Der Zweite Weltkrieg hat in den Gemütern vieler Menschen tiefe Spuren hinterlassen: Posttraumatische Belastungsstörungen, Depressionen, Existenzängste und Angst vor der eigenen Zukunft. Einige Wissenschaftler behaupten, dass Kriegstraumata noch in der dritten Generation danach auftreten.
Die Autorin Melanie Benjamin betrachtet in ihrem Roman „Die Königin des Ritz" eine andere Seite des Zweiten Weltkriegs, und zwar die elitäre Gesellschaft in Paris. Der Franzose Claude ist Geschäftsführer des Luxushotels „Ritz". Ebenso wie seine Ehefrau, die Amerikanerin Blanche, sieht er mit wachsendem Unmut, wie die Macht der Nationalsozialisten immer mehr um sich greift. Doch während Blanche auf Widerstand und Konfrontation setzt, versucht Claude im Hintergrund vergeblich, seine jüdische Frau vor den Nazis zu retten.
Melanie Benjamin setzt voll und ganz auf die Wirkung der Satire. Ganz nach dem Motto „Was darf Satire? – Alles" symbolisiert bereits der Schreibstil die Intention des Buches: Blanche und Claude sind beide desillusionierte Idealisten, die unterschiedlich mit ihrem zerstörten Weltbild umgehen. Doch während Claude im Beruf brilliert, erweist er sich gegenüber seiner Frau, auch wenn er diese aufrichtig liebt, als Ehebrecher und Chauvinist – der sie jedoch mit allen Mitteln schützen will. Blanche hingegen wirkt zunächst sympathischer, allerdings auch naiver und direkter, was ihr gelegentlich einige Probleme einbringt. Die Situation gerät vollkommen außer Kontrolle, als sie sich bei einem Saufgelage weigert, „Heil Hitler" zu rufen und sich stattdessen über den „Führer" lustig macht …
Die Autorin schildert in „Die Königin des Ritz" die Probleme einer Elite, deren Probleme und Realität zu einem großen Teil an dem Leben der einfachen Menschen vorbeirauschen, ohne dass die Elite diese jemals versteht: rauschende Partys, Leben im Luxus und naive Verblendung – geschrieben mit einer spitzen Feder.
Die Wirklichkeit der meisten Kriegsopfer sah anders aus.