Nach einem schwierigen Jahr beim KSC soll es für Mittelfeldspieler Alexander Groiß wieder nach oben gehen. Mit seinem Kumpel Nicklas Shipnoski hat er dabei ein prominentes Vorbild.
Einen günstigen Zeitpunkt für eine Verletzung gibt es aus Sicht eines Profifußballers sicherlich nicht. Sich als neuer Spieler gleich im ersten Testspiel eine Verletzung zuzuziehen, ist allerdings die Höchststrafe. Doch Alexander Groiß trägt es mit Fassung. „Es ist ja zum Glück nicht ganz so schlimm. Ich habe einen Schutzpanzer bekommen und mit dem kann ich schon ganz gut trainieren. Bis zum Saisonstart sollte das kein Problem mehr sein", erzählt der 23-jährige Neuzugang des 1. FC Saarbrücken über seinen Rippenbruch.
Ausgebildet beim VfB Stuttgart spielte der 1,90 Meter große zentrale Mittelfeldspieler die vergangenen drei Jahre beim Karlsruher SC. Obwohl er häufig an der Startelf dran war, gelang ihm der ganz große Durchbruch bislang nicht. „Ich habe in Karlsruhe viel gelernt. Nicht nur fußballerisch, sondern auch menschlich. Vor allem, wie man mit Rückschlägen umgeht. Im Fußball geht es nicht immer nur nach oben. Ich denke, ich kann die Dinge gut einordnen."
Schön früh standen die Zeichen bei Groiß auf eine Profikarriere. Noch bei seinem Heimatverein FC Schechingen wurde er für die Württemberg-Auswahl berufen. Der Wechsel zum großen VfB war dann eigentlich nur eine Frage der Zeit. Dort legten sie nicht nur Wert auf eine gute fußballerische Ausbildung, auch die Schule hatte einen großen Stellenwert. Groiß absolvierte die Fachhochschulreife und machte eine Ausbildung im Sportmanagement. „In der Bundesliga ist das heute Normalität, dass man ein zweites Standbein bekommt. Ich bin froh, dass ich etwas in der Hinterhand habe", sagt er. Doch zunächst soll seine Karriere wieder Fahrt aufnehmen.
Ein wenig erinnert sein Werdegang an den von Nicklas Shipnoski, den Groiß seit gemeinsamen Lehrgängen der Junioren-Nationalmannschaft kennt und mit dem er seitdem befreundet ist. Nach einem schwierigen Jahr beim SV Wehen Wiesbaden in der Zweiten Liga entschloss sich „Shippi" zum Wechsel nach Saarbrücken. Die weitere Entwicklung ist bekannt. Nach einer überragenden Saison verließ er das Saarland mit einem Dreijahresvertrag im Gepäck Richtung Düsseldorf. „Der FCS hat gezeigt, dass er eine gute Adresse für junge Spieler ist, die einen neuen Anlauf nehmen möchten", sagt Groiß und nennt Marin Sverko, den er aus Karlsruher Zeiten kennt, als weiteres Beispiel. Bei beiden hat er sich über die Verhältnisse beim FCS erkundigt und beide haben ihm zum Wechsel an die Saar geraten.
Doch ein Selbstgänger wird sein Engagement bei den Blau-Schwarzen nicht. Mit Dave Gnaase wurde ein gestandener Akteur für seine Position geholt, zudem steht Eigengewächs Luca Kerber nach einer überragenden Rückrunde vor seiner ersten echten Profisaison. „Es sind 38 Spieltage. Es kommen Verletzungen und Sperren. Bei den Ambitionen, die der Verein hat, ist es ganz normal, dass er sich breit aufstellt. Für einen Fußballer gibt es doch nichts Schöneres, als sich in jedem Training ein faires Duell zu liefern", sagt Groiß, der klarstellt: „Ich sehe mich als zentralen defensiven Mittelfeldspieler. Ich habe beim VfB auch mal hinten gespielt, aber das ist eigentlich nicht meine favorisierte Position."
„Wir müssen uns nicht verstecken"
Noch kaum im Saarland angekommen, ist ihm auch schon die recht hohe Erwartungshaltung zu Ohren gekommen. Dass der Haussegen in den vergangenen Wochen nach den Niederlagen in Kaiserslautern und Elversberg schief hing, haben ihm seine neuen Kollegen bereits erzählt. „Als wir mit dem KSC aufgestiegen sind, hatten wir noch das Landespokalfinale gegen Mannheim. Das haben wir zum Glück gewonnen, weil die Fans uns hinterher auch gesagt haben, dass eine Niederlage gegen Waldhof die Freude über den Aufstieg mehr als getrübt hätte. Man muss diese Sicht akzeptieren, weil die Fans viel geben. Aber auf der anderen Seite zählt auch das Gesamtresultat, und da muss man sagen, dass der FCS mit dem fünften Platz als Aufsteiger eine sehr gute Runde gespielt hat. Für uns gilt es nun, diese Leistung zu bestätigen", sagt der 23-Jährige, der kein konkretes Saisonziel ausgeben will. „Die 3. Liga ist traditionell sehr offen. Es gibt in vielen Spielen keinen Favoriten. Wir wollen natürlich das Maximum erreichen. Aber einen Aufstieg kann man nicht garantieren, auch wenn ich natürlich nichts dagegen hätte, wenn es so kommen würde. Wir haben auf jeden Fall richtig Qualität in der Truppe und müssen uns nicht verstecken." Nach einigen Wochen ist Alexander Groiß bereits im Saarland angekommen. Das Hotelleben ist bald Vergangenheit, in Kürze wird er in Gersweiler eine eigene Wohnung beziehen. Freundin Vivien, mit der er seit knapp eineinhalb Jahren zusammen ist, wird nach Beendigung ihrer Ausbildung im Januar nachkommen. „Sie wusste, dass ein Wechsel passieren kann, als wir uns kennengelernt haben. Trotzdem bin ich froh, dass sie bereit ist, diesen Schritt gemeinsam mit mir zu gehen. Mir sind stabile Verhältnisse wichtig", sagt der 23-Jährige, der abseits vom Fußballplatz ein ruhiger, höflicher Zeitgenosse ist.
Groiß war einer der Neuzugänge, die absolut ins Anforderungsprofil vom neuen Trainer Uwe Koschinat passen. Mit einer Körpergröße von 1,90 Metern und einem Kampfgewicht von 86 Kilo bringt er die nötige Robustheit mit, die dem Team in der vergangenen Saison teilweise gefehlt hat. Daher geht er auch neben dem üblichen Trainingsalltag noch regelmäßig ins Fitnessstudio. „Ich mache einfach gerne Sport. Natürlich mache ich es auch, um auf dem Platz die nötigen Voraussetzungen zu haben. Aber ich bin auch kein reiner Abräumer, sondern versuche, die Dinge spielerisch zu lösen."
Dabei wird ihm zunächst der Schutzpanzer helfen, der die lädierte Rippe schützen soll. „Manchmal muss man versuchen, gewisse Dinge auszublenden. Aber auf dem Platz spürt man ohnehin den Schmerz viel weniger. Es wird Zeit, dass es losgeht", sagt Groiß.