Diese „American Standards" sind eine ambitionierte, traditionsbewusste, andächtige Angelegenheit – trotz des augenzwinkernden Titels, der auf eine führende Toilettenmarke verweist – WC und Pissoir „zieren" denn auch das silberne Rund …
Ian Fisher veräußert seit einem exakten Dutzend Alben substanzielle Beiträge zum sogenannten Americana-Genre. Folk und Country mit Indie-Charme und Singer-Songwriter-Finesse scheinen des Künstlers leichteste Übung zu sein. Gleichwohl blieb der Mann bis heute eines der bestgehütetsten Geheimnisse.
Dass Fisher dereinst von Missouri nach Wien zog, dürfte seine Songhandschrift beeinflusst haben, ihr stilistisch weitläufigere, kontinentale Dimensionen erschlossen haben. Der amerikanische „Rolling Stone" verortete ihn durchaus trefflich „zwischen Americana und Abbey Road-Beatles".
Was man aber auch hört, ist, dass die Melodie bewussten, Arrangement- versessenen 70er-Jahre-Songwriter aus der Vinylsammlung des Vaters nachhaltig Eindruck hinterließen – und die allseits bekannten Country-Legenden sowieso. Ian Fisher bastelt aus all diesem feinen musikalischen Stoff reinsten Balsam für die Seele, mithin Lieder, die uns den Kamin ersetzen und es daheim noch behaglicher zu machen wissen.
Geschmeidige Opulenz, verspielte Arrangements, stimmliche Hingabe und eine durchaus dynamische Produktion verdichten sich auf etlichen Tracks zu beeindruckender Perfektion. Das lässige Titelstück gemahnt an den seligen Tom Petty und das elegante „AAA Station" hätte auch ein Richard Hawley nicht besser hingekriegt.
Ja, in dieser Liga bewegt sich das Werk! „Be Thankful", „Winterwind" und „Three Chords & The Truth" überzeugen als reduzierte Balladen mit emotionaler Wucht, „Melody In Nashville" reitet auf einer Slidegitarre durch die nächtliche Country-Metropole und „It Ain’t Me" ist überraschend funkiger Piano-Pop mit einer formidablen Steelguitar.
Mit „Ghosts Of The Ryman" beschließt ein herzergreifendes Tribut an Nashvilles kultigen Veranstaltungsort diese edlen, ungemein wohltuenden „American Standards".