In Luxemburg ist Maurice Deville fester Bestandteil der Nationalmannschaft. Beim 1. FCS tut er sich dagegen auch im zweiten Anlauf schwer. Dabei hängt das eine mit dem anderen zusammen.
Im vergangenen Sommer galt der 28-jährige Angreifer als einer der Wunschspieler von Trainer Lukas Kwasniok. Neun Monate später muss man wohl feststellen, dass sich beide Seiten wohl mehr voneinander versprochen haben. Zum Zeitpunkt des Interviews hatte Maurice Deville 21 von 34 möglichen Spielen für den Drittliga-Aufsteiger absolviert, fünf Tore erzielt und zwei weitere vorbereitet. „Ich hatte mir mehr erhofft", sagt er und fügt dennoch hinzu: „Die Quote ist eigentlich nicht so schlecht. Aber am Ende zählt der Erfolg der Mannschaft. Wir spielen eine super Runde, mit ein bisschen mehr Konstanz wäre vielleicht sogar noch ein bisschen mehr drin gewesen. Da ist die Frage, ob sich die Erwartungen eines einzelnen Spielers ganz erfüllt haben, zweitrangig.
Und doch: Auch der zweite Anlauf des Luxemburgers beim FCS verläuft nicht nach Plan. 2013 kam er mit großen Hoffnungen von der SV Elversberg zum FCS. Gleich zu Beginn verletzte er sich, dann flog mit Jürgen Luginger der Trainer raus, der ihn verpflichtete hatte.
Auf den jovialen Luginger folgte der knallharte Schleifer Milan Sasic. Ein Trainer, der überhaupt nicht zum sensiblen, fast schon introvertierten Luxemburger passt, und ihn zur zweiten Mannschaft abschob. „Ich habe einiges erlebt im Fußball, ganz verschiedene Trainertypen. Mich kann eigentlich nichts mehr schocken", sagt er lachend. Nach zwei starken Spielzeiten bei Waldhof Mannheim zog es den 28-Jährigen trotz zahlreicher Angebote anderer Clubs zum FCS. „Ich will zeigen, dass ich mich weiter entwickelt habe", sagte er im Sommer. Doch die „Wunsch-Ehe" zwischen ihm und Coach Kwasniok erkaltete schnell. Zu Beginn der Vorbereitung kurierte er eine Verletzung aus Mannheimer Zeiten aus, als er in Tritt kam, wurde er zu einem Lehrgang der Nationalmannschaft berufen. „Es ist Fluch und Segen. Immer wenn ich auf dem Sprung war, hier Fuß zu fassen, bin ich zur Nationalmannschaft. Das hat mich beim FCS zurückgeworfen. Auf der anderen Seite komme ich in Luxemburg regelmäßig zum Einsatz. Ich habe gegen Weltklassespieler wie Cristiano Ronaldo auf dem Platz gestanden. Das sind besondere Erlebnisse, die ich auch nicht missen mögen."
Der 28-Jährige, der mit seiner langjährigen Freundin Michelle im Nordsaarland lebt, ist ein ruhiger Zeitgenosse, keiner der auf den Putz haut, keiner der Ärger macht. Wer erwartet hat, er würde nach einem schwierigen Jahr auch nur ein schlechtes Wort über den scheidenden Trainer Kwasniok verlieren, der sieht sich getäuscht: „Er ist ein guter Trainer, er hat vieles richtig gemacht. Wenn ein Trainer im Sommer acht Spieler holt, können nicht alle acht erwarten, dass sie immer spielen." Dennoch gab es Momente, die Deville wehgetan haben. Als er im Hinspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern nach seiner Einwechslung eine gute Leistung bot und den Ausgleich erzielte, machte er sich berechtigte Hoffnungen auf einen Startelfeinsatz gegen seinen Ex-Club Waldhof Mannheim.
Doch Kwasniok ließ ihn draußen. „Er hat für jedes Spiel seinen eigenen Plan. Natürlich würde ich lügen, wenn ich sagen würde, dass es mir egal war, dass ich nicht gespielt habe. Aber jeder Trainer hat seine Philosophie und Lukas war hier erfolgreich mit der Art, wie er die Dinge angegangen ist. Von daher habe ich mich nicht zu bneschweren.""
Während Kwasniok den FCS im Sommer verlassen wird, besitzt Deville noch einen Vertrag für die kommende Saison. Kontakt zum neuen Coach Uwe Koschinat gab es noch nicht. „Ich glaube, er will sich zurückhalten, bis die Saison rum ist. Das ist auch okay so. Ich haue mich rein und hoffe, dass ich mich noch ein paarmal zeigen kann. Wie er mit mir plant, werden wir dann sehen. Ich habe aufgehört, mir Gedanken über Dinge zu machen, die ich nicht beeinflussen kann."
Fluch und Segen sind allerdings nicht nur seine regelmäßigen Fahrten zur Nationalmannschaft. Auch seine Vielseitigkeit war in dieser Saison nicht unbedingt ein Vorteil. „Ich habe in der Vergangenheit auf beiden offensiven Außenbahnen und im Sturm gespielt. Andererseits bin ich auch ein Typ, der vielleicht nicht so spektakulär spielt und Routine sowie feste Abläufe im Spiel benötigt um auf ein Top-Niveau zu kommen."
„Ich bin ein Spieler, der Routine und feste Abläufe benötigt"
Doch seine Lieblingsposition auf der rechten Seite füllt Nicklas Shipnoski aus. Der 23-Jährige ist Topscorer beim FCS und steht vor einem Wechsel in die Zweite Liga. Die Entwicklung um „Shipi" verfolgt Deville mit gemischten Gefühlen. „Er ist ein super Junge, nicht nur sportlich, sondern auch menschlich. Wenn Du in dem Alter die Möglichkeit hast, in eine höhere Liga zu wechseln, musst du es eigentlich machen. Als Mitspieler hoffe ich aber, dass er doch noch bleibt. Er ist ein sehr wichtiger Spieler für uns." Dass sich Devilles Position verbessern könnte, sollte seine Planstelle freiwerden, interessiert ihn daher nur am Rande: „Natürlich denkt jeder Fußballer erst einmal an sich. Auf der anderen Seite steht das große Ganze. Wenn ich 15 Tore geschossen hätte und wir wären Vorletzter, dann wäre auch niemand zufrieden. Ich zuletzt."
So verfolgt er auch den sich anbahnenden Umbruch mit gemischten Gefühlen. Zur Situation von Mitspielern äußert sich der 28-Jährige nicht, sagt aber: „Man hat in Mannheim gesehen, dass es schwierig werden kann, wenn ein Umbruch zu groß ist. Ich hoffe, dass möglichst viele Spieler bei uns bleiben. In der 3. Liga ist es ein Vorteil, wenn man eingespielt ist."
Trotz einer teilweise schwierigen Saison, in der ihn auch eine schwere Muskelverletzung zurückwarf, hat der Luxemburger im Endspurt wieder Kraft getankt. „Die Wintermonate waren hart. Ich war fast zwei Monate verletzt, dann waren die Trainingsbedingungen durch Schnee und Eis nicht unbedingt geeignet, um schnell in Form zu kommen. Dann hatte ich auch Spiele, in denen ich nicht gut war. Aber ich habe durch die letzten Wochen wieder Mut gefasst", sagt der 28-jährige Angreifer und fügt hinzu: „Es war kein Fehler, dass ich zurückgekommen bin. Ich spiele gerne für den FCS."