Der 1. FC Saarbrücken Tischtennis hat die Chance, seinen Deutschen Meistertitel am 6. Juni zu verteidigen. Darko Jorgic hat als bester Spieler der Rückrunde daran sehr großen Anteil.
Wird über den 1. FC Saarbrücken Tischtennis gesprochen, dann fällt immer erst der Name Patrick Franziska, dann der Name Shang Kun. Doch zu diesen beiden Topspielern hat sich in der vergangenen Saison ein weiterer Name ins Rampenlicht gespielt: Darko Jorgic. Der Slowene war in der vergangenen Saison der beste Rückrundenspieler, verlor nur ein Spiel und schickte große Namen, unter anderem Timo Boll, mit einer Niederlage nach Hause. Bei einem Turnier in China spielte er gegen den wohl besten Tischtennisspieler aller Zeiten Ma Long – und unterlag nur knapp.
Seine herausragenden Leistungen zeigen sich nun auch endlich in der Weltrangliste. Dort steht er nun unter den besten 30 Spielern der Welt. Sein gesteigertes Selbstvertrauen zeigte sich schon im Saisonverlauf. Der Start war schwierig, für den gesamten Verein: „Zu Beginn der Saison haben wir schwierige Spiele verloren, aber wir haben uns zurückgekämpft, und gegen Ende der Saison war alles möglich. Als wir es dann in die Play-offs geschafft hatten, waren wir natürlich sehr glücklich", sagt der 22-Jährige. Nachdem es dann immer besser lief, traute sich Jorgic auch mehr zu. Er stellte sich der Herausforderung auf Position eins zu spielen, lag gegen besser gesetzte und erfahrenere Spieler zurück und gewann trotzdem.
So auch im Play-off-Halbfinale, als er Hugo Calderon nach einem 0:2-Rückstand noch in die Knie zwingen und somit wichtige Punkte für den FCS einfahren konnte. „Die zwei Spiele gegen Ochsenhausen waren hart, zu Hause waren wir in Rückstand und Franz hat einige Matchbälle abgewehrt. Das war der Grundstein für den Sieg an diesem Abend – Ochsenhausen war bockstark. Als ich gegen Hugo 0:2 zurücklag, habe ich mich auf mein Spiel konzentriert und bin sehr glücklich, dass es mir gelungen ist, das Spiel zu drehen. Ich hatte nichts mehr zu verlieren", erzählt er. Nun steht für Jorgic und den FCS am 6. Juni das Finale gegen Borussia Düsseldorf an.
Somit kommt es zu einer Wiederholung des vergangenen Finales der Champions League, welches zum Leidwesen des FCS Borussia Düsseldorf für sich entscheiden konnte. „Es ist eine einzigartige Situation, dass die beiden besten Mannschaften Europas, die auch schon im Champions-League-Finale standen, nun auch um die Deutsche Meisterschaft spielen. Unsere Vorfreude auf dieses Finale ist riesengroß", so Nicolas Barrios, Geschäftsführer des FCS TT. „Wir gehen in das Finale mit dem Gefühl, dass wir Außenseiter sind, weil Düsseldorf eine überragende Saison gespielt hat. Nichtsdestotrotz sind wir eine der wenigen Mannschaften, die Düsseldorf schlagen können. An so einem Tag entscheidet die Tagesform – und wir können das Spiel gewinnen, davon bin ich überzeugt." Auch Jorgic ist überzeugt davon, dass es dieses Mal funktionieren kann: „Düsseldorf ist ein enorm starker Gegner mit außergewöhnlichen Spielern. Wir haben das Champions-League-Finale gegen sie verloren, natürlich wollen wir jetzt die Revanche. Wir werden versuchen, ruhig zu bleiben und das Spiel dieses Mal auf unsere Seite zu ziehen. Wir dürfen nicht an den Titel denken, sondern müssen uns auf unser Spiel konzentrieren. Dann können wir den Titel dieses Jahr verteidigen."
Durch Jorgics Leistungssprung bessere Optionen
Das Finale um die deutsche Meisterschaft ist in diesem Jahr aber noch nicht das Ende für Darko Jorgic. Zum ersten Mal hat er sich mit seinem Heimatland für die olympischen Spiele qualifiziert. Dort tritt er mit der Mannschaft, aber auch im Einzel an. „Es sind meine ersten Olympischen Spiele, also wird alles erst mal neu für mich sein. Wir sind sehr glücklich, dass wir uns mit der Mannschaft qualifiziert haben – große Erwartungen haben wir nicht. Wir versuchen aber, unsere Spiele zu gewinnen, egal wie." Ziele im Einzel hat Jorgic natürlich auch: „Durch die Setzliste wartet in der zweiten Runde gleich ein sehr starker Gegner auf mich. In meiner momentanen Verfassung ist meiner Meinung nach alles möglich. Ich bin in einer sehr guten Form. Wenn ich es in die Runde der besten 32 oder sogar 16 schaffe, wäre das schon ein Erfolg für mich – aber auch für Slowenien."
Und mit den Olympischen Spielen ist für Jorgic dann immer noch nicht Schluss. Denn Ende September startet die Tischtennis-Europameisterschaft in Rumänien. Auch dort wird Jorgic teilnehmen: „Ich bin froh, dass nun auch wieder internationale Turniere stattfinden können. Hier ist es aufgrund meiner besseren Platzierung auf der Setzliste in den ersten beiden Runden einfacher, da mir schwächere Gegner zugeteilt werden. Unterschätzen darf man aber niemanden. Wie ich es schon gesagt habe: Wenn ich zu meinem Spiel finde und meine Qualitäten an die Platte bekomme, kann ich jeden schlagen. Viertelfinale wäre ein erstes Ziel – aber bei den Europameisterschaften geht es nur Schritt für Schritt."
2021 ist für Darko Jorgic ein Jahr, in dem er sich aus dem Schatten seiner beiden Mitspieler befreien kann und sich nun auch noch weiter befreien könnte. Im Finale gegen Düsseldorf wird Jorgic eine Schlüsselrolle einnehmen, um die Titelverteidigung zu verwirklichen.
Durch die bestechende Form des Slowenen hat der FCS nun auch weitere taktische Optionen: Sowohl Patrick Franziska als auch Shang Kun und Darko Jorgic können an Position eins auflaufen und Spiele gewinnen. In dieser Zusammenstellung kann der FCS jede andere Mannschaft schlagen – auch die Ausnahmekönner aus Düsseldorf um Timo Boll. Jorgic kann zudem bei Olympia und der EM in diesem Jahr weiterhin die Erwartungen, die in ihn gesetzt wurden, befeuern: Der Ausnahmespieler hat das Zeug dazu, in der Weltrangliste noch weiter nach oben zu klettern. Grenzen sind dabei keine gesetzt. Doch zunächst will er den Titel verteidigen.