Die preisgekrönte Serie „Fleabag" besticht mit britischem Humor und der wundervoll tiefgründigen Hauptdarstellerin Phoebe Waller-Bridge. In zwei Staffeln entführt sie uns in eine Welt voller Konflikte und emotionaler Tiefschläge.
Die von Amazon produzierte Dramedy-Serie zeichnet das bittersüße Leben von Fleabag, einer eigenwilligen, chaotischen Frau in den Dreißigern, deren wirklicher Name innerhalb der zwei Staffeln nie genannt wird. Sie ist anders als die anderen, redet obszön, schaut mit Vorliebe Pornos, masturbiert zu politischen Reden von Barack Obama, schläft mit jedem Typen und schafft es mit ihrer direkten Art, sich von einer Katastrophe in die nächste zu manövrieren. Von Beginn der Serie an ist man mittendrin im Leben von Fleabag, indem es erstmal scheint, als wäre alles okay. Doch nach und nach wird klar, dass dem nicht so ist. Die Mutter ist vor einigen Jahren an Brustkrebs gestorben, der Vater tief verstrickt in der Beziehung zur ehemals besten Freundin seiner verstorbenen Gattin und der Taufpatin von Fleabag und deren Schwester Claire. Die beste Freundin Boo, mit der Fleabag ein Meerschweinchen-Café betreibt, hat sich ungewollt selbst umgebracht, nachdem ihr Freund mit einer anderen Frau geschlafen hat. Mit ihrem Freund ist Fleabag in einer ständigen On-Off-Beziehung.
Das gleichnamige Theaterstück, ebenfalls verfasst von der Hauptdarstellerin Phoebe Waller-Bridge, wurde 2013 im Soho Theatre aufgeführt und war 2014 für den Olivier nominiert. Zudem wurde die Serie 2019 mit sechs Emmys ausgezeichnet, unter anderem als beste Comedyserie und für die beste Hauptdarstellerin.
Ausgezeichnet als beste Comedyserie
Was die Serie so besonders macht, ist, dass Fleabag die vierte Wand durchbricht, sie spricht den Betrachter direkt an, als wäre er ein vertrauter Mensch oder die beste Freundin. Man wird auf intime Art und Weise in ihre Gedanken und ihr Leben miteinbezogen.
Nach dem Tod ihrer besten Freundin, der sich Fleabag am meisten anvertraute, flüchtet sie sich in zahlreiche Affären. Nach außen hin stark und fröhlich wirkend, sucht sie dennoch Liebe und Unterstützung bei ihrer Familie, vor allem bei ihrer eher kontrollierten Schwester Claire, gespielt von Sian Clifford. Doch diese ist selbst in einer unglücklichen Ehe mit dem Alkoholiker Martin gefangen, der auf der Geburtstagsparty seiner Frau Fleabag zu küssen versucht. Der Vater, gespielt von Bill Paterson, kann nach dem Tod seiner Frau keine wirkliche Beziehung zu seinen Töchtern aufbauen, und die neue Frau an seiner Seite (Olivia Colman) versucht auf jede erdenkliche Weise, Fleabag mit zynischen Sprüchen zu attackieren. Zum Ende der ersten Staffel hin entfremdet sich Fleabag mehr und mehr von den Menschen, die ihr wichtig sind und wird mit ihrer eigentlichen Trauer und Einsamkeit konfrontiert.
Vorprogrammierte Katastrophe: verliebt in einen Priester
Die zweite Staffel setzt ein Jahr später an: Das Café läuft mittlerweile gut, sie hat ihren Trieb mit jedem Mann zu schlafen zu wollen unterdrückt und es scheint, als hätte sie alles unter Kontrolle. Dann lernt sie auf der Verlobungsfeier ihres Vaters den äußerst charmanten, wild fluchenden katholischen Priester (Andrew Scott) kennen, der die bevorstehende Trauung vollziehen soll. Er und Fleabag fühlen sich zueinander hingezogen, und die sonst so verschlossene Fleabag kann sich ihm anvertrauen. Zudem ist der Priester der einzige, der hören kann, welche Gedanken sie mit dem Publikum teilt. Die nächste Katastrophe scheint vorprogrammiert …
Wer auf eine Fortsetzung setzt, der wird vorerst enttäuscht, da Drehbuchautorin und Hauptdarstellerin Phoebe Waller-Bridge nicht vor hat, eine weitere Staffel zu produzieren, trotz der großen Nachfrage. Schade.