Nach dem ersten Hype in den 90er-Jahren kommen die temporären Tattoos endlich zurück auf die Haut. Sie verbinden die Sehnsucht nach Veränderung und zaubern echte Blickfänge auf den Körper. Dabei gibt es erhebliche Unterschiede zwischen den Tattoo-Arten.
Klebetattoos, Temptoos, Bio-Tattoos oder Inkbox-Varianten? Wer sich für ein temporäres, also vorübergehendes Tattoo entscheidet, der hat eine Vielzahl von Möglichkeiten. Temporären Tattoos ist eine Sache gemein: Im Gegensatz zu echten Tattoos bleiben sie nur eine kurze Zeit auf der Haut und verändern den Look. Eine gute Möglichkeit zur kurzfristigen Veränderung, ohne langfristige Entscheidungen fürs Leben zu treffen. Bleibt die Wahl des passenden Motivs und der Variante. Klebetattoos sind der einfachste Weg zum neuen Körperschmuck. Es gibt sie in unzähligen Varianten überall im Web zu bestellen. Selbst in Drogerien und Supermärkten finden sich oft Tattoo-Bögen. Die Motive reichen von bunten Einhörnern über coole Tribals bis hin zu politischen oder religiösen Sprüchen. Nachdem das passende Klebebild gefunden ist, geht es an den Auftrag auf die Haut. Dazu die entsprechende Körperstelle von Haaren befreien und gut reinigen. Hierzu keine Seife verwenden, denn die hindert später den Kleber daran, richtig zu halten. Besser sind Alkoholpads, die es in der Apotheke in praktischen Mehrpacks zu kaufen gibt. Ist die Haut nach der Reinigung trocken, das gewünschte Motiv zunächst ausschneiden. Anschließend die Schutzfolie abziehen, das Klebetattoo auflegen und dabei sicherstellen, dass das Bild unten liegt. Danach das Trägerpapier anfeuchten. Etwa 20 Sekunden lang vorsichtig andrücken. Nun muss das Papier nur noch abgezogen werden und das fertige Tattoo kann trocknen. Es hält etwa ein bis zwei Wochen auf der Haut, je nachdem, wie sehr man schwitzt. Sollte es einem früher nicht mehr gefallen, helfen Hautöl oder eine Bodylotion, um das Motiv wieder zu entfernen.
Schon die Kleinsten lieben den lustigen Körperschmuck zu Kindergeburtstagen oder anderen Festlichkeiten. Hier sollten Eltern aber besonders auf die Qualität achten, damit die empfindliche Kinderhaut keinen Schaden nimmt. Anbieter wie Manitober oder Nuukk bieten spezielle Öko-Klebetattoos an. Die sind gleich auf größeren Bögen erhältlich und beinhalten zum Beispiel bunte Tiermotive. Die Tattoos sind vegan, dermatologisch getestet, kommen ohne Plastik aus und werden in Deutschland – Nuukk – und Österreich – Manitober – hergestellt. Der Versand erfolgt über die eigenen Onlineshops.
Vor der Anwendung die Verträglichkeit testen
Wem das Aufkleben nicht zusagt, für den bietet Inkbox eine Alternative. Auch hier wird das Tattoo auf die gereinigte Hautoberfläche geklebt und dort für etwa eine Stunde belassen. Währenddessen reagiert ein spezieller Pflanzenfarbstoff mit den Aminosäuren der Haut und verfärbt diese zunächst Blau. Nach 24 Stunden verändert sich der Farbton zu Schwarz. Der Farbstoff selbst stammt aus Jenipapo-Früchten und soll unbedenklich für die Gesundheit sein. Allerdings gibt es hierzu keine gesicherten wissenschaftlichen Untersuchungen. Deshalb vor der Anwendung erst einmal die Verträglichkeit an einer kleinen Hautstelle antesten oder den Hautarzt befragen. Das fertige Farbtattoo hält etwa zwei Wochen. Faktoren, die zu einem schnelleren Verblassen führen, sind Schweiß und Reibung. Deshalb sind sichtbare Stellen an Armen und Beinen zum Auftragen im Sommer besser geeignet als von der Kleidung bedeckte Körperstellen. Wem das Tattoo nicht gefällt, der muss abwarten, bis es verblasst. Wer versucht, es mit einem Peeling oder Ähnlichem abzureiben, der riskiert, dass sich die Farbe in noch tiefere Hautschichten hineinfrisst und dann dort länger verbleibt. Das Verblassen von Tattoos wird als Fading bezeichnet. Solange die Farbe lediglich in der Epidermis, also der obersten Hautschicht verbleibt, lösen sich auch gestochene Motive nach vier bis sechs Wochen wieder auf. Kein Wunder, dass „echte" Fading-Tattoos schon vor einigen Jahren aus den USA zu uns herüberschwappten und die Arme zahlreicher Stars (zum Beispiel Thomas Gottschalk) verzierten. Der musste sich als Wetteinsatz in seiner großen Samstags-Abendshow „Wetten, dass ..?" ein sogenanntes Temptoo stechen lassen. Auch hier reichte die Auswahl von kunterbunten Kunstwerken bis zu minimalistischen Zeichen. Doch mit dem Trend kamen die Probleme. Passierte es dem Tattoo-Artist nämlich, dass er beim Stechen nicht nur die oberste Hautschicht, sondern die darunter liegende Lederhaut – Dermis – erwischte, dann verblasste das Tattoo nicht. Es blieb stattdessen in Teilen sichtbar, ein insgesamt sehr unbefriedigender Anblick und einer mit echten Tücken. Die Farbe musste so aufwendig, schmerzhaft und teuer mithilfe einer Laserbehandlung wieder entfernt werden. Was es brauchte, war deshalb ein neuer Trend. Und der heißt neuerdings Bio-Tattoo. Zum Einsatz kommen Pflanzenfarbstoffe wie Henna. Dabei handelt es sich um einen Pflanzenfarbstoff, der aus den Blättern des Hennastrauches gewonnen wird. Diese ergeben zu Pulver gemahlen und mit Wasser vermischt die typische rot-braune Paste, die für die Färbung der Haut sorgt. Inzwischen gibt es auch schwarze Henna-Paste im Handel. Davon sollten Fans der traditionellen Malerei aber besser Abstand nehmen. Für die schwarze Färbung sorgen chemische Bestandteile und die können schnell allergische Reaktionen auslösen. Um ein perfektes, gut verträgliches Ergebnis zu erzielen, ist es ratsam, immer zunächst einen Henna-Test zu machen, um herauszufinden, ob die Haut den Farbstoff verträgt.
Danach gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder selbst zu Schablone und Henna-Paste greifen und mutig drauflosmalen, oder sich in die Hände eines professionellen Hennakünstlers begeben. Das Malen selbst ist relativ schnell gemacht, solange die Motive nicht zu groß geraten. Für die Trocknung braucht es aber Geduld. Mindestens drei Stunden sollte die Paste auf der Haut einziehen, am besten über Nacht. Dazu die Stelle in eine Mullbinde wickeln. In der Trocknungszeit und für die kommenden 24 Stunden darf kein Wasser auf die Paste kommen. Sonst verwischt die filigrane Malerei. Deshalb die getrocknete Paste mit einem Tuch abwischen und anschließend mit einer Mischung aus Zitronensaft und Olivenöl über die Hautpartien reiben. Das versiegelt die Farbe und lässt sie strahlen. Je wärmer die Haut ist, desto schöner wirkt das Ergebnis. Kein Wunder, dass Henna traditionell zu festlichen Anlässen Verwendung findet und dann überwiegend auf Hände und Füße aufgetragen wird. Bei regelmäßiger Pflege mit Kokosöl verbleibt das Ergebnis dort etwa zwei Wochen. Sonneneinstrahlung oder Meerwasser schaden der Farbwirkung nicht, Henna ist deshalb ein beliebtes Mitbringsel aus dem Urlaub.
Ölivenöl versiegelt die Henna-Farbe
Als Alternative zum rötlich-braunen Pflanzenfarbstoff hat MyJagua ein schwarzes Farbgel auf den Markt gebracht, das sich mehr am Bild eines gängigen Tattoos orientiert. Das Gel ist vegan und enthält zu 100 Prozent natürliche Inhaltsstoffe. Es kann mit Schablonen auf die Haut aufgetragen werden und hält dann etwa zwei Wochen. Nach dem Auftrag muss das Gel zwei Stunden trocknen. Die Reste lassen sich dann einfach abwaschen. Danach erscheinen die gezeichneten Gellinien hellgrau. Erst nach ein bis zwei Tagen dunkeln sie nach und erreichen den gewünschten schwarzen Farbton. Wasser ist für die Jagua-Tattoos nach dem Abtrocknen kein Problem, sie sind wasserfest. Trotzdem ist es immer ratsam, erst mal auszuprobieren, ob die eigene Haut den neuen Körperschmuck verträgt.
Vielleicht bieten temporäre Tattoos wie dieses einen guten Einstieg in die Welt der Körperkunst? Schlussendlich sind Bilder oder Sprüche auf der Haut nichts anderes als eine neue Art der Ausdrucksweise, sich zu schmücken und die eigene Persönlichkeit mehr nach außen zu tragen. Wer weiß, vielleicht wächst ja aus diesen vorsichtigen Versuchen schon bald der Mut zu einer echten Tätowierung? Und wenn nicht, haben Fans der kurzweiligen Veränderung hier sicherlich ein breites Spektrum an immer neuen Möglichkeiten, denn so schnell werden Klebetattoos und Co. nicht vom Markt verschwinden.