Die Satanic Voices gelten als Institution in der saarländischen Musikszene. Im Oktober wird die Rockband beim Rockabella-Supporter-Festival auftreten. Sänger Frank Müller im Interview.
Die Rockband Satanic Voices aus Neunkirchen wurde 1989 als Satanic Verses gegründet. Nachdem sie sich 2011 aufgelöst hatte, meldete sie sich 2019 mit neuen und alten Gesichtern zurück.
Frank, lass uns kurz über Dich reden. Du bist auch Schauspieler und Musicalsänger. Aus welchen Aufführungen könnte man Dich kennen?
Im Sat. 1-Nachmittagsprogramm bin ich oft in diversen Produktionen zu sehen. Auf der Musical-Bühne spielte ich zuletzt bei Aufführungen in Neunkirchen und Stuttgart den Bischof in „Die Päpstin". Die zwei Jahre davor durfte ich in der Neuen Gebläsehalle in Neunkirchen die Rolle des durchgeknallten Altnazis Franz Liebkind in den „Producers" übernehmen. Aber auch ernsthafte Rollen machen mir Spaß. Wie zum Beispiel die des sich nach Anerkennung sehnenden Hannes im saarländischen Mundartstück „Erde", das 2019 in der Kettenfabrik in St. Arnual gezeigt wurde.
Seit wann singst Du?
Angefangen hat es damals im Schulchor in St. Ingbert. Da war ich circa zwölf Jahre alt.
Deine neue Band, die Satanic Voices, sind beim Rockabella-Supporter-Festival dabei. Laut Veranstalterin Melanie Weiler habt Ihr sie beim Start der Crowdfunding-Kampagne kontaktiert. Wie habt ihr von dem Festival erfahren?
Großes Kompliment erst einmal an Melanie Weiler. Sie hat mit diesem Konzept etwas Geiles auf die Beine gestellt. Durch die sozialen Medien sind wir darauf aufmerksam geworden und haben sofort beschlossen, ein Teil davon zu sein. Ein paar Telefonate mit Melanie später stand der Gig fest.
Habt Ihr noch die Hoffnung, dass alle kulturellen Institutionen die Pandemie-Zeit überleben werden?
Hoffnung natürlich. Aber wenn wir das Ganze realistisch betrachten, werden viele auf der Strecke bleiben. Am schlimmsten sind ja leider diejenigen betroffen, die man nicht sieht, ohne die es aber nicht geht. Ich denke da an meine lieben Mitstreiter vor und hinter der Bühne wie zum Beispiel die Verantwortlichen für Licht und Ton.
Wie habt Ihr bisher die Pandemie-Zeit als Band überstanden? Habt ihr zwischendurch geprobt oder via Videokonferenz musiziert und getalkt?
Wir proben – natürlich nicht mehr so oft wie vor Corona – mit dem notwendigen Abstand und wie es erlaubt ist in unseren heiligen Hallen bei unserem Gitarrengott Fitsch im Limbacher Bahnhof.
Einige Bands haben die Konzertzwangspause zum Songschreiben und Aufnehmen genutzt. Euer letztes Album „Unzensiert" stammt aus dem Jahr 2008. Ist bald mit einem Nachfolgealbum zu rechnen?
Da die Resonanz auf unsere Wiedervereinigung riesig war, denken wir tatsächlich darüber nach. Wir werden sehen.
Ist es für Euch überhaupt noch interessant, neue Lieder zu schreiben oder seid Ihr zufrieden damit, altes Repertoire zu spielen?
Beides. Wir sind ständig dabei, neue Songs zu schreiben oder bekannte Titel auf Satanic Voices-Art zu covern. Live sind aber die alten Songs immer wieder geil zu spielen, und unsere Anhänger wollen ja auch vor allem die alten Sachen hören. Nur so, glaube ich, wird man auch in die gute, alte Zeit versetzt.
Zwischen 2011 und 2019 pausierte die Band. Du bist erst seit der Reunion dabei. Wie kam es dazu?
Nach einem Auftritt von mir in der Gebläsehalle lernte ich Fitsch kennen, der mir damals für den besagten Auftritt sein Motorrad ausgeliehen hatte. Er erzählte mir von der Idee, die Band wieder aufleben zu lassen, und so kam eins zum anderen.
Seit wann ist Dir der Name Satanic Voices ein Begriff? Und wie gut kanntest du die Band? Wie oft hast Du sie live erlebt, bevor Du eingestiegen bist?
Ich kannte die Band von Anfang an und habe sie tatsächlich Anfang der 90er einmal live gesehen. Deshalb ist es jetzt natürlich für mich eine große Ehre, Teil des Ganzen geworden zu sein.
Kannst Du Dich mit allen Songs und Texten identifizieren? Schließlich singst Du ausschließlich Texte von anderen.
Da die meisten Songs der Feder unseres zweiten Sängers Jule entsprungen sind und er ja auch immer noch dabei ist, kann ich mich voll und ganz damit identifizieren, zumal ich alle Titel früher schon mitgesungen habe.
Wenn Ihr neue Songs schreibt: Kannst Du der Band neue Impulse geben oder versuchst Du, dem altbewährten Stil der Band gerecht zu werden?
Ein neuer Sänger bringt immer neue Impulse mit – auch beim Songwriting. Ich kann nur sagen: Wir sind zwar älter, aber nicht leiser geworden.
Du konntest mit Satanic Voices noch Live-Erfahrungen sammeln, bevor Euch Corona dazwischenkam. Wie war Dein erster Auftritt mit der Band?
Das war der 26. Juli 2019 beim Lobo MC in Ballweiler. Es war für mich in zweierlei Hinsicht ein Stahlbad. Erstens trat ich zum ersten Mal als neuer Frontmann vor einer großen Gruppe von Fans und Rockern auf. Zweitens herrschten im Saal 40 Grad. Doch wir haben den Gig gerockt und eine tolle Resonanz erhalten.
Die Musik der Satanic Voices wird meist als „Prolo-Rock" bezeichnet. Trifft diese Umschreibung auch noch im Jahr 2021 zu?
Prolo bedeutet: geschmacklos, niveaulos, pietätlos, primitiv, pöbelhaft, stillos, taktlos, unangebracht, unfein, wüst und platt. Und das von sechs Jungs aus der Arbeiterklasse. Also klare Antwort: ja! Interview: Kai Florian Becker