Die Drittliga-Saison ist für den 1. FC Saarbrücken beendet. Nun steht noch das Pokal-Finale an. Es war ein wilder Ritt auf der Rasierklinge. Es gab Gewinner und Verlierer.
Zum Spiel in Zwickau wollte Lukas Kwasniok nicht mehr viel sagen. Der Aufsteiger, der die Saison auf dem hervorragenden fünften Platz abschloss und seine persönliche Bestmarke von 59 Punkten egalisierte, verlor 0:2 und handelte sich noch eine überflüssige Rote Karte durch José Pierre Vunguidica ein. „Es war ein gebrauchter Tag. Mit zehn Mann haben wir fast noch besser gespielt als zu elft. Aber jetzt müssen wir die Kräfte noch einmal sammeln, um uns mit dem Saarlandpokal-Sieg zu verabschieden“, sagte Kwasniok nach seinem letzten Liga-Spiel als Cheftrainer des 1. FC Saarbrücken. Lange Zeit sah es so aus, als könne der Aufsteiger durchmarschieren, doch eine Schwächephase im Winter und viele Verletzungsprobleme verhinderten eine Sensation. FORUM blickt auf je fünf Gewinner, Verlierer und „die Unentschiedenen“ der Saison.
Die Gewinner
Lukas Kwasniok: Der Trainer, der nach dem 0:3 im Halbfinale des Saarlandpokals beim FC Homburg bereits angezählt schien, widerlegte seine Kritiker. Seine Mannschaft spielte über weite Strecken der Saison einen begeisternden Fußball. Kwasniok hatte eine hohe Trefferquote bei Transfers, stellte sich stets vor die Mannschaft. Nun zieht es den 39-Jährigen zum SC Paderborn. Sein persönlicher Aufstieg ist ihm gelungen.
Daniel Batz: Als der 30-Jährige im Sommer 2017 von der SV Elversberg zum 1. FC Saarbrücken wechselte, wurde er kritisch beäugt. Mittlerweile ist der Torwart das Gesicht der Mannschaft, eine absolute Identifikationsfigur des Vereins und einer der besten Torleute der Liga. Seine herausragenden Leistungen sollen mit einem neuen, langfristigen Vertrag belohnt werden.
Nicklas Shipnoski: Nach einem verlorenen Jahr beim SV Wehen Wiesbaden hatte den Außenspieler zu Beginn niemand so richtig auf der Rechnung. Doch schon im Laufe der Vorbereitung explodierte der Pfälzer förmlich, spielte eine überragende Hinrunde und rief zahlreiche Zweitligisten auf den Plan. In der Rückrunde stimmte seine Quote weiterhin, auch wenn ihn eine Verletzung ausbremste. Nach nur einem Jahr, 15 Toren und zehn Vorlagen zieht es den 23-Jährigen in die Zweite Liga zu Fortuna Düsseldorf. Sportlich wiegt sein Abgang schwer, menschlich auch. Durch seine offene Art und seinen ehrlichen Umgang mit seiner Vertragssituation hat er sich viele Sympathien erarbeitet.
Luca Kerber: Er sollte als Kapitän die U19 zum Klassenerhalt in der Bundesliga führen und langsam Profiluft schnuppern. Durch den Saison-Abbruch in der Jugend stand er im Winter plötzlich im Kader der Profis. Der 19-jährige Student machte seine Sache mit Bravour und wurde mit einer Einladung zur Nationalmannschaft belohnt.
Manuel Zeitz: Es gab doch einige, die zweifelten, ob „Zeitzer“ noch einmal Drittliga-Niveau erreichen würde. Er hat alle Kritik widerlegt. Als Kapitän ein absolutes Vorbild und mit konstant guten Leistungen. Freundet sich gegen Saisonende sogar mit der eher ungeliebten Innenverteidiger-Position an.
Die Verlierer
José-Pierre Vunguidica: Er ist das große Missverständnis in der Ära des ehemaligen Sportdirektors Marcus Mann. Zwar lobten alle Trainer seine professionelle Einstellung, doch sportlich hatte einer der teuersten Kaderspieler keinerlei Mehrwert. Zum Abschluss handelte er sich noch einen Feldverweis ein. Am Ende stehen für beide Parteien drei verlorene Jahre.
Steven Zellner: Der Saarländer wurde zur tragischen Figur. In der Hinrunde überragend, verletzte er sich im Januar am Knie. Sein Comeback kam (zu) schnell. Danach suchte er seine Form und verletzte sich am Ende dann richtig schwer. Er wird bis zum Jahresende ausfallen, ob er überhaupt wieder Fußball spielen wird, ist ungewiss.
Maurice Deville: Es war Kwasnioks Wunschtransfer, doch richtig warm wurden Trainer und Spieler nie. Immer, wenn er in Form zu kommen schien, reiste er zur Nationalmannschaft. Seine Quote ist nicht einmal so schlecht, aber am Ende hatten sich alle Beteiligten mehr erwartet. Es bleibt die Hoffnung, dass er unter dem neuen Trainer Uwe Koschinat wieder Vertrauen fasst.
Lukas Schleimer: Das Talent kam aus Nürnberg, startete richtig durch und fiel dann in ein Loch. Auch er verlor die Gunst des Trainers, entwickelte bei seinen Einsätzen aber zu wenig Torgefahr. Sein Weg ist offen, in Nürnberg dürfte er keine große Zukunft haben.
Fanol Perdedaj: Der Publikumsliebling stand zu Saisonbeginn in jeder Wunschformation. Doch eine endlose Verletzungsserie brachte ihn aus dem Tritt. Uwe Koschinat legt keinen Wert mehr auf die Dienste des Mentalitätsspielers. In Form kam er erst, als sein „Aus“ schon feststand.
Die Unentschiedenen
Sebastian Jacob: Als Führungsspieler und Sympathieträger unersetzbar. Sportlich in der Hinrunde herausragend. In der Rückrunde streikte dann sein Körper. Aus dem Spiel heraus gelang ihm im Jahr 2021 nur ein Treffer. Es bleibt zu hoffen, dass er zum Saisonstart wieder fit ist. Für den FCS ist er weiterhin unverzichtbar.
Julian Günther-Schmidt: Kwasnioks Wintertransfer wurde zunächst kritisch beäugt. Dann explodierte er förmlich. Als er richtig in Form war, stoppte ihn eine Corona-Infektion. Er muss den Beweis antreten, dass er nicht nur unter seinem Lieblingstrainer Kwasniok funktioniert.
Timm Golley: Von den Fans lange kritisch gesehen, kam er gegen Rundenende doch noch einmal in Form. Er weiß, wie Dritte Liga geht, beendet aber seine professionelle Laufbahn. Am Ende mehrten sich sogar die Stimmen, die seinen Verbleib forderten.
Mario Müller: Von Kwasniok während der Hinrunde zum besten Linksverteidiger der Liga geadelt, sank er in der Gunst des Trainers. Aus nur schwer nachvollziehbaren Gründen war der 29-Jährige plötzlich mehr auf der Bank als auf dem Feld. Sein Vorteil: Der neue Trainer hat sich früh festgelegt, dass er mit ihm plant.
Boné Uaferro: In der Vorbereitung richtig stark, bremste ihn eine Verletzung aus. Bis zum letzten Spieltag auf der Suche nach seiner Form. Aber Koschinat steht auf den Innenverteidiger, sein Vertrag wurde verlängert.