Nach der ernüchternden 0:3-Niederlage gegen den FC MagdeÂburg hat der 1. FC Saarbrücken beim AufÂstiegsÂaspiranten FC Ingolstadt einen bemerkenswerten AufÂtritt hinÂgelegt. Nun steht bereits das letzte Heimspiel an.
Ein Saisonende bedeutet im Wanderzirkus auch immer Abschied nehmen. Beim 1. FC Saarbrücken trifft das in dieser Saison besonders zu. „Als ich in den vergangenen Tagen beim Training die Jungs beobachtet habe, da ist schon ein bisschen Wehmut hochgekommen", sagte Trainer Lukas Kwasniok, der den Verein aus freien Stücken verlassen wird. Am Freitag erwartet sein Team den SV Meppen. Für die Emsländer geht es noch um alles in Sachen Klassenverbleib. Doch wer den Auftritt des FCS am vergangenen Samstag beim FC Ingolstadt gesehen hat, der kann sicher sein, dass die Blau-Schwarzen kein Punktelieferant sein werden. „Die Mannschaft hat einen tollen Charakter. Wir haben uns geschworen, dass wir bis zur letzten Minute alles geben. Das haben wir gezeigt, sagte Kwasniok und fügte hinzu: „Ich bin stolz und dankbar, dieses Team trainieren zu dürfen. Und ich kann sagen, dass ich das Glück habe, gehen zu können, wenn es am schönsten ist."
„Stolz, dieses Team trainieren zu dürfen"
Das trifft sicher auch auf Nicklas Shipnoski zu. Der 23-Jährige, der im Vorjahr beim SV Wehen Wiesbaden in der 2. Liga seinen Stammplatz verlor, wurde in Rekordzeit zu einem Gesicht des Aufsteigers, der vor allem in der Hinrunde für Furore sorgte. Für eine festgeschriebene Ablösesumme wechselt er nun im Sommer zum Zweitligisten Fortuna Düsseldorf. Lange hatten sie gehofft, der Außenstürmer, der in Saarbrücken schnell heimisch wurde, würde doch noch ein Jahr bleiben. „Er hat im Sommer die Vertragskonstellation bewusst so gewählt. Es ist sein Anspruch, mindestens Zweite Liga zu spielen. Wir haben auch noch mal mit seinem Berater gesprochen, ob es die Möglichkeit gibt, nachzubessern. Aber die Signale waren klar", sagte Sportdirektor Jürgen Luginger. Anfragen und Angebote gab es reichlich. Neben Düsseldorf buhlten auch Jahn Regensburg und der 1. FC Nürnberg um den 23-Jährigen. Dass es am Ende so lange dauerte, hing mit der ungeklärten sportlichen Situation zusammen. „Wir hatten ja noch die Chance aufzusteigen. Natürlich spielen auch finanzielle Aspekte eine Rolle, aber bei ihm ging es tatsächlich primär um die sportliche Perspektive", sagte Luginger. Der gebürtige Pfälzer hat sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, wohl auch deshalb ist ihm in den vergangenen Wochen ein wenig die LeichtigÂkeit abhandengekommen. „Ich habe dem FCS viel zu verdanken. Ich habe hier eine tolle Mannschaft vorgefunden und ich habe die sportlich beste Zeit meiner Laufbahn gehabt. Als Sportler strebst du immer nach Höherem. Wenn wir aufgestiegen wären, wäre ich geblieben. Ich hab’ hier in der Stadt Freunde gefunden und mich sehr wohlgefühlt. Diese Zeit wird immer in meinem Herzen bleiben", sagte der 23-Jährige.
In der vergangenen Woche informierte Shipnoski auch den künftigen Trainer Uwe Koschinat über seinen Wechsel. Der 49-Jährige hatte zuvor den Kontakt zu dem Offensiv-Mann gesucht, um die Möglichkeit abzuklopfen, ihn doch noch zu halten. „Es war abzusehen. Trotzdem zeigt das Größe, dass mich der Junge selbst angerufen hat", sagte Koschinat.
Die Personalplanungen für die kommende Saison haben längst begonnen. Innenverteidiger Boné Uaferro hat seinen Vertrag verlängert, mit potenziellen Neuzugängen wurde schon gesprochen. „Es ist immer schwierig so etwas vorherzusagen, aber ich denke, dass wir in den kommenden 14 Tagen etwas vermelden können", sagte Luginger.
Auch mit Spielern, die noch unter Vertrag stehen, wird gesprochen. Innenverteidiger Marin Sverko verfügt wie Shipnoski über eine Ausstiegsklausel. Bei ihm könnte eine Entscheidung erst nach Saisonende fallen, da er für Kroatien bei der U21-Europameisterschaft aktiv ist. Bisher ist noch niemand an den FCS herangetreten, dass er den 23-Jährigen verpflichten möchte. Interessenten gibt es für Torwart Daniel Batz, der mit 30 Jahren Planungssicherheit über sein Vertragsende im Sommer 2022 hinaus haben möchte. Hier hat der FCS mittlerweile Gesprächsbereitschaft signalisiert.
Ins Rampenlicht hat sich Youngster Luca Kerber gespielt. Im Januar unterschrieb der 19-Jährige einen Profivertrag, der ab dem kommenden Sommer für zwei Jahre läuft noch zu Konditionen, die einem Nachwuchsspieler entsprechen. Mittlerweile ist der Dillinger Stammspieler und ins Blickfeld der U20-Nationalmannschaft gerückt. In Ingolstadt war DFB-Trainer Christian Wörns vor Ort, um den Mittelfeldspieler zu beobachten. „Ich sehe ihn jetzt zum dritten Mal. Es ist bemerkenswert, mit welcher Ruhe er agiert. Natürlich ist er immer noch sehr darauf bedacht, keine Fehler zu machen. Er muss an sich arbeiten, um von seiner Position aus auch Impulse nach vorne zu setzen. Das wäre der nächste Schritt, aber er hat ja noch Zeit", sagte Wörns am Rande des Spiels. Kerbers Leistungen will der Verein honorieren, sein Vertrag soll angepasst werden. Über eine Ausstiegsklausel verfügt der 19-Jährige ohnehin nicht. Und noch ein Youngster ist plötzlich wieder da. Der schon abgeschriebene Rasim Bulic spielte in Ingolstadt zum ersten Mal von Beginn an und machte seine Sache mehr als ordentlich. „Er ist groß und schnell. Er hat super Anlagen. Seit er nicht mehr mit Spielern rumhängt, die den Verein mittlerweile verlassen haben, hat er auch begriffen, worauf es im Fußball ankommt", lautete Kwasnioks trockener Kommentar.