018 war es so weit. Dennoch war es ein Sprung ins kalte Wasser. Die beiden nahmen Kredite bei der Bank auf, um ihre Vision eines besonderen Kaffees zu realisieren. Ihre Kaffeeproduktion folgt drei klaren Maximen, an denen sie nicht rütteln: Die beiden benutzen ausschließlich bio-zertifizierten Kaffee. Dabei gehe es ihnen auch um die Menschen in den Anbauländern, wie sie betonen. Dabei sollte man wissen, dass Brasilien einerseits der größte Exporteur von Kaffee ist, anderseits aber auch der größte Importeur von Pestiziden. Und so etwas wollen sie nicht einfach ignorieren. Zweite Maxime ist, dass sie keinen Kaffee kaufen, bei dem Kinderarbeit und extreme Ausbeutung der Saisonarbeiter im Spiel sind. Adam und Conrad wollen grundsätzlich wissen, wie viel Geld beim Farmer ankommt. Fair Trade ist ihnen zu wenig, ihre Haltung ist „radikaler". Dabei zahlen sie den Farmern bis zu dreimal mehr als Fair Trade. Was genau sie zahlen, kann man auf ihrer Homepage nachlesen, denn auch vollkommene Transparenz gehört zu ihrem Geschäftsmodell.
Kunden schwören auf die hohe Qualität
Sie wurden Mitglied in der Organisation „The Pledge" („Das Versprechen"). Das ist eine Vereinigung internationaler Kaffeeröster, die alle transparent arbeiten und alles offenlegen. Alle kontrollieren sich dabei, informieren sich aber auch gegenseitig. So wissen sie immer, welcher Preis für den Kaffee am Ursprungshafen bezahlt wurde – eine wichtige Information für die weitere Preisentwicklung. Adam und Conrad wollen immer das beste Produkt, und ihre Strategie dabei ist: Wer dem Farmer das meiste Geld gibt, bekommt bei ihm den besten Kaffee. Sie wollen nur „Specialty Coffee", denn dieser hat automatisch in der internationalen Bewertung mindestens 84 Punkte. Es wird so gerechnet wie in der Weinbranche. Damit kaufen sie Kaffee, wie er lediglich zu drei Prozent am Weltmarkt erhältlich ist. Das heißt für die beiden: 97 Prozent der Kaffeeangebote kommen für sie nicht infrage, da der Kaffee entweder zu schlecht ist oder ihre Kriterien nicht erfüllt werden.
Dieser Anspruch kommt auch bei ihren Kunden an. Ob Restaurants oder Endverbraucher – mittlerweile gibt es ein dichtes Netz von Partnern, die „Black Hen" vertreiben.
Vom Edeka von Jonas Lonsdorfer bis zu vielen Hofläden oder kleinen, besonderen Geschäften. Etwa der Hofladen von „Schnabel’s Restaurant" in Gersweiler. Jürgen Schnabel ist einer der Kunden, die auf Kaffee von „Black Hen" schwören: „Ich bin dort Kunde von der ersten Stunde an. Was diese beiden Jungs machen, finde ich ganz, ganz toll. Ihre Kaffeespezialitäten haben eine außergewöhnliche Qualität. Sie wissen genau, was sie kaufen und was nicht, sie rösten sehr schonend. Mir persönlich schmeckt der Espresso Blacky am besten, aber auch alle anderen Sorten schmecken besonders." Sprach’s und räumte in seinem Hofladen Kaffee von „Black Hen" in ein besonderes Regal.
Neben den Kaffees hat „Black Hen" noch ein weiteres Produkt von großem Interesse im Sortiment: Black Lisbeth, ein Kaffeelikör. Dieser wird ohne Farbstoffe hergestellt, eben mit einer besonderen Qualität nach Art des Hauses.