Dass fleischlose Ernährung weit mehr als nur ein Modetrend ist, beweist das „Venu Mangi" in Saarbrücken nachdrücklich. Das Konzept ist perfekt durchdacht, die Gerichte schmecken einfach sündhaft lecker.
Tobias Klever, Geschäftsführer von „Venu Mangi", reicht mir eine kleine frittierte Kugel: „Probier doch mal unsere Mangi Balls", sagt er, und ich denke direkt an etwas Kartoffeliges. „Hier drin steckt aber noch viel mehr", verrät er, denn aus der deutschen Kartoffel und einer Bio-Schälerbse, genauer gesagt aus Kichererbsen, ist ein Produkt entstanden, das knusprig, kross und obendrein noch sehr eiweißhaltig ist. Der Geschmack erinnert zum Teil an Falafel, die man eher aus der arabischen Küche kennt. Diese werden aber im Vergleich ausschließlich auf Kichererbsen-Basis hergestellt.
Die kleinen Mangi-Bällchen bilden die Grundlage von nahezu jedem Gericht, das sich auf der Speisekarte des „Venu Mangi" findet. Eine Ausnahme bilden nur die Mangi-Burger und -Bowls. In der sogenannten Futtergasse in Saarbrücken, nicht mal eine Gehminute vom St. Johanner Markt entfernt, lässt der vegane Foodstore die Herzen eines jeden Veganers höher schlagen. „Venu Mangi" überzeugt aber auch viele Nicht-Veganer, dass tierische Produkte heutzutage absolut kein Muss mehr sind. Das kann ich nur bestätigen.
Die Karte ist so bunt wie das Team
Vielleicht ist dem ein oder anderen der „World Food Trip" ein Begriff. Seit 2015 sieht man immer mal wieder bei einer Fahrt oder einem Spaziergang durch Saarbrücken den einen oder anderen Foodtruck, der vegane Gerichte zum Mitnehmen anbietet. Diese gehören wie auch das Restaurant „World Food Trip" in Blieskastel und eben das „Venu Mangi" zusammen und sind allesamt unter der Führung von Tobias Klever, der eigentlich studierter Heilpädagoge ist. In seinem früheren Job habe er viel Erfahrung in der Zusammenarbeit mit behinderten Menschen sammeln können, aber sei nebenbei schon immer unternehmerisch aktiv gewesen, erzählt er. Aktuell plant der 32-Jährige gerade die Gründung einer gemeinnützigen Produktionsstätte, wo eben auch Menschen mit Behinderung beschäftigt werden können. Aber auch jetzt kann er schon voller Stolz behaupten, dass sein Team bunt gemischt ist. Bei ihm arbeiten sowohl Mitarbeiter aus den unterschiedlichsten Kulturen als auch beispielsweise Menschen mit Downsyndrom.
Genauso bunt wie das Team ist auch die Speisekarte des „Venu Mangi". Hier werden Mangi-Balls, -Rolls und -Burger mit Toppings aus fünf verschiedenen Kulturen angeboten. Es gibt den Arabic-, Hindi-, Hispanic-, Swahili- oder den American-Style. Meinen Favoriten habe ich direkt beim ersten Besuch gefunden – eine Mangi-Roll im Hispanic-Style. Diese kann man sich vorstellen wie einen prall gefüllten Wrap. Bei „Venu Mangi" besteht dieser aus hausgemachtem Tortillabrot und sechs knusprigen Mangi Balls. Getoppt wird das Ganze für mich ganz südamerikanisch mit Salat, Mais-Salsa, Zitronen-Aioli, Mojo Rojo, Jalapenos und Würz-Amaranth. Besonders spannend hierbei finde ich das perfekt ausbalancierte Zusammenspiel von Schärfe und Säure. Um die Schärfe muss man sich trotz der unterschiedlichen Kulturen keine Sorgen machen. „Den Schärfegrad haben wir natürlich an unsere Gäste angepasst", erklärt Tobias Klever. Wer mal etwas anderes ausprobieren möchte, kann die Mangi Balls gegen einen kleinen Aufpreis durch „planted.chicken"-Streifen ersetzen lassen. Unter „planted.chicken" versteht man eine pflanzlich hergestellte Variante von Hühnchen. Bis vor kurzem wusste ich noch gar nicht, dass es so etwas mittlerweile gibt. Bis ich einen Blick ins Kühlregal des Supermarkts geworfen habe. Mir als gelernter Mediengestalterin ist die hübsche Verpackung der veganen Fleischalternative direkt ins Auge gefallen. Diese Firma hat sich genau wie „Venu Mangi" auf die Fahne geschrieben, aktiv etwas zum Umweltschutz beizutragen. Hierbei steht natürlicher Geschmack ohne Kompromisse und Zusatzstoffe ganz weit oben auf der Prioritätenliste. Viele Bowls, Salate und Dips des „Venu Mangi" finden sich übrigens auch in den Kühlregalen von mehr als zehn Edeka-Läden im Saarland.
Stets Saisonale Produkte
Der Geschmack kommt bei Tobias Klever und seinem Team definitiv nicht zu kurz. Echtes Fleisch wird man hier nie vermissen. Er kocht für sein Leben gern und brennt für die vegane Küche. „Sobald man etwas wegnimmt, schafft man Raum für Kreativität und neue Ideen", erklärt der Inhaber. Zum Beispiel macht er aus Cashewkernen eine Art Sahne, die für ihn geschmacklich viel besser sei als jede handelsübliche Sahne. Die würde ich gerne mal probieren!
Aber auch Regionalität und saisonale Produkte spielen in der Küche des „Venu Mangi" eine große Rolle. So pflegt Klever schon lange Partnerschaften mit dem Bliesgau, etwa mit der „Bliesgau Ölmühle". Hinzu kommt die Zusammenarbeit mit einem Hof, der sogar ausschließlich für „Venu Mangi" und „World Food Trip" anbaut. Dieser Hof verfügt über ein Gewächshaus mit einer Fläche von mehr als 3.000 Quadratmetern und fünf Hektar Landfläche. Die Ernten werden vorab gemeinsam geplant und genau durchdacht. Was sich natürlich auch auf die jeweiligen Speisekarten auswirkt, die saisonal angepasst werden. „Bei uns gibt es im Winter also zum Beispiel keine Gurken oder Tomaten", erklärt der Inhaber. Zur Winterzeit wird besonders darauf geachtet, was im Umkreis von 200 Kilometern zu bekommen ist. Sein Ziel für die Zukunft: „Wir möchten künftig alle Zutaten von unserem Partnerhof beziehen, was in unseren Mengen zwar schwierig ist, aber vielleicht zahlen sich unsere Bemühungen irgendwann aus."
Grundsätzlich werden keine Kosten und Mühen gescheut. Die Betriebe von Tobias Klever sind in der Lage, durch penibel durchdachte Strukturen und sogenanntes Foodsharing – also das Abgeben von übrig gebliebenen Lebensmitteln an soziale Einrichtungen oder andere Personen – ihren Abfall komplett auf null zu reduzieren. Das soll natürlich auch in der aktuellen Zeit so bleiben, daher ist das Angebot nicht so üppig wie sonst. Denn sonst hält bei „Venu Mangi" auch jeden Monat eine neue Nation auf kulinarische Art und Weise Einzug. Bei meinem Besuch ist es gerade Eritrea. „Die Küche dieses ostafrikanischen Landes findet man hierzulande viel zu wenig", bemängelt Klever. Deshalb war für ihn von Anfang an klar, dass Eritrea eins der Länder wird, die bei „Venu Mangi" kulinarisch glänzen dürfen.
Um solch ein Land so originalgetreu wie möglich repräsentieren zu können, hat er sich vorab mit im Saarland lebenden Eritreern getroffen, um gemeinsam mit ihnen zu kochen und zu essen. Denn Klever findet, dass gemeinsames Essen auf Augenhöhe jegliche Unterschiede – egal welcher Religion oder welcher Kultur – verschwinden lässt. Und das ist es, was er auf all seinen Reisen durch die ganze Welt verinnerlicht hat. Dieser Gedanke führte auch zur Namensgebung seines neusten Lokals, eben „Venu Mangi". Das bedeutet in der Plan- oder Kunstsprache Esperanto so viel wie „Komm essen!". Diese Sprache wurde geschaffen, um Kommunikation und Frieden in die Welt zu bringen. Sie wird in 120 Ländern weltweit gesprochen und wirkt sich völkerverbindend aus – genau wie das Essen bei „Venu Mangi".
Das wirkt sich auch auf die Raumgestaltung des kleinen Foodstores am St. Johanner Markt aus. Bei einem Blick an die Decke erkennt man sofort viele verschiedene Muster – ethnische Stile der heutigen Zeit. Einige davon erinnern mich an meinen Urlaub in Marrakesch. Ganz schön orientalisch.
Umweltgedanke ist sehr wichtig
Andere Muster wiederum wirken eher indianisch oder japanisch. Wenn man genauer hinschaut, erkennt man sogar den sogenannten Asanoha-Stern, der weit über die japanischen Grenzen hinaus bekannt ist. Man merkt einfach sofort beim Betreten des Foodstores, wie viel Liebe zum Detail überall drinsteckt. Für die Einrichtung wurden – mal abgesehen von den Küchenutensilien – ausschließlich Naturmaterialien wie Lehm oder Holz verwendet.
Alles in allem ist das „Venu Mangi" ein überaus gelungenes Gesamtkonzept, das wirklich perfekt zum aktuellen Zeitgeist passt. Der Umweltgedanke spielt hier wirklich eine große Rolle, was sich unter anderem auch in den Verpackungsmaterialien, die aus Papier oder anderen recycelbaren Materialien sind, widerspiegelt. Und auch geschmacklich habe ich bei „Venu Mangi" keinerlei Einwände, denn die Bowls oder Rolls von dort oder vom „World Food Trip" sind schon lange fester Bestandteil meiner Mittagspausen. Ich denke, diese Tatsache spricht für sich. Daher kann ich „Venu Mangi" nur jedem wärmstens empfehlen, der gern mal über den kulinarischen Tellerrand hinausschaut und auch mal auf tierische Produkte verzichtet. Es lohnt sich! Die Kundschaft besteht zu 80 Prozent aus Stammkunden. Ein Großteil davon sind Frauen. Zeit also für alle Männer, mal ihre Vorurteile gegenüber veganem Essen über Bord zu werfen. Übrigens, eines sei noch gesagt: So eine Mangi-Roll macht richtig satt.