Die Autoren unseres Titelthemas schreiben, dass es von der Erkenntnis eines Problems bis zu seiner Lösung manchmal Jahrzehnte braucht. Dabei war doch früher bereits vieles unverpackt zu haben.
Müll im Allgemeinen, aber speziell Plastikmüll ist ein großes Problem unserer Generation. Die Städte ersticken im Abfall, auf Deponien wird der Platz knapp. Die Bundesrepublik steht in Müllfragen alles andere als vorbildlich da: Ein Berliner produziert im Jahr rund 380 Kilogramm Haushaltsabfall. Da sind Bauschutt und Gewerbemüll nicht mit eingerechnet. Im EU-pro-Kopf-Vergleich schneiden wir beim kommunalen Müll unrühmlich ab. Die Mülltrennung allerdings funktioniert recht gut. Gerade in puncto Papier und Altglas. Bleiben allerdings Unmengen von Plastik. Was wirklich hilft, ist also die Vermeidung von Abfall in erster Instanz.
Unverpackt-Läden sind ein Konzept, das sich immer größerer Beliebtheit erfreut. Mehr und mehr Läden werden eröffnet, die auf Verpackungen im Lebensmittel- und Drogerie-Segment verzichten. Denn viele Verpackungen sind schlichtweg unnötig. Außerdem bieten wiederverwert- und verwendbare Transportmöglichkeiten praktische Alternativen.
Doch irgendwie mutet diese vermeintlich neue Entwicklung kurios an. Denn wer alt genug ist, wird sich zurückerinnern: Noch in den 80er-Jahren waren es vor allem „Tante-Emma-Läden", die das meiste in ihrem Sortiment unverpackt angeboten hatten.
Der Mehraufwand lohnt sich
Ab den 90ern wurden dann in Plastik verpackte Artikel als praktischer empfunden. Praktisch mögen Plastikverpackungen sein, weil sie Lebensmittel vor Verunreinigungen schützen. Aber der Preis, den wir mit dieser Entwicklung in den vergangenen 30 Jahren zahlen, ist, wie sich rausgestellt hat, zu hoch.
Die Zeiten ändern sich nun mal und damit auch die Gewohnheiten einer Gesellschaft. „Take away" und „to go" sind zwei Begriffe, die unsere Gesellschaft schätzt. Wir müssen nicht mehr selbst kochen, sondern nehmen unsere Lieblingsspeisen fertig mit nach Hause. Natürlich verpackt. Jahrelang in Alu- oder Styroporschalen eingepackt, getragen in dünnen Plastiktüten, die direkt im Müll landen.
Ob wir von dieser entspannten Art der Nahrungsbeschaffnung noch mal abrücken? Es ist zu bezweifeln. Aber immerhin lässt sich auch hier ein positiver Trend verzeichnen. Denn mehr und mehr Gerichte, die man mitnehmen kann, werden in Pappe verpackt. Hinzu kommt, dass mittlerweile verschärft an Verpackungsalternativen geforscht und gewerkelt wird. Zum Beispiel an Materialien, die sich besser recyceln lassen oder die ökologisch leichter und vor allem schneller abbaubar sind und zugleich ressourcenschonend. Bei allen Bemühungen liegt aber wohl noch ein langer Weg vor uns. Denn die Müllmengen, die jeder Einzelne produziert, sind leider nicht rückläufig.
Die Menschen, Läden und Konzepte, die wir in diesem Titelthema vorstellen, gehen aber mit gutem Beispiel und reichlich Motivation voran, um zu retten, was zu retten ist. Wenn wir alle mitmachen, dann befinden wir uns auf einem guten Weg. Auch wenn ein Einkauf in einem Unverpackt-Laden etwas mehr Planung und Zeit erfordert – der Aufwand wird sich in jedem Fall lohnen, weil wir damit nicht nur uns selbst etwas Gutes tun, sondern auch der Erde, auf der wir leben und auf der schließlich auch noch zahlreiche weitere Generationen leben sollen.