Jogi Löw hat sein letztes Aufgebot für den Sommer verkündet, und die Parteien haben ihre Aufstellung für den Herbst auch soweit klar. An Pfingsten haben erste Lockerungen bei den Pandemiebeschränkungen Erwartungen geweckt. Das Jahr könnte also, wenn auch reichlich verspätet, seinen Lauf nehmen.
Nach Sommermärchen sieht es allerdings nicht aus. Nicht nur, weil der Mai völlig verregnet war und der deutsche Beitrag beim European Song Contest abgeschlagen Vorletzter geworden ist. Was natürlich nur an der bekannten deutschen Zurückhaltung liegt, mit der wir lieber anderen den Vortritt lassen, als uns aufzudrängen. Was aber offenbar missverstanden wird. Anders lässt sich kaum erklären, warum andernorts darüber gespottet wird, wenn sich die angeblichen Weltmeister in Sachen Verwaltung und Organisation so gar nicht als leuchtendes Vorbild durch die Krise schmuggeln.
Das Thema wird sich, wenn es keine weiteren Rückschläge gibt, über die Sommerferien einigermaßen erledigen. Spannender ist sowieso, was wir für die Zeit lernen, die als die Nach-Corona-Ära notiert wird.
Dabei geht es natürlich um harte Facts. Über Schlagworte wie Digitalisierung oder Homeoffice als symbolische Beispiele wird ausreichend diskutiert. Wo ein stückweit die Phantasie fehlt, sind andere Aspekte, die sich nicht einfach in Zahlen und Statistiken fassen lassen. An vieles haben wir uns in der Krise so gewöhnt, dass ein einfaches Zurück in Vorkrisenverhältnisse nicht vorstellbar ist. Viel hängt von äußeren Weichenstellungen ab, davon, welche Lehren in Politik und Wirtschaft gezogen werden. Ob wir als Gesellschaft krisenresistenter und gelassener oder im Gegenteil ungeduldiger und unnachgiebiger werden, ist noch nicht ausgemacht. Das hängt auch vom Stil ab, in dem wir die ohnehin vorhandenen und jetzt noch verschärften Umbrüche angehen. Da scheint ein Wahlkampf ziemlich unpassend – und kommt doch eigentlich gerade richtig. Die großen Überschriften der Parteien kommen ziemlich ähnlich daher. Müssen sie auch, denn die großen Herausforderungen sind eindeutig klar. Im Detail muss gestritten werden. Nur gilt auch hier:
Ein Wahlkampf wie vor der Krise wird dem, worum es nach der Krise geht, nicht gerecht werden können.
POLITIK
Foto: picture alliance / Wolfgang Minich
Nach gedacht: Auf geht’s
Politik - Kolumne
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