Jeder Mensch hat einen ureigenen Körpergeruch, der vor allem genetisch bedingt ist, aber auch von Faktoren wie bakterieller Schweißumwandlung, Pheromon-Duftstoffen, Ernährungsweise oder Alter geprägt wird.
Der individuelle Geruch sagt viel über uns aus. Und er hat auch direkte Auswirkungen auf das gesellschaftliche Miteinander. Ob man jemanden gut riechen kann oder eben auch nicht, ist daher nicht nur ein Sprichwort. Die richtige Körperchemie in Gestalt des Eigengeruchs spielt beispielsweise bei der Partnerwahl eine ganz entscheidende Rolle. Dabei bestimmen vor allem unsere Gene, welchen Duft wir haben, der ganz individuell aus Zerfallsprodukten unseres Immunsystems, dem Zerfall einer Gruppe von
Zelloberflächen-Eiweißen, produziert wird und daher so einzigartig ist, dass in der Wissenschaft von einem „olfaktorischen Fingerabdruck“ gesprochen wird. Der Individualduft gibt anderen Menschen intuitiv Auskunft über das eigene genetische Profil, sprich darüber, welches genetische Material verfügbar ist. Das hat direkte Folgen auf die Partnerwahl, weil es die Natur so eingerichtet hat, dass zwei möglichst genetisch unterschiedliche Individuen zusammenfinden sollen, damit deren Nachkommen eine vielfältigere Genkombination ermöglicht werden kann. Die Attraktivität des Gegenübers liegt also keineswegs nur im Auge des Betrachters, sondern ist auch von dessen Wahrnehmung des Nasenabdrucks abhängig. Die Duftinformation wird über die 350 bis 400 Riechrezeptoren der Nase ins Gehirn weitergeleitet und dort im Bereich des limbischen Systems, das auch für Gefühle, Triebe oder das Gedächtnis zuständig ist, weiterverarbeitet.
Die Rolle von Pheromonen in der menschlichen Geruchswahrnehmung ist wissenschaftlich noch ziemlich ungeklärt – auch wenn in der Kosmetikbranche mit den chemo-sensorischen Reiz-Duftstoffen als Wundermittel bei der Partnersuche geworben wird. Die flüchtigen biochemischen Signalstoffe funktionieren auch im Tierreich. Zwar konnten auch beim Menschen Pheromonrezeptoren in winziger Zahl nachgewiesen werden, aber bislang konnte noch kein einziges humanes Pheromon isoliert werden. Dennoch wird vermutet, dass im menschlichen Schweiß Pheromone enthalten sein könnten. Als möglicher Kandidat wird Androstenon gehandelt, das Männer in ihrem Achselschweiß abgeben. Dem renommierten Zellphysiologen und Riechforscher Prof. Hanns Hatt von der Bochumer Ruhr-Universität war es 2017 gemeinsam mit Kollegen der Unis Bern und Köln gelungen, einen der fünf klassischen menschlichen Pheromonrezeptoren mithilfe des Duftstoffs Hedion, der beispielsweise in Jasmin vorkommt, zu aktivieren. „Die Ergebnisse könnten ein Hinweis darauf sein, dass es auch bei Menschen eine Pheromonwirkung geben könnte, die sich vom klassischen Riechen unterscheidet“, sagt Prof. Hatt.
Unser Geruchssinn nimmt im Alter ab
Dass unsere Fähigkeit zum Riechen im Laufe unseres Lebens abnimmt, genauso wie Hören und Sehen, wird in der Öffentlichkeit noch viel zu wenig wahrgenommen. Logischerweise können Senioren daher auch ihren eigenen Körpergeruch viel weniger intensiv erschnuppern. Kinder können hingegen wahnsinnig gut riechen, allerdings müssen sie zunächst lernen, die verschiedenen Gerüche einzuordnen. Dass Senioren anders riechen als jüngere Menschen galt lange als Binsenwahrheit, konnte aber 2012 erstmals in einer „The Smell of Age“ betitelten Studie eines US-Forscherteams unter Leitung der Biologin Susanna Mitro vom Monell Chemical Senses Center in Philadelphia wissenschaftlich nachgewiesen werden. Für die Untersuchung wurden die Probanden in drei Altersgruppen eingeteilt und mussten drei Tage lang Shirts mit in den Achselhöhlen eingenähten Pads tragen. Bei der anschließenden Pads-Riechprobe konnte eine breite Mehrheit der Probanden eindeutig den Körpergeruch der Gruppe Alt (75 bis 95 Jahre) identifizieren. Zur großen Überraschung der Wissenschaftler wurde aber dieser typische Alte-Leute-Geruch von den Probanden am angenehmsten eingestuft, während die Ausdünstungen der jungen bis mittelalten Probanden wenig Gefallen fanden. Die Forscher machten vor allem das enthaltene Sexualhormon Testosteron dafür verantwortlich.
Die Ausdünstungen von Männern riechen anders als die von Frauen. Maskuliner Schweißgeruch unter den Achselhöhlen beispielsweise ist in der Regel stechender und käsig-schweißiger. Die auffälligsten Gerüche entstehen beim Menschen auf der Kopfhaut, im Mund, in den Achselhöhlen, an den Füßen, an der Oberschenkelspalte oder im Intimbereich. Auch wenn die meisten Gerüche über die Nase wahrgenommen werden, so finden sich auch Duftrezeptoren auf der Haut und im Darm.
Einen wesentlichen und ziemlich unerwünschten Beitrag zu unserer Duftnote leisten die zwei bis vier Millionen Schweißdrüsen, die über unseren ganzen Körper im Lederhautgewebe verteilt sind und ein salzhaltiges, dünnflüssiges und geruchloses Sekret zur Temperaturregulierung und als Säureschutzmantel abgeben. Schweiß besteht zu 99 Prozent aus Wasser, das recht schnell verdunstet. Der kleine Inhaltsrest, der beispielsweise aus Harnstoffen, Harnsäure, Eiweiß, Zucker, Milchsäure, Aminosäuren, Ammoniak, Carbonsäuren oder Elektrolyten besteht, wird zum geliebten Fressen von auf der Haut lebenden Bakterien, die durch den Abbau langkettiger Fettsäuren zu kleineren Molekülen wie Ameisensäure oder Buttersäure erst den unangenehmen Schweißgeruch erzeugen. Die meisten Schweißdrüsen finden sich in den Armbeugen, an der Stirn, den Handtellern und den Fußsohlen. Wobei speziell letztere den Bakterien, die es warm und feucht lieben, ein paradiesisches Umfeld bieten, das durch Schuhe und Strümpfe zudem noch luftdicht verpackt wird.
Die auf den Fußsohlen sitzenden rund 600 Schweißdrüsen pro Quadratzentimeter liefern den Bakterien ein riesiges Feuchtigkeitspotenzial zur Ausbildung eigenwilliger Düfte, wobei sie die Aminosäure Leucin in die fatale, für den Stinkefuß verantwortliche Isovaleriansäure umwandeln, die wiederum aber erst durch Reaktion mit weiteren Substanzen der Bakterienarbeit den ungeliebten Käsegeruch bilden kann, unter dem viele Menschen zu leiden haben.
Auch in den Achselhöhlen finden die Bakterien reichlich Nahrung, wobei hier die Aminosäure der Schweißproteine in stechend schweißig-ranzig riechende Buttersäure oder Ameisensäure umgewandelt wird. Auch an Ziegen oder Schwefel erinnernde Geruchsnuancen können sich bilden, wogegen es gottlob ja wirksame und starke Deodorants gibt.
Mundgeruch ist weit verbreitet
Mundgeruch ist ein weit verbreitetes Problem, Schätzungen zufolge ist ein Viertel der Weltbevölkerung davon betroffen. Meist ist der schlechte Atem mangelhafter Mundhygiene geschuldet, weil viele Menschen regelmäßiges Zähneputzen und den Einsatz von Zahnseide oder Mini-Bürstchen zur Säuberung der Zahnzwischenräume vernachlässigen. Dadurch wird der Nährboden für unsere Mund-Bakterien noch zusätzlich vergrößert, die bei der Zersetzung von Aminosäuren die unangenehm riechende Schwefelverbindung Methantiol freisetzen. Oder das ähnlich schwefelige Dimethylsulfid. Auch stickstoffhaltige Amine können ihren verheerenden Beitrag zur Kakostomie in unserem Mund leisten. Veganer besitzen meist einen angenehmeren Atem als Karnivoren, da das Fleisch voller Proteine steckt, aus denen die Bakterien reichlich Stoffwechselabfallprodukte bilden können. Bei Rauchern kann auch ein generell gestörtes Mundmilieu ursächlich für schlechten Atem sein.
Auch im Intimbereich sind Körpergerüche etwas ganz Normales, werden aber dennoch meist als Tabuthema gehandelt. Bei Frauen hat der vaginale Ausfluss einen typischen durch gesunde Laktobazillen hervorgerufenen Intimgeruch, der in den Wechseljahren etwas stärker werden kann. Erst wenn die Vagina fischig, hefig oder säuerlich riechen sollte, könnte das ein Zeichen für eine Infektion sein. Die Männer pflegen ihrem in der Regel relativ unauffälligen Penis-Geruch normalerweise kaum Beachtung zu schenken. Es sei denn, es bildet sich infolge der Schweißzersetzung durch Bakterien ein fischiges Aroma aus oder es kommt gar als Folge mangelnder Hygiene zur Entstehung eines weißlich-gelben Sekrets namens Smegma, das durchdringend müffelt. Ein peinlicher Problemfall kann der Urin werden, der normalerweise bei ausreichendem Trinken weitgehend geruchlos sein sollte und allenfalls durch den Verzehr bestimmter Genussmittel wie Spargel (Umwandlung der Spargel-Asparaguinsäure in stark riechende Substanzen wie Methantiol oder Dimethylsulfid), Knoblauch, Kohl, Kaffee oder Alkohol kurzfristig deutlich verändert sein kann. Der weithin gefürchtete Uringeruch nach Ammoniak kann sich nur dann ausbilden, wenn die drei enthaltenen Substanzen Harnstoff, Harnsäure und Kreatinin, die überschüssigen Stickstoff aus dem Körper befördern sollen, stark konzentriert sind.
Auch die Darmwinde mit dem Übeltäter Schwefelwasserstoff dürfen natürlich nicht gänzlich verschwiegen werden. Sie entstehen bei der Zersetzung schwefelhaltiger Aminosäuren durch die Darm-Bakterienflora und können bei manchen Menschen zusätzlich auch noch mit Methan angereichert sein.
Die regelmäßige Einnahme von Medikamenten kann den Körpergeruch erheblich verändern. Auch lassen sich Verdachtsmomente für diverse Krankheiten an individuellen Geruchsverschiebungen ablesen. Ein süßlicher Mundgeruch kann beispielsweise auf Diabetes hindeuten, auch süßlich riechender Urin kann ein Indiz für diese Krankheit sein. Riecht der Atem nach Aceton oder der Urin dauerhaft nach Ammoniak, kann dies ein Hinweis auf mögliche Leber- oder Nierenprobleme sein.