Die Hausärzte impfen, was das Zeug hält – falls etwas da ist. Denn die Liefersituation ist immer noch nicht zufriedenstellend und die Bürokratie frisst Zeit, sagt die Kassenärztliche Vereinigung Saarland.
Es geht voran beim Impfen – schrittchenweise. Mittlerweile sind mehr als 23 Prozent der deutschen Bevölkerung einmal geimpft worden, zweimal etwa sieben Prozent (Stand 26. April). Dabei mithelfen wollen diejenigen, für die Impfen zur Routine gehört: die Hausärzte. Aber noch immer kommt nicht genügend Impfstoff in den Praxen an. Beispiel Saarland: Hier wurden zusätzliche Impfdosen bereitgestellt, um der besonderen Situation zwischen Hochinzidenz-Ländern – Luxemburg und Frankreich – Rechnung zu tragen. Seit dem Impfstart in den Arztpraxen am 6. April haben nun 850 saarländische Ärzte bereits 38.111 Corona-Impfungen durchgeführt. Die an die hiesigen Praxen bisher gelieferten Impfdosen wurden damit vollständig aufgebraucht. Die Nachfrage nach Terminen ist hoch, berichtet die Kassenärztliche Vereinigung (KV), und im Verhältnis zur Nachfrage sind die Impfstofflieferungen immer noch zu knapp bemessen.
Hohe Nachfrage, wenig Impfdosen
„Die Liefersituation in die saarländischen Arztpraxen ist derzeit noch unbefriedigend", so Kerstin Kaiser von der KV. „Bisher konnten wir mit Liefermengen von 9.000 bis 12.000 Impfdosen pro Woche rechnen. In dieser Woche sind 25.000 Dosen angekündigt. Für den Mai ist eine wöchentliche stabile Liefermenge von 20.000 Impfdosen und für Juni von 30.000 Impfdosen angekündigt." Dies alles hänge jedoch von der Produktion und Liefersituation auf Bundesebene ab. „Zugegebenermaßen kein befriedigender Zustand, zumal die Praxen eine hohe Patientennachfrage zu verzeichnen haben, die sie sehr gerne bedienen würden."
Bis Ende dieser Woche soll die Impfkampagne weiter Fahrt aufnehmen. Denn dann hat das Bundesgesundheitsministerium deutschlandweit zwei Millionen Dosen des Impfstoffs von Biontech/Pfizer für die Arztpraxen angekündigt, davon könnten etwa 25.000 Impfdosen auf die saarländischen Praxen entfallen. Das entspräche etwa dem doppelten der bisherigen Menge. Kapazitäten nach oben sind weiter vorhanden. Da in fast allen Praxen schon lange Wartelisten existieren, sei es ohne Probleme möglich, auch kurzfristig noch größere Mengen zu verimpfen, so die KV Saarland.
Doch es gibt weitere Kritikpunkte, zum Beispiel die Vergütung. Während in Impfzentren Ärzte bis zu 180 Euro pro Stunde verdienen – je nachdem, ob sie eine Medizinische Fachangstellte mitgebracht haben oder nicht – verdienen impfende Hausärzte pro Impfung 20 Euro, festgelegt vom Bundesgesundheitsministerium. Die Vergütung für Impfzentren haben die Kassenärzte selbst ausgehandelt, die Höhe begründen sie unter anderem damit, den Vergütungsausfall in den Praxen für die Ärzte, die sich freiwillig gemeldet haben, zu kompensieren. Die Praxis-Vergütung aber sei zu niedrig, argumentieren die Kassenärztlichen Vereinigungen nun. Denn der bürokratische und logistische Aufwand in den Hausarzt-Praxen angesichts der vielen Impfwilligen stehe in keinem Verhältnis.
„Impfungen sind ein zentraler Bestandteil ärztlicher Tätigkeit. Daher sind wir sicher, dass unsere Praxen diese Aufgabe effizient bewältigen werden", erklärt Kerstin Kaiser. „Dennoch gibt es einen hohen Dokumentationsaufwand bei der Impfung." Tagesaktuell melden die Ärzte bis 23.59 Uhr Impfstatistik, Chargen-Nummern der Impfstoffe und unerwünschte Nebenwirkungen an die Kassenärztliche Bundesvereinigung. Dieser Aufwand wird nicht vergütet.
„Es sollte dringend angestrebt werden, den bürokratischen Aufwand weiter zu vermindern, um dem obersten Ziel, der Bevölkerung schnellstmöglich ein Impfangebot zu machen, näher zu kommen", fordert die KV. Ärztliche Arbeitszeit solle dem Patienten dienen und nicht der Bürokratie.